Eigene Schreinerei auf den Lofoten

Der Nidwaldner Lorenzo von Holzen (28) hat sich auf den Lofoten in Norwegen eine eigene Schreinerei aufgebaut. Bild: Aurora Stenersen

Leute. Es sollte eine dreimonatige Auszeit werden. Doch am Ende fand Lorenzo von Holzen in Norwegen seine grosse Liebe und eine neue Heimat. «Aus drei Monaten sind vier Jahre geworden», sagt der Schreiner mit einem Lachen.

Er spricht von seiner Auszeit im August 2018, als er mit seinem Bus hoch in den Norden reiste. «Die Mentalität ist hier viel ruhiger und bedachter als in der Schweiz, das gefällt mir», erzählt er. Aufgewachsen ist der 28-Jährige mit zwei Geschwistern im nidwaldischen Büren. Dass er eine Ausbildung zum Schreiner gemacht hat, ist kein Zufall. «Der Beruf wurde mir quasi in die Wiege gelegt», meint er. «Immer wenn wir unseren Grossvater besuchten, stieg mir als kleiner Bub der Duft von Holz in die Nase und mein Vater war ebenfalls Schreiner.» Doch nach der Schule absolvierte er erst einmal die Matura in Stans und einen zweimonatigen Architek- turgrundkurs. Nachdem er zwei Drittel im Militär durchgedient hatte, entschied er sich ziemlich spontan für eine Schreinerlehre und hatte die Gelegenheit, die verkürzte EFZ-Ausbildung zu absolvieren. «Nach der Lehre durfte ich sehr viel in der Planung mithelfen und habe zwei Jahre lang bei vielen Projekten mitgewirkt.» Unter anderem habe es sich um die Implementierung eines neuen Zeichnungssystems gehandelt und die damit einhergehende Integration in die bestehenden Systeme sowie die neue CNC-Programmierung. Die lehrreiche und arbeitsintensive Zeit brachte ihn auf die Idee, eine Auszeit zu nehmen. «Ich setzte mich in den Camper und fuhr Richtung Norden», erzählt er. Die Winter seien rau in Norwegen, die Kälte habe ihm zugesetzt. So zog er in eine Wohngemeinschaft und fand Arbeit in einem Schweizer Möbelunternehmen in der Stadt Bergen.

«Längerfristig zu planen, ist keine meiner Stärken und so nehme ich es, wie es kommt.»

Als eine der schönsten Regionen Norwegens gilt die Inselgruppe der Lofoten. Dorthin zog es von Holzen zwei Jahre später und dort lernte er seine grosse Liebe, die Norwegerin Nelly, kennen. Seit diesem Sommer sind die beiden verheiratet und werden nächstes Jahr Eltern. Auf den Lofoten hat sich von Holzen eine Schreinerei aufgebaut. Genauer in Henningsvaer. Auf die Frage nach den Unterschieden im Schreinerberuf zwischen der Schweiz und Norwegen antwortet er: «Der Preisdruck in der Schweiz kommt von der direkten Konkurrenz. In Norwegen hat der Kunde nur die Möbelpreise zum Vergleich. Dies macht es zur Pionieraufgabe, dem Kunden den Wert von gutem Handwerk aufzuzeigen.» Da der Schreinerberuf in Norwegen nicht so stark vertreten sei, könne die Materialverfügbarkeit schon mal zur Herausforderung werden. «Unser Alltag ist vergleichbar mit dem in der Schweiz», sagt er. Jedoch sei er stärker wetterabhängig. Von Holzen verbringt sehr viel Zeit in seiner eigenen Werkstatt. Immer dabei ist sein Border Collie Kuling, was auf Norwegisch «starke Brise» bedeutet. «Er liebt es, mit mir in der Werkstatt zu sein und weicht nie von meiner Seite», sagt von Holzen. «Die dunkle Jahreszeit und die kalten Winterabende verbringen wir viel drinnen mit der Familie und Freunden. Ein bis zweimal im Jahr gehts zu Besuch in die Schweiz. Er könne sich vorstellen, für immer in Norwegen zu bleiben. «Aber sag niemals nie. Längerfristig zu planen, ist keine meiner Stärken und so nehme ich es, wie es kommt.»

Caroline Mohnke

Veröffentlichung: 05. Dezember 2022 / Ausgabe 48/2022

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