Gelebter Ideenreichtum

Seit vier Jahren designt, produziert und vertreibt Daniel von Orelli (32) in seiner Freizeit eigene Möbel, wie diesen Salontisch. Bild: PD

Daniel von Orelli hat Schreiner gelernt, eine Weiterbildung zum Innenausbaugestalter HF gemacht und ist seinem Beruf als Projektleiter treu geblieben. Die Leidenschaft fürs Handwerk und die Gestaltung zieht sich auch in seinem Freizeitleben weiter. Seit vier Jahren designt und produziert er zusammen mit einem ehemaligen Studienkollegen in seiner Freizeit eigene Möbel und Accessoires. Die beiden haben sich auf die Herstellung von Salontischen spezialisiert, hinter denen sich komplexe Konstruktionen verstecken. Einer ihrer Salontische weist beispielsweise zwei verschiedene Oberflächen auf, die bündig ineinander übergehen. «Mein Kollege und ich sind sehr unterschiedlich, aber wir ergänzen uns ideal in unseren jeweiligen Stärken. Ich bin der Perfektionist; er der Pragmatiker», sagt von Orelli. Auch in Stilfragen unterscheiden sie sich. Es sind ihre unterschiedlichen Ansichten und die daraus entstehenden Diskussionen, welche sie in der Produkteentwicklung voranbringen. Ihre Differenzen führen zu ausgeklügelten Lösungen. Und so ist beim Endprodukt meist auch von beiden Tüftlern etwas enthalten – perfektes Teamwork. In ihrer Kollektion verkaufen sie auch Küchenhelfer, wie Schneidebretter in unterschiedlichen Grössen oder Accessoires wie beispielsweise Organizer aus Holz. Die Objekte der beiden Schreiner bestechen durch die Liebe zum Detail. «Die Holzbrettchen weisen eine Spezialkonstruktion auf, die sich kaum aus einem Stück fräsen lässt. Je schwieriger die Konstruktion und deren Umsetzung, desto reizvoller.» Aktuell sucht von Orelli für das Schneidebrett-Set nach einer exklusiven Verpackung. «Eine hochwertige Hülle für ein hochwertiges Produkt.»

Doch wie entstehen die Ideen für neue Möbelstücke? Manchmal sehe er etwas in einem Laden oder einem Restaurant. Das fotografiere er und mache zu Hause Handskizzen, erklärt Orelli. Die Skizzen zeigt er seinem Kollegen und so beginnt der gemeinsame gestalterische Prozess, bis der Prototyp in der Werkstatt steht. «Erst wenn man das Endprodukt in echt vor sich sieht, entdeckt man bestimmte Mängel», sagt von Orelli. Und so geht es in die nächste Runde. «Mit unserer Möbelkollektion können wir uns kreativ verwirklichen. Wir verdienen kaum etwas damit, rechnet man die Arbeitsstunden mit ein.» Deshalb betreiben die beiden seit einem Jahr einen Online-Shop mit nordischen Vintagemöbeln. «Ich war oft in Schweden und habe das nordische Möbeldesign entdeckt», erklärt von Orelli. Den Gewinn investieren sie als Quersubvention in ihre eigene Möbelkollektion. Auf der Nordiska-Vintage-Seite findet man Einzelstücke wie Lampen, Sideboards, Bilder oder Spiegel. «Manche Möbel restaurieren wir oder motzen sie noch etwas auf, bevor wir sie auf unsere Plattform stellen.» Von Orellis Kollege betreibt einen Instagram-Account, auf dem er die Einzelstücke anpreist. In kurzer Zeit kletterte die Followerzahl auf fast 3000. Es sei erstaunlich, wie die neuen Medien beim Bekanntmachen und Verkaufen helfen.

Der Traum der Selbstständigkeit war bei von Orelli schon immer da. «Mit der eigenen Möbellinie und dem Betreiben des Online-Shops sammeln wir vorerst Erfahrungen», sagt der 32-Jährige. Auf diese Weise kann er sich als Entrepreneur in allen Bereichen üben: von der Idee über die Produktion bis hin zum Vertrieb und Marketing. Vorerst soll es ein Hobby bleiben. «So haben wir keinen Druck und machen genau das, worauf wir Lust haben.»

«Die Holzbrettchen weisen eine Spezialkonstruktion auf, die sich kaum aus einem Stück fräsen lässt. Je schwieriger die Umsetzung, desto reizvoller.»

Caroline Schneider

Veröffentlichung: 04. März 2021 / Ausgabe 10/2021

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