Erfolgreiches Fernsehdebüt

Erich Stör (67) vertrat im SRF-Format «Mini Schwiiz, dini Schwiiz» sein geliebtes Münchwilen TG. Hier posiert er vor der Villa Sutter, die ebenfalls einen Auftritt hatte. Bild: Franziska Hidber

Eine fiese Bise geht an jenem Tag im Januar, aber die Sonne scheint und spiegelt sich in der Murg, einem Nebenfluss der Thur, der gemächlich am Rand von Münchwilen TG fliesst. Erich Stör schreitet zügig auf dem Waldweg entlang, sein Atem hinterlässt weisse Wölkchen in der Luft. Immer wieder grüsst er nach links und rechts oder lächelt, weil jemand ruft: «He, mir händ dich im Fernseh gseh.» Ja, man kennt ihn in der Thurgauer Gemeinde an der Grenze zum Kanton St.Gallen: Hier lebt er seit 45 Jahren, hier hat er 32 Jahre lang als Schreiner und Inhaber einer eigenen Schreinerei gewirkt, mit seiner Frau nebenher eine Kochschule gegründet und in den ersten Jahren geführt. Und als Präsident des Vereins «Lebenswertes Münch- wilen» hat er schon an mancher Haustür geklingelt. Dazu kommt jetzt sein Auftritt im SRF-Format «Mini Schwiiz, dini Schwiiz», wo er wie seine Mitbewerberin und die drei Mitbewerber die Aufgabe hatte, den eigenen Ort von der besten Seite zu präsentieren und mit spannenden Erlebnissen bei den andern zu punkten. Dabei holte der Schreiner für «sein» Münchwilen die höchste Punktzahl. Gehört er nun zur Cervelat-Prominenz? Darüber lacht er herzlich: «Nein, bestimmt nicht. Aber ich sehe Fernsehsendungen heute mit anderen Augen, seit ich den Aufwand kenne, der dahintersteckt», sagt der Ostschweizer im Unruhestand und erzählt von den Drehtagen im Spätherbst bei klirrender Kälte. «Wir drehten oft draussen, in der Regel zehn Stunden am Tag. Trotzdem war die Stimmung gut: Die Leute von der Produktionsfirma machten einen super Job, und wir fünf Thurgauer haben uns auf Anhieb verstanden.»

Beim Drehen habe es kein enges Skript gegeben, zum Konzept gehörte jeden Abend die eigene Einschätzung über das Erlebte. «Diese Interviews nach einem langen Drehtag verlangten viel Konzentration, und in der Sendung werden nur die Antworten ohne Zusammenhang mit der Frage gezeigt», sagt Stör. Nicht nur deshalb wuchs sein Bammel vor der Ausstrahlung: «Ich bin sehr auf Harmonie bedacht und hoffte, dass ich gut und sympathisch rüberkomme. Je näher der Sendetermin rückte, desto nervöser bin ich geworden. Zuerst wollte ich die Sendung gar nicht schauen.» Doch dann tat er es doch, «zum Glück», wie er sagt: «Ich bin wirklich zufrieden mit dem Resultat.» Bereits während der Ausstrahlung erhielt er die ersten Reaktionen, und wenn er nun durch Münchwilen geht, wird er von allen Seiten auf seinen Auftritt angesprochen. «Der Sieg für ‹mein› Münchwilen ist das Tüpfchen auf dem i», sagt er. Das war auch seine Motivation, mitzumachen. Als SRF mit der Anfrage an den Verein «Lebenswertes Münchwilen» gelangte, war der Vorstand zwar sofort dabei, nur: Wer sollte Münchwilen vertreten? «Is Fernseh? Jösses nei!», erklang es unisono. «Gut, dann mache ich das», beschloss der 67-Jährige. «Ich wollte diese positive Plattform für Münchwilen.»

Was Stör, der seine Schreinerei verkauft hat und nun als freier Bauberater und Raumgestalter tätig ist, besonders freut: «Eine der Aufgaben an meine Mitbewerber war die Herstellung einer Geschenkbox aus Arvenholz, in meiner ehemaligen Bude. Dafür fertigte ich im Voraus Rohlinge an.» Es war das Ersatzprogramm für das ursprünglich geplante Singen mit dem Münchwiler Ex-Mister Schweiz und Schlagerstar Marcel Schweizer, das den Coronabestimmungen zum Opfer fiel. Dafür fanden nun gleich drei seiner grossen Lieben den Weg zum Fernsehpublikum: das Arvenholz, das Schreinerhandwerk – und Münchwilen.

«Ich sehe Fernsehsendungen heute mit anderen Augen, seit ich den Aufwand kenne, der dahintersteckt.»

Franziska Hidber

Veröffentlichung: 21. Januar 2021 / Ausgabe 4/2021

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