Grandios im Abgang

Das flexible Edelstahlrohr «Passepartout» von Silfra schafft immer die Kurve. Bild: Silfra

Abflusstechnik.  Die Installationstechnik im Badezimmer ist die Welt der Sanitärfachleute. Eine Vielzahl punktgenauer Lösungen für den reibungslosen Abfluss sorgt aber heute für mehr Möglichkeiten, die auch der Badgestalter, gerade im Renovationsbereich, kennen sollte.

Ein markantes Detail für die inzwischen deutlich veränderten Ansprüche an das Badezimmer ist der bodenebene Duschbereich. Dieser ist auch in vielerlei Hinsicht sinnvoll. Etwa zur Erfüllung der Ansprüche an das altersgerechte Wohnen und die Barrierefreiheit für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen. Auch aus gestalterischer Sicht bringt die bodenebene Dusche enorme Vorteile in den meist kleinen Badezimmergrundrissen, wegen des fliessenden Übergangs vom Duschbereich zum Raum. Im Renovationsbereich sind solche Lösungen für Badezimmergestalter jedoch oft anspruchsvoll in der Planung und der Umsetzung. Denn die Gegebenheiten vor Ort sind nicht immer kompatibel mit den technischen Notwendigkeiten, auch für die Installation und dabei besonders die notwendige Ablauftechnik.

Gerade bei bodengleichen Duschen in Verbindung mit Wellnesseinrichtungen wie Regenbrausen und kombinierten Körperbrausen braucht es eine gehörige Ablaufleistung, die nicht zwangsläufig bei allen Ablaufrinnen oder punktförmigen Abflüssen gegeben ist. Damit gute Gestaltung und Machbarkeit im Gleichschritt gehen können, sollte man deshalb um Kenngrössen wie etwa «Ablaufleistung» und «Sperrwasserhöhe» wissen. Denn am Markt befindliche Abläufe mit einer durchaus üblichen Leistung von 0,4 Litern pro Sekunde können bei einer leistungsstarken Regenbrause schon überfordert sein. Um dem Rechnung zu tragen, weist so manche Ablaufrinne inzwischen eine Leistung von bis zu einem Liter pro Sekunde auf. Das heisst, bei der Planung eines neuen Bades muss dem Volumenstrom der Wasserquellen zusammen mit dem nötigen Abfluss, dessen Einbauhöhe und Platzierung grosses Augenmerk geschenkt werden, damit die Freude am Ende ungetrübt ist.

Die Produktevielfalt für die Duschabläufe ist inzwischen äusserst hoch. Neben zentral platzierten punktuellen Abläufen stehen auch Eckabläufe und vor allem Rinnen zur Auswahl. Diese können sowohl wandseitig als auch raumseitig platziert werden. Besonders interessant dabei sind auch die wandseitig zu montierenden Modelle, die in einer Vorbauwand verschwinden und so eine Lösung bei unzureichender Einbautiefe vor Ort für eine konventionelle Rinne darstellen können.

Schweizer Revolution

Anstatt das warme Duschwasser möglichst schnell zu entsorgen, hat man sich beim noch jungen Bieler Unternehmen Joulia Gedanken darüber gemacht, wie die Energie des warmen Abwassers sinnvoll genutzt werden kann. Heraus kam eine Duschrinne, die einen Wärmetauscher integriert hat. Das warme Abwasser wärmt so den Zulauf des Kaltwassers vor, was zu einer erheblichen Einsparung an benötigtem Heisswasser führt. Der Wärmetauscher besteht aus doppelwandigen Kupferrohren und kommt so ohne bewegliche Teile oder Steuerungselemente aus. So können bis zu 60 % Energie eingespart werden, macht das Duschwasser doch den Löwenanteil am Warmwasser aus. Im Optimalfall benötigt der Warmduscher also noch nicht einmal mehr die Hälfte der Energie für den gewohnten Duschkomfort.

