Im Bad nicht baden gehen

Im Badezimmer wird die Verschmelzung der unterschiedlichen Gewerke besonders deutlich. Der Schreiner braucht daher Partner. Bild: Stocco

Planung.  Heute sind es gar nicht mehr so wenige Schreiner, die in den Badezimmern ihrer Kunden tätig sind. Damit sie nicht nur den Waschtischschrank realisieren können, gehen sie unterschiedliche Wege, denn das Badezimmer braucht noch mehr Gewerke als eine Küche.

«Das Bad, die Wohlfühloase für die Wellnessferien zu Hause», so beschreibt auch die Schreinerei Lüthi im solothurnischen Biberist ihren potenziellen Kunden die mögliche Dienstleistung an der einstigen Nasszelle.

Zweifelsohne ist die Bedeutung des Badezimmers für das Zuhause gestiegen. Und glaubt man den Ergebnissen aus doch eher mageren Datengrundlagen der Statistiker, dann ist eine gute Planung für die eigene Regenerationszone wichtig, denn ein Badezimmer wird durchschnittlich nur alle 15 Jahre neu gestaltet, und das auf einer schwierigen, weil kleinen Fläche von gerade Mal knapp acht Quadratmetern.

Weiter gehen als andere

Damit ist das Bad eine Herausforderung für jeden Gestalter und Planer. Schwieriger als eine Küche vielleicht, denn das Bad bedingt auch viele fachfremde Arbeiten, insbesondere eine kluge Installationsplanung. In der Küche hat man ein Spülbecken, im Badezimmer mindestens drei Plätze, an denen die Zu- und Ableitung von Wasser nötig ist. «Auch in diesem Bereich sind wir als Planer und Möbelschreiner die richtigen Ansprechpartner. Wir konzeptionieren komplette Badezimmerumbauten. Von der Duschtasse bis hin zum funktionellen und designten Lavabomöbel», so Thomas Lüthi. Damit geht der Schreiner weiter als viele der Kollegen. Klar macht fast jeder Schreiner auch Badezimmermöbel auf Mass und nach Wunsch. Aber dieser Teil ist fast der kleinste im Badezimmer. Wird im Badezimmer auch die Wäsche versorgt, dann wird die angestammte Arbeit des Schreiners schon spannender. Die komplette Planung aber bedingt auch Kompetenzen in anderen Bereichen wie etwa Sanitärinstallation, Haustechnik, Farbwirkung und Licht. Denn liegt das Badezimmer nicht direkt neben der Küche und wird dann einfach auf dem Blatt geplant, ist der Aufwand für die nötigen Installationsarbeiten oft immens.

Der Traum vom Wohnraum Badezimmer weicht oft realistischeren Überlegungen zur Machbarkeit. «Gerade Renovationen rufen schnell bis zu zehn verschiedene Handwerker ins Badezimmer. Wir planen und koordinieren die Verwirklichung der neuen Badewelt gerne in Zusammenarbeit mit regionalen Fachfirmen», so die AIM Innenausbau GmbH in Lachen SZ. Kompetenz über den eigenen Tellerrand hinaus lässt sich aber auch auf anderen einfachen Wegen zeigen. Etwa mittels Hinweisen auf der Website über die richtige Belüftung des Badezimmers und Informationen über die mögliche Materialisierung aller Elemente für das neue Badezimmer.

Den Sanitärspezialist im Haus

Für alle Badezimmerfälle bestens gerüstet ist das Unternehmen Schuler-Rozzi im bündnerischen Bergün. Denn neben der Schreinerei und Zimmerei betreiben Bar-bara und Hans Schuler-Rozzi auch einen Fachbetrieb für Sanitär, Heizung und Solar. «Der Vorteil ist natürlich, dass wir Hand in Hand arbeiten können und so auch komplette Planungen und Bauleitungen übernehmen», so Barbara Schuler-Rozzi. Gerade im Umbaubereich, in dem das Unternehmen intensiv tätig ist, bieten sich durch die Synergieeffekte viele Vorteile. Das gilt nicht nur für Einkaufskonditionen im Sanitär-fachhandel, sondern vor allem bei der Planung von Badezimmerumbauten. Gute Partnerschaften mit den anderen Gewerken ist aber auch für Schuler-Rozzi unerlässlich. Maler- oder Elektrikerarbeiten werden natürlich nicht selbst ausgeführt. Insofern ist der Badezimmerschreiner auch immer ein Kooperationsschreiner. «Je nach Kunden arbeiten wir auch mit anderen Sanitärbetrieben zusammen», sagt Schuler-Rozzi.

