Ein Techniker am Berg
Manoach Schönthal (33) führt am liebsten Einzelgäste durch Nordwände, hier etwa ist er in der Eiger-Nordwand zu sehen. Bild: David Coley
Manoach Schönthal (33) führt am liebsten Einzelgäste durch Nordwände, hier etwa ist er in der Eiger-Nordwand zu sehen. Bild: David Coley
Bei ihm ist der Name Programm: «Manoach» bedeutet auf Hebräisch «Ruhe». Und so beschreibt sich Manoach «Mano» Schönthal auch: «Ich bin ein durch und durch ruhiger Mensch.» Tatsächlich wählt er beim Gespräch seine Worte mit Bedacht und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Das weckt Vertrauen und kommt ihm bei seinem Beruf zugute. Der 33-Jährige ist Bergführer und hat sich auf besonders anspruchsvolle Routen spezialisiert. Obwohl er in Leissigen im Berner Oberland aufwuchs, hatte er keinen speziellen Bezug zum Bergsteigen – bis ihn im ersten Lehrjahr als Möbelschreiner ein Arbeitskollege auf eine Tour mitnahm. Das Bergfieber packte den aktiven Geräteturner sofort. «Diese unbeschreibliche Landschaft unmittelbar zu erleben oder am Morgen in aller Frühe die Sonne aufgehen zu sehen, das hat mich umgehauen», sagt er. Er trat dem Schweizerischen Alpenclub bei und ging immer häufiger auf Touren. In der Rekrutenschule als Gebirgsspezialist in Andermatt stiess er auf Gleichgesinnte und meldete sich für die Bergführerausbildung an. Auf ein erstes Ausbildungsjahr mit verschiedenen Prüfmodulen – etwa in Bergsteigen, Sport- und Eiskletterei oder Freeriden – folgte ab 2012 die zweijährige Aspirantenzeit, in der er erfahrene Bergführer begleitete und Erfahrung sammelte. Die schwierige Ausbildung zog er in der Minimalzeit von drei Jahren durch. «Dafür habe ich viel Zeit und Geld investiert und sehr ehrgeizig und gezielt trainiert», sagt er.
Seinen festen Job als Bauschreiner musste er aufgeben. Seither arbeitet er jeweils auf Abruf und im Stundenlohn bei Schreinereien in der Region. «Eigentlich könnte ich von der Bergführerei leben. Aber so ist es für mich perfekt, denn ich liebe meinen erlernten Beruf immer noch und kann weiterhin schreinern», erklärt er. Mit diesem zweiten Standbein hielt er seine Familie während der Coronapandemie über Wasser. Er war gerade zum zweiten Mal Vater geworden und hatte drei Wochen Vaterschaftsurlaub bezogen, als der Lockdown kam. Von einem Tag auf den anderen durfte er keine Gäste mehr begleiten. «Das war happig und lange war ungewiss, wie es weitergehen soll», erinnert er sich. Am liebsten führt Schönthal Einzelgäste durch komplexe Nordwände. «Ich bin sportlich ambitioniert und mag das Technische am Bergsteigen», sagt er. Als einer von wenigen Bergführern bietet er auch im Winter Hochtouren an, zum Beispiel die Durchsteigung der Eiger-Nordwand. «Winter-Bergsteigen ist ein spezielles Abenteuer, weil die Herausforderungen komplett anders sind. Man klettert mit Steigeisen und Pickeln und kämpft gegen Eis und Schnee», sagt er. Auf diese Touren bereitet er sich mit seinem Gast oft über Wochen, manchmal über Jahre vor. Herausfordernd an der Winter-Bergsteigerei ist auch die Planung. Denn es gibt nur sehr wenige Tage, in denen wettermässig alles stimmt.
«Ich reserviere im Winter Zeitfenster und gehe spontan los, wenn alles passt», erklärt er. Möglich ist das nur, weil die Grosseltern immer wieder mal bei der Betreuung der zwei Töchter einspringen. Schönthals Frau ist Lehrerin und ebenfalls Bergführerin. «Das macht unsere Alltagsorganisation nicht einfacher.» Doch es sei schön, so viele Interessen zu teilen. Und so fährt die Familie in den Ferien zwar ans Meer, aber nur dort, wo es auch Felsen zum Klettern gibt.
«Winter-Bergsteigen ist ein spezielles Abenteuer, weil die Herausforderungen komplett anders sind.»
Veröffentlichung: 10. März 2022 / Ausgabe 10/2022
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