Ein Leben für die alten Kunstwerke

Kunstobjekte haben es Thomas Odermatt (52) angetan. Als Museums-Sammlungstechniker kann er sich voll und ganz seiner grossen Leidenschaft widmen. Bild: Claudia Waldmann

«Im Museum ist kein Tag wie der andere.» Sichtlich zufrieden und auch stolz schaut Thomas Odermatt über die Werke der Ausstellung «Alte Meister» im Winkelriedhaus in Stans NW. Als Sammlungstechniker der drei Museen des beschaulichen Ortes wird ihm niemals langweilig: «Ich liebe die Vielfalt meiner Arbeit», schwärmt der 52-Jährige und erzählt davon, wie spannend es sei, wenn er Kunstobjekte einer neuen Sammlung annehme und begutachte, diese dann reinige, konserviere und inventarisiere.

Einzig monotone Arbeit möge er nicht. Wenn er beispielsweise einen Haufen Grafiken inventarisieren müsse, mache das keinen grossen Spass. Aber: «Auch diese Dinge müssen erledigt werden, es gehört dazu und da muss ich dann einfach durch.» Odermatt kümmert sich auch um den Verleih und die dazugehörigen Transporte von Exponaten, wobei ihm ein «super Team» zur Seite steht und er auf ein grenzübergreifendes Netzwerk an Kontakten zurückgreifen kann. Als Ausstellungstechniker baut er zudem die Ausstellungen unter Berücksichtigung der Licht- und Klimaverhältnisse auf. An seiner Arbeit erfreuen sich sowohl die Besucher der Ausstellungen und Vernissagen als auch Odermatt selbst. Seine Leidenschaft zu Antiquitäten erwachte bereits in der Jugendzeit. Er half seinem Vater gelegentlich bei Erbteilungen und besuchte oft und gerne Flohmärkte. Dort konnte er nach Herzenslust stöbern und seine ersten Schätze nach Hause bringen.

Im Alter von ungefähr achtzehn Jahren schenkte sein Vater ihm einen alten, unrestaurierten Sekretär. Dieser fristete zuerst ein Jahr ein unbeachtetes Dasein im Keller der Familie, bis Odermatt auf die Idee kam, ihn selbst zu restaurieren: «Ich habe ihn zurechtgemacht, so gut ich es zu der Zeit verstand. Es war sicher nicht fachgerecht, aber trotzdem war das Ergebnis so gut, dass mein Bruder den Sekretär haben wollte», erinnert er sich.

Der gelernte Möbelschreiner beendete 1995 eine berufsbegleitende Zusatzausbildung zum Möbelrestaurator beim VSSM. Anschliessend gründete er 1996 sein erstes Schreinerei- und Antiquitätengeschäft in Grafenort bei Engelberg OW. Im Laufe der Jahre wuchs aber die Sehnsucht nach neuen Herausforderungen und Zielen, er brauchte unbedingt frischen Wind durch neue Aufgaben. Deswegen übergab er das Geschäft nach zehn Jahren an seinen Partner. Sein zweites Projekt, das «Art & More»-Antiquitätengeschäft in Oberdorf NW, welches er 2009 eröffnete, betreibt er bis heute. Allerdings ist er dort nur noch samstags anzutreffen. An den übrigen Wochentagen gibt er sich ganz der Arbeit mit den Kunstwerken der Museen hin. Wer ihn kennenlernt und erlebt, spürt die Energie und Lebensfreude des Thomas Odermatt. Seine Begeisterung für kunstvolles Altes, seine positive Ausstrahlung und die Souveränität, mit der er seinen Tätigkeiten nachgeht, sind einerseits ausschlaggebend für seinen beruflichen Erfolg, machen ihn aber auch zu einem sehr sympathischen Menschen. Er ist authentisch und unkompliziert – kurz gesagt: echt.

Seine Antwort auf die Frage, ob er zufrieden ist mit seinem Leben, lautet: «Es passt einfach im Moment. Trotzdem weiss ich, dass ich irgendwann wieder auf der Suche nach neuen Herausforderungen sein werde. Es wird aber immer mit Antiquitäten zu tun haben.»

«Im Museum ist kein Tag wie der andere. Ich liebe die Vielfalt meiner Arbeit.»

cw

Veröffentlichung: 20. April 2017 / Ausgabe 16/2017

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