Für trockene Tücher

Ein Schreiner hat den Halter «Fridolina» aus Metall gestaltet und produzieren lassen. Bild: Aaro GmbH

Accessoires.  In jedem Badezimmer hängen Hand- und Badetücher. Den Haltern wird jedoch wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Ein Fehler, denn dieses notwendige Utensil muss funktionieren, sonst ist es ein tägliches Ärgernis.

Jeder kennt sie, die kleinen Dinge im Leben, die einen regelmässig irgendwie stören. Oft findet man sich mit der Situation einfach ab oder passt sein Verhalten entsprechend an. Gerade der Schreiner hat aber die Möglichkeit, genau diese kleinen Dinge besser zu machen als der Durchschnitt. Dazu gehört auch die Gestaltung von Badezimmern und Toilettenräumen. Nebst den eigentlichen Möbeln, Schränken und anderen Innenausbauten kann er mit gezielt ausgewähltem und geschickt platziertem Zubehör beim Kunden punkten.

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Wenn kleine Dinge nerven

Hand- oder Badetuchhalter sind Accessoires, die neben jeden Waschtisch, jede Dusche und jede Badewanne gehören. Immer wieder stellen sich diese aber leider als eines dieser kleinen täglichen Ärgernisse heraus. Wenn sie zu weit weg montiert sind, tropft man nach dem Duschen auf dem Weg zum Handtuch den ganzen Boden nass. Oder der Gast muss nach dem Händewaschen das Tuch zuerst suchen und tropft dabei alles voll. Teilweise sind die Handtuchhalter auch so zwischen Waschtisch und Wand angebracht, dass man sie kaum erreicht. Falsch dimensioniert oder gestaltet, geben sie dem Tuch nicht genügend Halt, und es fällt ständig zu Boden. Nicht zuletzt sollten die Accessoires auch für Kinder oder Menschen mit eingeschränkter Mobilität funktionieren.

Vom Schreiner aus Metall

Solche Gedanken hat sich auch der Schreiner und Designer Philipp Schuler von der Aaro GmbH aus Hunzenschwil AG gemacht. Irgendwann fiel ihm auf, dass sein Badetuchhalter zu Hause irgendwie unpraktisch war. «Also begann ich mir zu überlegen, wie man den Halter so gestalten könnte, dass das Tuch nach dem Gebrauch auch gut trocknen kann», erzählt Schuler. Denn besonders grosse Badetücher hängen bei einfachen Haken oft zu nahe und zu wenig aufgefächert an der Wand. Dadurch trocknen sie schlecht und werden muffig. Dasselbe gilt, wenn die Badetuchstange zu kurz ist und das Tuch mehrfach gefaltet werden muss, damit es sich aufhängen lässt.

Anders als es der Beruf von Philipp Schuler vermuten lässt, entstand die Badetuchstange «Fridolina» aus Metall, die ein Schweizer Metallbaubetrieb auslasert, biegt und pulverbeschichtet. Dank ihrer Form lässt sie sich einfach mit zwei normalen Schrauben und Dübeln in der Wand verankern. Dank der grossen Auflagefläche werden die Kräfte gut auf die Wand übertragen. Abdeckkappen in der gleichen oder einer Kontrastfarbe verdecken die Schraubenköpfe. Zudem gibt es auch eine Version mit einem kleinen Tablar auf der Oberseite – ideal zum Ablegen von Uhr oder Schmuck, bevor man unter die Dusche geht. Ähnliches in Form von Stangen mit aufgesetztem Glastablar gibt es auch im Fachhandel wie beispielsweise von der Phos Design GmbH.

Ständer und Leitern

Eine Alternative zu an der Wand befestigten Badetuchhaltern sind von der Decke herabgehängte Versionen. Sie bieten sich überall dort an, wo keine passende Wand zur Verfügung steht, was bei Duschwänden aus Glas immer wieder der Fall sein kann.

Auch schöne Badetuchständer und -leitern aus Holz oder Metall sind oft in Magazinen und Katalogen zu sehen. Die Leitern werden leicht schräg an die Wand gelehnt, wodurch sich mehrere Tücher leicht versetzt aufhängen lassen. Der Nachteil solcher Ständer und Leitern ist allerdings, dass sie am Boden immer eine gewisse Stellfläche benötigen und rutschhemmend sein müssen. Für kleine Bäder oder schwierige Grundrisse eignen sie sich deshalb nicht immer, und beim Reinigen des Bodens stehen sie im Weg.

Materialien und Beschichtungen

Wenn der Schreiner dem Kunden ein Unikat abliefern will, kann er solche Halter auch ganz oder teilweise in Holz selber fertigen. Mit formverleimten Teilen lassen sich so filigrane, aber stabile Modelle kreieren. Die Schreinerei Bieri aus Schötz LU hat beispielsweise selber einen Prototypen in Nussbaum gefertigt. Ein spannendes Detail dabei ist, dass einer der drei Halter nach oben geklappt werden kann. Ein schöner Beschlag aus Edelstahl hält die Teile zusammen und dient gleichzeitig zur Befestigung an der Wand.

