Duschen, wann immer man will

Geräuschemissionen aus dem Badezimmer werden in anderen Gebäudebereichenoft als störend wahrgenommen. Bild: Keramik Laufen AG

Schallschutz.  Ein warmes Bad sorgt für Entspannung, kann jedoch bei den Nachbarn zu lästigen Geräuschen führen. Körperschallübertragungen, wie solche aus dem Badezimmer, müssen nicht sein. Sie lassen sich bei umsichtigem Vorgehen recht einfach vermeiden.

Wer schon mal während eines warmen Sommerregens sicher und trocken unter einem Blechdach sass, hat vielleicht festgestellt, wie schwierig es da ist, sich mit anderen zu unterhalten. Das Trommeln der Regentropfen versetzt das Blech in feine Schwingungen, was mitunter zu einem recht hohen Lärmpegel führen kann. Die punktuelle Auflage des Blechs auf hartem Trägermaterial, wie beispielsweise Mauerwerk, erzeugt dann einen Resonanzkörper, der die Lautstärke noch verstärkt.

Eine Ursache, die zu Problemen führt

Würde man eine blanke Stahlbadewanne ohne weitere Zusätze in einen gemauerten Badewannenträger hineinlegen und dann darin duschen, wäre das sehr laut. Jeder einzelne Wasserstrahl kommt mit Druck aus dem Brausekopf und prallt in den Hohlraum der Blechwanne, die als Resonanzkörper den Aufprallton noch verstärkt. Durch die direkte Auflage auf den Steinrand des Badewannenträgers und allenfalls noch wegen einer Verbindung zur Wand wird der Schall auf Wand sowie Boden und somit auf die Gebäudestruktur übertragen und weitergeleitet. Je nach Schwingfähigkeit der Struktur kann die Schallübertragung sehr weit reichen.

Wer in der gleichen Badewanne im warmen Wasser liegt, verursacht mit jeder rutschenden Bewegung, durch die Reibung der nassen Haut, quietschende Geräusche auf der Wannenoberfläche. Hat die Person ihre Ohren oberhalb der Wasserfläche, wird sie die Geräusche möglicherweise kaum wahrnehmen. Nicht so die Nachbarn, zu welchen diese Geräusche über die Gebäudestruktur übertragen werden. Wen wundert es da, dass in Wohnungsmietverträgen das Baden nach 22 Uhr verboten ist. Die Erlaubnis, bis 23 Uhr zu duschen, hat mit dem kleineren Resonanzkörper und einem geringeren Wasserverbrauch zu tun. Ansonsten verhält sich bei der Duschwanne aber alles gleich wie bei der grossen Badewanne.

Die Vorgabe zur Problemlösung

Seit dem 1. November 2020 ist die neue Version der Norm SIA 181 in Kraft. Darin wird der Schallschutz im Hochbau noch etwas verschärfter geregelt als noch in der Version davor. Definiert werden die Mindestanforderungen, wie sie für Mietwohnungen gelten, ausserdem erhöhte Anforderungen, wie sie bei Neubauten von Einfamilien-, Doppel- und Reiheneinfamilienhäusern sowie bei Stockwerkeigentum gelten. Darüber hinaus gibt es spezielle Anforderungen bei Situationen mit höheren Ruheansprüchen oder bei besonderen Nutzungen. Die Norm muss nicht in jedem Fall zwingend erfüllt werden. Kunden müssen dies unter Umständen einfordern. Daher empfiehlt sich eine Beratung durch einen Planer.

Mit der Norm ist alles geregelt. Eine mangelhafte Einbausituation, wie beschrieben, sollte in der Schweiz daher gar nicht mehr ausgeführt werden. Bei den Vorgaben handelt es sich um Angaben in Dezibel, die in den vorgegebenen Situationen eingehalten werden sollen. Wer jetzt für einen Kunden den Neu- oder Umbau seines Badezimmers plant, wird sich vielleicht fragen, wie er diese Vorgaben sicher erreicht.

Einfache Hilfsmittel

Die Hafner AG in Stans NW entwickelt und stellt Produkte zur Dämmung von Körperschall im haustechnischen Bereich und zum Abdichten von Bade- sowie Duschwannen her. Das Team ist der Meinung, dass es keine Rolle spielen soll, wann und wozu das Badezimmer genutzt wird. Es spielt für die Hafner AG auch keine Rolle, von welchem Hersteller die lauten Komponenten kommen und aus welchem Material sie sind.

Die Firma lässt ihre schalldämmenden Produkte in einer vorgegebenen baulichen Situation mit allen erforderlichen Komponenten von einem unabhängigen Prüfinstitut testen. Sind die Vorgaben für die minimale Beschaffenheit der Gebäudestruktur erfüllt, ist somit für viele Anwendungen eine geprüfte Lösung vorhanden, die den Mindestanforderungen der Norm SIA 181 sicher standhält. Bei spezifischeren Problemstellungen, wie beispielsweise selber produzierten Bade- oder Duschwannen, lohnt sich die Kontaktaufnahme während der Planungsphase.

Materialwahl und Entkoppelung

Natürlich gibt es auch von Wannenproduzenten passende Lösungen. Hersteller wie die Kaldewei Schweiz AG aus Aarau oder die Wilhelm Schmidlin AG aus Oberarth SZ bieten für ihre Badewannen und Duschen Schalldämmsets mit Zertifikaten an. Das gilt auch für Firmen wie die Keramik Laufen AG aus Laufen BL sowie die Duscholux AG aus Thun BE. Beide weisen zudem darauf hin, dass es Materialien gibt, die weniger Lärm verursachen. Von Duscholux kommt der Hinweis, dass Wannen aus Acryl leiser sind als solche aus Stahlemail. Das leiseste Wannenmaterial ist laut Duscholux Mineralkomposit – also ein Mineralguss.

Laufen hat mit Marbond einen Verbundwerkstoff für Duschwannen im Angebot, der das Zuschneiden auf Mass erlaubt. Damit ergeben sich besonders bei Umbauten interessante Möglichkeiten.

Mit allen Materialien ist es möglich, mit den genannten Hilfsmitteln den Schall in und aus dem Badezimmer gemäss der Norm SIA 181 zu dämmen. Wichtig ist dabei vor allem eine absolut sauber ausgeführte Montage. Alle Elemente müssen durchgehend entkoppelt sein. Jeder noch so kleine Kontakt fester Materialien zueinander überträgt Körperschall und eliminiert die Bemühungen zur Schalldämmung.

www.hafner-schallschutz.chwww.kaldewei.chwww.schmidlin.chwww.laufen.chwww.duscholux.ch

Andreas Brinkmann

Veröffentlichung: 12. Mai 2022 / Ausgabe 19/2022

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