Die Suppe nicht versalzen lassen

Der gelernte Schreiner Björn Strebel (27)spielte mehrere Jahre Unihockey in der Nati A. Heute ist er Verteidiger bei Unihockey Aargau United. Bild: Caroline Schneider

Der Unihockeystock gehört zu Björn Strebel wie der Hirtenstock zum Hirten. «Unihockey ist für mich wie das Salz in der Suppe.» Sozusagen die Würze in seinem Leben. Seit Kindsbeinen spielt der gelernte Schreiner Unihockey und hat eine beachtliche Karriere hingelegt. Strebels grösste Erfolge in seiner Unihockeykarriere waren der Aufstieg in die höchste Juniorenliga, zweimaliger Meister in der Nationalliga B und schliesslich der Aufstieg in die «Nati A». Unihockey ist eine noch relativ junge Sportart; die erste Weltmeisterschaft fand erst 1996 in Schweden statt. Zehn Jahre hat Strebel sich voll und ganz diesem Sport hingegeben, hat vier Trainings unter der Woche absolviert und am Wochen- ende unzählige Matches bestritten: «Mein Tagesablauf war durchstrukturiert: Um 6 Uhr aufstehen, arbeiten, nach der Arbeit ins Training fahren und nach Mitternacht ins Bett. Das zehrte an meiner Substanz.» Die Suppe verlor allmählich an Würze, derweil sich das Hamsterrad immer schneller drehte. «Ich hatte kaum noch Erholungszeit, verlor die Freude am Training und fühlte mich oft erschöpft.» Strebel zog die Handbremse, bevor sein dicht getaktetes Leben ihm über den Kopf wuchs. Er trat kürzer. Seit diesem Jahr spielt er in der Zweitliga bei Unihockey Aargau United. Als Verteidiger. Mit diesem Schritt beweist Strebel Stärke und Selbstfürsorge. Heute trainiert er noch zwei Mal in der Woche. Dadurch hat er wieder freie Abende für sich. «Das hat mir Luft verschafft.» Unihockey bedeutet für ihn nebst der sportlichen Betätigung heute vor allem eines: Kameradschaft. Der Spassfaktor und das Gemeinschaftliche sind ins Zentrum gerückt. Strebel hatte mehrfach die Funktion des Captains inne – auch heute bei Unihockey Aargau United.

Als Captain ist er Bindeglied zwischen dem Trainer und dem Team. Er bereitet seine Mannschaftskollegen auf den Match vor und motiviert sie. Er diskutiert mit dem Trainer und wenn es nötig ist auch einmal mit dem Schiedsrichter. «Manchmal bin ich Klagemauer, manchmal Seelsorger.» Der 27-Jährige beweist natürliche Führungsqualitäten. «Unihockey ist für mich eine Art Lebensschule. Viele Situationen aus dem Teamsport kann ich eins zu eins auf den Geschäftsalltag übertragen.» Er beobachte sich immer wieder selber in schwierigen Situationen und reflektiere über wichtige Fragen. Wie gehe ich mit Rückschlägen um? Wie ist mein Umgang mit den Mitarbeitenden? Wie fördert man den Teamspirit? Strebel arbeitet als Projektleiter bei der Schreinerei Blum in Meisterschwanden AG. Im Jahr 2013 hat der engagierte Schreiner die zweijährige Technikerschule in Zug abgeschlossen. Seit drei Jahren arbeitet er in der Arbeitsvorbereitung – ausschliesslich im Büro.

«Das Handwerkliche fehlt mir manchmal schon.» Damit das nicht zu kurz kommt, schreinert er in seiner Freizeit Möbel für seine Wohnung. Von Sportverletzungen ist Strebel in seiner ganzen Karriere verschont geblieben. Ein kleines Wunder, denn die meisten Unihockeyaner verletzen sich an den Knien, am Rücken oder den Bändern. Auch Nasenbrüche gehören zu den häufigsten Verletzungen. Strebels Nase ist unversehrt geblieben. Ohne Knick. Wie er – stolz und geradlinig.

«Unihockey ist für mich eine Art Lebensschule. Viele Situationen aus dem Teamsport kann ich eins zu eins auf den Geschäftsalltag übertragen.»

cs

Veröffentlichung: 17. November 2016 / Ausgabe 46/2016

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