Noch mehr Möglichkeiten bieten sich bei der Gestaltung der Badmöbel: Oft werden dort die Handtuchhalter einfach an den Seiten angeschraubt. Teilweise wirkt dies plump, weil die zugekauften Beschläge nicht zum Design des Möbels passen oder schlicht unpraktisch sind. Ein Blick in die Kataloge der Händler lohnt sich dabei durchaus. Es muss nicht immer ein Beschlag aus gebürstetem Edelstahl oder mit verchromter Oberfläche sein. Wie bei den Armaturen und Accessoires gibt es inzwischen beschichtete Modelle in verschiedensten Farben und Oberflächen. Manchmal kann es sich auch lohnen, einen Beschlag ab Stange in einer anderen Farbe beschichten zu lassen. Die erwähnte Pulverbeschichtung bietet einige Möglichkeiten, ist gut verfügbar und preislich vertretbar.

Integrieren statt anschrauben

Statt den Handtuchhalter einfach an das Möbel zu schrauben, lässt er sich auch in das Möbel integrieren. Die Badmöbelherstellerin Talsee AG aus Hochdorf LU hat gleich mehrere Modelle im Angebot, die ohne zusätzlichen Halter auskommen. Bei der Kollektion «Pride» dient ein Metallrahmen unter der Abdeckung gleichzeitig als Halter. Besteht die Abdeckung oder der Waschtisch aus Mineralwerkstoffen, gibt es ausserdem die Möglichkeit, einen Halter direkt einzufräsen, so wie es Talsee beim Modell «Spirit» anbietet. So kommt die Abdeckung aus einem Guss, und vor allem steht nichts am Möbel ab. Das heisst, man kann die Ausfräsung auch vor dem Becken anbringen, so ist das Handtuch gleich vor einem griffbereit.

Selbstverständlich könnte dies ein Schreiner auch bei allen anderen Abdeckungen aus Holz oder Holzwerkstoffen realisieren. Auf eine einfache, aber effiziente Weise hat dies die Schreinerei Peider aus Susch GR bei einem Kunden umgesetzt. «Wir haben uns schlicht gefragt, wie und wo man das Handtuch denn noch platzieren könnte», sagt Geschäftsinhaber Peider Müller. Kurzerhand hat man dann beim Verleimen der Abdeckung aus massiver Arve einen Stab aus Edelstahl zwischen die äussersten beiden Friese eingelegt. Der Vorteil eines Handtuchhalters am Möbel ist zudem, dass keine zusätzlichen Löcher in die Wand gebohrt werden müssen.

Rückstandsfrei kleben

Dennoch kann man manchmal auf die Befestigung von Hand- und Badetuchhaltern an der Wand nicht verzichten. Sei es, weil die Raumsituation nichts anderes zulässt oder weil zusätzliche Halter nachgerüstet werden müssen. Offenbar werden oft mehrere Tücher übereinander gehängt, weil es schlicht zu wenige Halter gibt. Dies hat eine Untersuchung der Bodenschatz AG, der Lieferantin von Badezimmeraccessoires aus Allschwil BL, gezeigt.

Das Bohren von Befestigungen in Fliesen oder andere Wandbeläge kann aber heikel sein, besonders in Mietwohnungen. Im Bereich von Duschen oder Badewannen kann an diesen Stellen zudem Wasser eindringen, wenn sie nicht richtig abgedichtet werden. Oder vielleicht befindet sich genau dort eine Leitung in der Wand. Für solche Fälle gibt es spezielle Klebesysteme, die auf Fliesen und auch anderen Untergründen halten. Sie heissen «Nie wieder Bohren» von Tesa oder «Adesio» von Bodenschatz. Dabei werden Adapter oder Montageplatten mit einem Klebstoff vollflächig mit dem Untergrund verbunden. Je nach Produkt und zu befestigendem Accessoire kann dieses sogar schon nach 30 Minuten belastet werden. Ein grosser Vorteil dieser Befestigungsmethode ist, dass sich die Montageplatten in den meisten Fällen auch wieder rückstandsfrei entfernen lassen.

Wer also mit ausgefallenen, speziellen oder einfach nur praktischen Konzepten im Bad punkten will, kann dies oft in kleinen, aber besonderen Bereichen tun. Denn genau deswegen kommen viele Kunden zum Schreiner – sie wollen etwas mehr als nur den Standard.

www.aarodesign.chwww.phos.dewww.schreinerei-bieri.chwww.talsee.chwww.peider.comwww.bodenschatz.chwww.niewiederbohren.com

ph

Veröffentlichung: 17. Oktober 2019 / Ausgabe 42/2019

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