Kandidat aus echtem Holz

Kürzlich meisterte Schreiner Walter Conidi (29) die erste Challenge auf dem Weg zum Titel «Mister Right 2020». Bild: Beatrix Bächtold

Die 20 Anwärter auf den Titel «Mister Right 2020» sind vor dem Wiesnzelt auf dem Zürcher Bauschänzli und überspielen ihre Nervosität mit lauten Scherzen. Bald werden sie hier die erste Challenge der zweiten Auflage des «Swiss Men’s Award» meistern. Walter Conidi ist einer dieser Gaudiburschen in Lederhosen, fest entschlossen, heute Abend alles zu geben. Was genau erwartet wird, weiss der Mann aus Seon AG allerdings nicht. «Es wird gemunkelt, dass wir Shots verkaufen und so unsere Serviceeigenschaften unter Beweis stellen müssen», sagt er und lacht. Aber bevor es so weit ist und er sich Sympathiepunkte für das Weiterkommen in die nächste Runde holen kann, plaudert Conidi über seine Teilnahme – etwas abseits vom Zelt aus dem bereits «Ein Prosit der Gemütlichkeit» schallt. «Vor dieser coolen, alten Haustür aus Holz ist es ideal», sagt er. Und an der Art, wie er das sagt, spürt man, dass in seiner Brust, zwei Handbreit über dem Bund seiner Leder- hose, ein Schreinerherz pocht. Er hat sich auf Ansinnen eines Kollegen für das Abenteuer «Swiss Men’s Award» angemeldet. «Beim Casting im Zürcher Hotel Atlantis war ich so nervös wie nie zuvor in meinem Leben», sagt er. Trotzdem gab ihm die Jury grünes Licht zum Weiterkommen. Ob es an seinem Hobby, dem Sammeln von Sneakers, lag, an seinem unkomplizierten Auftreten oder an beidem, kann er nicht sagen. Ein Grund für seinen Erfolg könnte auch gerade seine extreme Nervosität gewesen sein. Jedenfalls ist sie jetzt, eine Stunde vor der Challenge, wieder da und steht ihm ausgezeichnet.

Walter Conidi hat Schreiner gelernt. «Der Rohstoff Holz ist vielfältig und lebendig wie ich», sagt er und erzählt dann, dass er ein richtiger Schreiner sei. Einer, der noch weiss, wie man Schubladen mit der Schwalbenschwanzverbindung zusammenfügt. Seine Lehre machte er bei der Otto Walti AG in Seon. Dort arbeitete Conidi zehn Jahre als Schreiner.

Heute führt er gemeinsam mit einem Kollegen eine Immobilienvermittlung. Ob er denn ein Verkaufstalent sei? «Wenn jemand die Haustür öffnet, so ist das Haus gekauft oder nicht. Es sind Emotionen, die da mitspielen, und manchmal ist auch das Holz des Innenausbaus ausschlaggebend. Wenn jemand Eiche mag und Fichte antrifft, gelangt der beste Verkäufer an die Grenze seiner Möglichkeiten», sagt er und kommt dabei so richtig in Fahrt. Und dann erklärt er, dass er bei allem, was er mache, Leidenschaft und Willensstärke an den Tag lege. Alles Eigenschaften, die ihm beim «Swiss Men’s Award» hilfreich sein könnten, denn beim «Mister Right» zählen weder Muskeln noch makelloses Aussehen. «Beim ‹Swiss Men’s Award› trifft man ehrliche, sympathische Typen aus echtem Holz, mit Ecken und Kanten, die im Alltag ihren Mann stehen», sagt Conidi. Um den Titel zu holen, müssen die Teilnehmer Herausforderungen meistern, die man auf den Social-Media-Kanälen mitverfolgen kann.

Der Teilnehmer mit den meisten Punkten wird im Verlauf einer glamourösen Gala im Frühling 2020 zum «Mister Right» gekürt. Vergangenes Jahr, bei der ersten Staffel von «Swiss Men’s Award», siegte Sascha Lippuner

– ein Schreiner. «Ich habe ihn kennengelernt. Cooler Siech», sagt Conidi und erzählt, dass er mit seinem Berufskollegen gleich ins Fachsimpeln geraten sei. Nicht etwa Instagram, Influencer oder das Modelbusiness seien das Hauptthema gewesen, sagt Conidi: «Wir unterhielten uns über Splisse in den Fingern.»

«Der Rohstoff Holz ist vielfältig und lebendig wie ich.»

beb

Veröffentlichung: 28. November 2019 / Ausgabe 48/2019

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