Gemeinsam zum Erfolg

In seiner Freizeit kümmert sich Stefan Bühlmann (43) um seine Bienenvölker. Bild: Christian Bärtschi

Gerade hat Stefan Bühlmann allerhand zu tun: Für den leidenschaftlichen Imker ist der Frühling eine sehr wichtige Zeit. Sechs Bienenvölker wollen im Emmental umsorgt und gepflegt werden. Während der Winterruhe zwischen Oktober und Januar haben sich seine Schützlinge im Bienenstock zu einer kugelförmigen Traube zusammengeschlossen. Sie leben vom eingelagerten Futter und den körpereigenen Reserven und bereiten eine neue Brut vor. Sobald die Aussentemperatur über 10° Celsius steigt, beginnen die ersten Reinigungs- und Wasserflüge der Bienen. Zum aktuellen Zeitpunkt ist Bühlmann vor allem damit beschäftigt, zu überprüfen, wie gut seine Bienen den Winter überstanden haben. Entsprechend gibt es einiges zu tun: Er überprüft die Stockunterlagen auf Varroamilben, die im Extremfall ganze Bienenvölker vernichten können. Daneben entfernt er tote Winterbienen, entnimmt nicht besetzte Waben und füttert die Bienen falls nötig ergänzend mit Futterteig. Was fasziniert den im bernischen Lützelflüh lebenden Schreiner an der Arbeit mit den fleissigen Insekten? «Für mich ist die Imkerei sehr entspannend. Auch gefällt mir die Bewegung an der frischen Luft, und nicht zuletzt fasziniert mich, wie ein Bienenvolk zusammenarbeitet und -lebt.» Dazu gehört auch der Umgang mit der Königin. Behandelt diese ihr Volk gut und ist sie fruchtbar, wird sie umsorgt und gepflegt. Fällt die Königin aber in Ungnade, wird sie vom Volk buchstäblich «abgestochen».

Zum Imkern kam Bühlmann durch seinen Vater, der auch Bienen hält: Diesem entwischte eines Tages ein Bienenschwarm, und es gelang ihm nicht, die Bienen wieder einzufangen. Bühlmann junior hatte Erfolg, und sein Vater schenkte ihm den Schwarm. Am Imkern reizt Stefan Bühlmann gerade auch, dass sich vieles nicht beeinflussen und planen lässt. «Man muss die Natur respektieren, wie sie ist: Wenn es Honig gibt, ist es für mich ein Geschenk. Wenn nicht, ist es auch gut», sagt er und schmunzelt. So war 2017 beispielsweise ein sehr gutes Honig-Jahr. 2018 war etwas schlechter, weil die Bienen erst spät Honig produzierten und dann bereits für den Winter vorbereitet werden mussten. Das heisst, Bühlmann musste die Honigwaben entfernen, um Platz für die Produktion der sogenannten Winterbienen zu schaffen. Eine solche Biene lebt zirka ein halbes Jahr, während eine Sommerbiene, die sich buchstäblich zu Tode schuftet, nur etwa drei Wochen lebt. Für Bühlmann gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen dem Imkern und dem Schreinerberuf: «Bienen haben nur gemeinsam Erfolg, und genau gleich verhält sich das bei uns. Eine Biene kommuniziert den anderen Bienen, wenn sie etwas Gutes gefunden hat. In meinem Beruf ist es mindestens ebenso so wichtig, dass man Infos in geeigneter Form an die Kollegen weitergibt und generell gut und klar kommuniziert.»

Am heutigen Arbeitsort, bei der Kunz Martin Schreinerei GmbH in Ostermundigen, ist Bühlmann seit zehn Jahren tätig. Er ist stellvertretender Geschäftsleiter und schätzt an seiner Aufgabe vor allem die Abwechslung. Während er früher selbst eine Schreinerabteilung führte und fast nur noch im Büro tätig war, führt er heute wieder alle möglichen Arbeiten aus – von der Kundenberatung über die Materialbestellung bis zur Montage. Am liebsten ist es ihm, wenn er für die Kunden ungewöhnliche Lösungen finden darf. Aus diesem Grund mag er auch Reparaturarbeiten, weil dort häufig Findigkeit und Einfallsreichtum gefordert sind.

«Man muss die Natur respektieren, wie sie ist: Wenn es Honig gibt, ist es für mich ein Geschenk. Wenn nicht, ist es auch gut.»

cb

Veröffentlichung: 18. April 2019 / Ausgabe 17/2019

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