Kinderbänkli, die Brücken schlagen

Seit vielen Jahren fertigt Guido Jost (44)mit Leidenschaft Kinderbänkli an. Bild: Caroline Schneider

Seine Kinderbänkli bringen Menschen unterschiedlicher Generationen zusammen, und sie bescheren dem Beschenkten, dem Schenkenden und dem Hersteller viel Freude. Guido Jost ist der Schöpfer dieses schlichten, aber emotionalen Holzproduktes. «Die Bänkli werden meist auf die Geburt eines Kindes verschenkt», sagt er. Seit er dieses Hobby vor rund zehn Jahren zusammen mit seiner Frau begonnen hat, haben 500 Kinderbänkli die kleine Werkstatt in Uffikon LU verlassen. Das Ehepaar hatte auf die Geburt ihrer ersten Tochter selbst ein ähnliches Bänkli geschenkt erhalten. Das war die Zündung für ein neues Hobby. «Ich suchte nach einer handwerklichen Freizeitbeschäftigung neben meines Büroalltags», sagt der gelernte Schreiner, der nun als Produktmanager bei der Striebig AG in Luzern tätig ist. «Ich wollte etwas mit meinem hölzigen Daumen machen, bei dem ich abschalten und mit meinen älteren Maschinen herumwerkeln konnte.» Er sei ein Pragmatiker, betont Jost. «Ich habe eine Beschäftigung gesucht, die mich in meiner Freizeit nicht belastet. Etwas Simples, Überschaubares.» Und diese Kinderbänkli seien das perfekte Mittel zum Abschalten. So zieht er sich am Samstag oder nach Feierabend in seine kleine Werkstatt zurück und fertigt die Kinderbänkli an, die seine Frau anschliessend nach den Wünschen des Kunden bemalt. Im Angebot ist eine Standardgrösse, die man unbehandelt, natur- oder weiss lasiert und in verschiedenen Acryl-Farbtönen bestellen kann. Die meisten wollen entweder ein Blaues für einen Buben oder ein Rosafarbenes für ein Mädchen.

«Das Handwerkliche ist ein Teil meines Lebens und erinnert mich immer wieder an die schönen Anfänge meiner Berufsausbildung», sagt Jost, und in seiner Stimme schwingt kurz etwas Wehmütiges mit. «Ich lernte Schreiner in einem Kleinbetrieb und konnte schon früh die Verantwortung für Aufträge übernehmen: von der Planung über die Produktion bis zur Montage. Ich liebte meine Arbeit. Aber ich habe mich persönlich weiterentwickelt, gründete eine Familie und habe mich weitergebildet. Zuerst zum technischen Kaufmann, dann zum Betriebswirtschafter.» Was er so schätze an seinem Kinderbänkli-Hobby, sei das unmittelbare Feedback seiner Kunden. «Ich sehe ein zufriedenes Lächeln in ihrem Gesicht. Die Kunden freuen sich, weil sie wissen, dass alles von Hand gemacht ist. Unsere Kunden sind offen, unvoreingenommen und dankbar. Und das gibt mir Befriedigung.»

Werbung hat der 44-Jährige, aus-ser einer einfachen Internetseite, nie gemacht. «Die Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert bestens.» Manche kommen von weit her, um ihr Geschenk abzuholen. Es gibt viele Geschichten zu den Kinderbänkli. «Eine Grossmutter hat für jedes ihrer Enkelkinder ein Bänkli bestellt. Und das waren nicht wenige. Wir durften insgesamt 20 Stück in Etappen produzieren. «Das Wiedersehen und der Austausch waren herzlich und warm.»

Es sind genau diese Geschichten, die Jost berühren und ihn seit zehn Jahren dazu bewegen, die Kinderbänkli zu produzieren. «Bei diesen Bänkli geht es um zwischenmenschliche Beziehungen. Es geht um Emotionen. Wir dürfen teilhaben an einem Stück Lebensgeschichte anderer Menschen.»

Für Jost schlagen die Bänkli Brücken zu Personen, zu Geburten, zu Familien. «Durch die Kinderbänkli sind wir mit den grossartigsten Ereignissen im Leben unserer Kunden verbunden», sagt Jost mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck. So simpel dieses Produkt auch ist, es vermag viel zu bewegen.

«Durch die Kinderbänkli sind wir mit den grossartigsten Ereignissen im Leben unserer Kunden verbunden.»

cs

Veröffentlichung: 02. Juli 2020 / Ausgabe 27-28/2020

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