Das Ganze kommt einer Revolution gleich, weil in zeitgemässen, gut gedämmten Gebäuden in etwa gleich viel Energie für das Warmwasser benötigt wird wie für die Heizung. Das Prinzip Wärmetauscher zur Energiegewinnung aus dem warmen Abwasser ist nicht neu. Jedoch gab es in der Regel solche Anlagen nur zentral im Technikraum von grösseren Gebäuden. Die dezentrale Lösung Joulia ermöglicht vielfältige Anwendungen auch in Bädern von privaten Bauherren. Mit einem Ablaufvolumen von 0,8 Litern pro Sekunde ist die Rinne auch für vielstrahlige Wellnessduschen geeignet. Die Mindestbauhöhe von Joulia beträgt jedoch stattliche 119 mm, was nicht in jedem Fall zu realisieren sein dürfte, vor allem wenn dazu noch eine schallisolierende Unterlage zum Einsatz kommt. Entsprechend gut ist dafür die Sperrwasserhöhe von 50 mm dimensioniert, was den sicheren Geruchverschluss auch bei Druckschwankungen im System zuverlässig erfüllt. Joulia gibt es in verschiedenen Ausführungen mit bis zu zehn Rohren sowie für raum- und wandseitige Montage.

Wo mehr Platz ist

Nicht jede optische Rinne ist auch tatsächlich eine lineare Entwässerung. Bei Badezimmersanierungen mit Holzbalkendecken kann dies von Vorteil sein. So wird das Wasser an der Rinnenabdeckung durch das Gefälle nach innen geleitet, fliesst dann aber über eine punktförmige Entwässerung ab, ohne dabei die lineare Einbauhöhe einer «echten» Rinne zu beanspruchen. Die Punktentwässerung kann so auch zwischen zwei Tragbalken ihren Platz finden, wo die Bauhöhe der Rinne ansonsten schwierig wäre. Mehrere Hersteller haben solche Modelle im Programm, die zum Teil ausgeklügelte Strömungsgeometrien und Geruchsverschlüsse implementiert haben.

Wird mit Vorbauwänden gearbeitet oder verunmöglicht die bauliche Situation den Einbau einer Rinne, kann diese auch in die Wand integriert werden. So zum Beispiel beim «Advantix Vario» von Viega. Der Wandablauf entwässert über die komplette Breite mit einem sichtbaren Spalt von nur 20 mm. Auch die Einbautiefe ist mit 25 mm äusserst minimalistisch. Je nach Einbausituation stehen dabei zwei Varianten zur Wahl: für die Badsanierung mit einer Höhe von 70 mm, für Objekte mit höherem Bodenaufbau sind es beim Standardmodell 90 mm, die sich bis zu 165 mm erhöhen lassen. Mit einer Ablaufleistung zwischen 0,6 und 0,75 Litern pro Sekunde ist auch bei kräftigen Brausen der rasche Abfluss gewährleistet.

Geht nicht war einmal

Liegen Wandanschluss und das Zentrum des Ablaufs vom Lavabo nicht auf einer Achse, ist es mit den gängigen Siphon-Rohrstücken recht schwierig, eine saubere Lösung zu finden. Für diesen Fall hat der italienische Hersteller Silfra das Modell «Passepartout» entworfen. Das flexible Edelstahlrohr in Spiraloptik lässt Verbindungen zu, auch dort, wo es sonst schwierig wäre. Der Geruchsverschluss kann wie gehabt etwa in Form eines Flaschensiphons direkt unter dem Becken angebracht werden, oder man nutzt die Flexibilität von «Passepartout» gleich direkt für den Siphon.

Interessant ist auch die Drainage «Follow me» des gleichen Herstellers. Die Vorrichtung leitet das Wasser, das während und nach der Verwendung der Handbrause am Schlauch entlang läuft, direkt dem Ablaufventil der Badewanne zu. Dazu dient eine Art Bypass in Gestalt eines dünnen Kunststoffschlauches, das am oberen Sammelbehälter dicht angeschlossen ist. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass sich beim Zurückschieben des Brausenschlauches Wasser im Inneren sammelt und dort für Probleme sorgt. Die Feder aus rostfreiem Stahl soll den selbsttätigen Rückzug des Schlauchs erleichtern.

www.joulia.comwww.viega.chwww.silfra.com

ch

Veröffentlichung: 25. Juni 2020 / Ausgabe 26/2020

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