«Drechseln ist pures Handwerk»

Matteo Aepli (34) dreht ein Stück Nussbaumholz auf dem Heurekafutter. Er liebt technische Finessen mit Holz. Bild: Caroline Mohnke

Leute. Eingebettet in das Luzerner Bireggquartier liegt die Drechslerwerkstatt von Matteo Aepli. «Ich habe die Werkstatt vor acht Jahren übernommen», erzählt der Agronom.

Die Werkstatt befindet sich seit 60 Jahren am selben Standort. Das Drechseln hat sich der 34-Jährige in Kursen beim Vorbesitzer Sigi Angerer angeeignet. Heute arbeitet Aepli in einem 40-Prozent-Pensum als Drechsler in Luzern und Emmenbrücke und im anderen Pensum als Agronom. «Die Werkstatt in Emmenbrücke habe ich bereits seit rund 12 Jahren. Die Vielfalt von Holz hat mich schon immer fasziniert», erzählt er und zeigt auf einen Block von zweihundert Millimeter dickem Birnbaumholz. «So ein Klotzbrett lasse ich bis zu zehn Jahre ruhen, damit es vollständig austrocknen kann», erklärt er. «Ich kaufe alle Rundhölzer selber ein, organisiere den Transport und die Lagerung.» Er arbeitet mit drei Sägereien zusammen. «Die Symbiose mit anderen Handwerksbetrieben ist sehr wertvoll. Ebenso die helfenden Hände meiner Eltern.» Im Winter kaufe er an die vierzig Stämme ein, mehrheitlich Laubhölzer, aber auch Nadelhölzer wie Arve, Lärche, Föhre und Eibe. Das Holz bezieht er aus der Region. Er hat vier Holzlager. Auch andere Drechslereien und Schreinereien kaufen bei ihm spezielle Hölzer ein. Aeplis Arbeit ist so vielseitig wie das Holz selber. Vom Holzwaschbecken bis zur Pfeffermühle fertigt der sportliche Mittdreissiger alles an. «Sogar Weihnachtskugeln aus Holz», erzählt er und fügt an: «Die Drechslerarbeit ist pures Handwerk.» Er fertigt auch Möbel nach Mass, arbeitet mit Architekten und Innendekorateuren zusammen. «Ich mag die Abwechslung zwischen sehr filigranen Arbeiten und körperlich strenger Arbeit.»

Er hält ein Stück Apfelbaumholz in den Händen. «Dieses Holz gehört auch zu den begehrteren Schätzen.» Er arbeite auch gerne mit Sträuchern. Diese liessen sich sehr gut bearbeiten. Dazu gehöre der Buchsbaum oder das Goldregenholz. Nebst seiner Arbeit im Atelier gibt Aepli Kurse. «Es gibt immer mehr Hobbydrechsler», erklärt er. Häufig fährt er ins Berner Oberland. Dort gibt er in einem grösseren Hotel regelmässig Drechslerkurse. Dazu baut er eine Werkstatt auf mit eigenen Drehbänken. So eine müsse er nun noch dorthin transportieren, sagt er lachend. Seine Kunstobjekte zeigt er jedes Jahr an einer Ausstellung vor Weihnachten. Er liebe das Bodenständige und das Produzieren von Einzelanfertigungen. «Hier kommen die Leute aus dem Quartier spontan vorbei», erzählt er. Das möge er sehr. Seine Drechslerwerkstatt sei sozusagen zu einem sozialen Treffpunkt im Quartier geworden. Ein bis zweimal im Jahr besucht Aepli das Mekka der Drechsler: das Erzgebirge. Dort lernt er noch mehr technische Finessen. «Ich stelle fest, dass wir immer weniger können als noch vor hundert Jahren.» Er sei beeindruckt, wenn er alte Lehrbücher anschaue: «Mit einfachen Werkzeugen und Hilfsmitteln entstanden früher fantastische Kunstwerke.»

Leider gingen immer mehr handwerkliche Fertigkeiten verloren. Dem möchte er entgegenwirken. Das fasziniere ihn auch bei den Kursen: «Wenn man etwas weitergeben möchte, so muss man das Handwerk doppelt so gut beherrschen, um es zu zeigen», sagt’s und strehlt an seiner Drehbank gekonnt ein Holzgewinde in ein Stück Nussbaum.

«Ich mag die Abwechslung zwischen filigraner und körperlich strenger Arbeit.»

Caroline Mohnke

Veröffentlichung: 26. September 2022 / Ausgabe 38/2022

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