Planungshilfen zeigen die Richtung an

Als Hilfestellung, um potenziellen Kunden aufzuzeigen, was möglich ist, tauchen auch vermehrt webbasierte Planungswerkzeuge auf. Etwa von der Compusoft AG, mit deren Badezimmerplaner nur einige Mausklicks nötig sind, um erste Vorstellungen von Kunden ansprechend zu visualisieren. Das Software-Unternehmen verdient dadurch Geld, dass die Anbieter von Badezimmern das Planungstool «Innoplus Web Studio» in die eigene Website einbinden und so die Attraktivität der Homepage erhöhen. Villeroy & Boch nutzt diese Dienstleistung, aber auch Duravit. Handwerksunternehmen ver-linken bislang eher auf solche Badezimmerplaner. Dies widerspiegelt, dass erste Schritte und Überlegungen von Interessierten auch oft in Eigenregie geleistet werden, um eine erste Vorstellung vom künftigen Bad als Wohlfühlraum zu erhalten. Entsprechende Apps, etwa für das Tablet, sind ebenfalls für jedermann leicht zugänglich und auch schnell zu bedienen.

Dem Badezimmer das Besondere geben

Mindestens so stark wie bei der Küche ist beim Badezimmer der Wunsch der Kunden nach ihrem eigenen Raum. Die generelle Unabhängigkeit von Produkten und Lieferanten ist hier sicher ein Plus für Schreiner, auch wenn ihre Einkaufskonditionen im Fachhandel fachfremder Gewerke schlechter sind. Das Ausarbeiten von individuellen Gestaltungsvorschlägen nach den Wünschen und Vorstellungen der Kunden ohne Bindung an Produktvertretungen wird von Badschreinern durchaus als Vorteil kommuniziert. Und das ist auch richtig. Denn wer wirklich auf die Kunden eingehen möchte, hat mit einer Herstellervertretung im Gepäck dann oft schwerer zu tragen. Dies zeigt sich auch im Bemühen der gros-sen Hersteller von Badezimmermöbeln, ihre Produkte zu individualisieren. So bietet die Talsee AG ihren Kunden an, die Fronten der Möbel aus dem gleichen Material zu fertigen, wie der Boden beschaffen ist. «Der Kunde wählt seinen Parkettboden aus, und Talsee fertigt die passende Badmöbelfront dazu. Ein harmonisches Baderlebnis und stimmig zum Wohnkonzept der übrigen Räume», so das Unternehmen. Eine Aufgabe, die bei anspruchsvollen Innenausbauten in anderen Bereichen längst verbreitet ist, was wiederum den Stellenwert und das Bemühen um eine ansprechende Badezimmergestaltung der grossen Akteure widerspiegelt. Wer, wenn nicht der Schreiner, kann Boden und Möbel wie aus einem Guss bieten?

Neues für den Alltag

Über die Alltäglichkeit hinauswachsen möchte auch die Duravit AG, indem sie eine besondere Badewanne entwerfen liess. Die Wanne «Sundeck» hat ein auffaltbares, gepolstertes Ruhedeck integriert, das bei Bedarf eine Fläche auf der Badewanne bietet und sich vor dem Bade einfach «wegfalten» lässt. «Wir wollten der Badewanne eine zusätzliche neue Funktion geben, die es dem Menschen ermöglicht, sie vielfältiger zu nutzen», so der Designer Martin Bergmann.

Das eigene Traumbad erschaffe so neue Möglichkeiten für den alltäglichen Gebrauch. Statistisch gesehen, verbringen wir alle im Laufe unseres Lebens vier Jahre im Badezimmer. Das Bemühen, den Ort zum Wohnzimmer werden zu lassen, ist anhand solcher Beispiele kaum übersehbar. Eine weitere Domäne des Schreiners ist sicher die Materialisierung von Entwürfen. Da die Farben im Badezimmer oft eher ruhig gewählt werden und zurückhaltend eingesetzt werden, ist für den Raum ein szenisch in den Mittelpunkt gerückter Blickfang durchaus förderlich. Dies kann das Badmöbel selbst sein, aber beispielsweise auch eine Wandfläche hinter dem Lavabomöbel, um genau dieses hervorzuheben. Schaut man sich die Kataloge der einschlägigen Keramikhersteller an, so finden sich gerade dort solche Elemente des Innenausbaus, welche der Schreiner individuell und stilprägend verwirklichen kann.

www.luethi-biberist.chwww.aimgmbh.chwww.schuler-rozzi.chwww.talsee.chwww.duravit.ch

ch

Veröffentlichung: 24. Dezember 2015 / Ausgabe 52-53/2015

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