Klarheit im Nassraum

Transluzente Raumtrenner zeigen effektiv wenig, verheissen aber viel. Bild: Glas Marte

Glaswände.  Gerade im Badezimmer verhilft der Einsatz von Glas zu weniger beengten Räumen und einer enormen Gestaltungsvielfalt. Sehr vieles in einem solchen Raum muss letztlich aber über lange Zeit dem Nutzen und der Sicherheit dienen. Dabei gilt es einiges zu beachten.

Schon minimalste Transparenz verschafft Tiefe. Wer in einem Raum eine glatte, feinporige Wandfläche erst trocken und dann nass betrachtet, wird feststellen, dass die nasse Version den Raum grösser erscheinen lässt. Ein klares Glas wirkt ähnlich, aber durch seine Dicke noch intensiver. Da Wasser und Glas gut zusammenpassen, findet das Material immer öfter Verwendung im Badezimmer. Beim Einsatz grossflächiger Gläser sollte dort jedoch einiges beachtet werden, damit die Freude an den lichtdurchfluteten Bauteilen lange anhält.

Sicheres und sichtbares Glas

Glasscheiben sind ausserordentlich stabil, wodurch sehr dünne Trennwände und Türelemente möglich sind. Glas hat allerdings auch den Nachteil, dass es, wenn es doch einmal bricht, scharfkantige Bruchstellen aufweist. Die Sigab-Richtlinie 002 verlangt daher bis zu einem Meter ab begehbarer Fläche Sicherheitsglas – nämlich Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG) oder Verbund- Sicherheitsglas (VSG). Seit dem 1. Januar 2018 darf somit auch für Innentrennwände kein anderes Glas mehr verwendet werden. Wandverkleidungen können allerdings durch vollflächiges Verkleben splitterbindend ausgeführt werden.

Unter der Dusche gilt für alle Trennwände noch ein weiterer Aspekt, der in der Planung Beachtung finden sollte: Dinge, die schon ohne Wasser und Schaum im Gesicht schlecht sichtbar sind, wie Klarglaskanten, werden dann unsichtbar. Sind die Scheiben erkennbar gestaltet, wird damit nicht nur der durch das Glas grösser wirkende Raum wohnlicher, sondern auch sicherer.

Pilzgefahr in Nassräumen

Bei der Glas Marte GmbH im österreichischen Bregenz weist man darauf hin, dass mit Profilen gerahmte Duschtrennwände und nicht austauschbare Dichtungen zeitlich überholt sind. Dabei geht es der Firma nicht darum, gestalterische Vorschriften zu machen, sondern um die Gefahren, die eine solche Konstruktion mit sich bringt. Jegliche Ablagerungen, die nicht vollständig entfernt werden können, begünstigen die Bildung von Schimmelpilzen. Diese wiederum dürften die grösste Gesundheitsgefahr im Wohnungsbau darstellen und sind eher schwierig zu beheben.

Schon lange sind Silikone für den Sanitärbereich pilzhemmend ausgestattet. Leider geben sie mit der Zeit in ihrer Wirkung nach. Unterdessen sind auch Silikon-Dichtmassen erhältlich, die mit Silber-Ionen durchsetzt sind und so dauerhaft Bakterien und Keime bekämpfen.

Ewig feuchte Stellen verhelfen Pilzkulturen zu einem guten Wachstum. Dichte Wandverputze mit Fliesen darauf, die allenfalls undichte Fugen haben, können da zu einem Problem werden. Wer auch die Wände der Dusche grossflächig mit Glas verkleidet, dürfte damit selbst nach vielen Jahren weniger Probleme bekommen.

Glasverklebungen

Sobald zwei frei stehende Glasscheiben rechtwinklig miteinander verbunden werden sollen, wird normalerweise zu einer UV-Verklebung gegriffen. Davon rät man bei der Galvolux SA im Tessiner Bioggio für den Nassbereich dringend ab. Sollte aber dennoch, wie sonst üblich, keine Beschlagslösung infrage kommen, kennt die Glassolutions Vetrotech Saint-Gobain AG in Flamatt FR eine praktisch unsichtbare andere Lösung: Nach etlichen eigenen Tests bezüglich Materialverträglichkeiten sowie Standfestigkeit der Klebeprodukte zeigte sich, dass das Produkt ACX Plus von Tesa dafür verwendet werden kann.

Auch auf diese Weise sind dann Duschräume so gestaltbar, dass sie keine Türen brauchen und dennoch den Raum vor Spritzwasser schützen. Von hohem Gebrauchsnutzen können Nischen in den Wandverkleidungen sein, um Seifen und Shampoo-Flaschen aufzunehmen.

Dekor und Licht

Glasdekore auf den Trennwänden wie auch den Wandverkleidungen gehören grundsätzlich auf die wasserabgewandte Seite oder allenfalls zwischen die Gläser bei VSG. Möglich sind da alle Beschichtungsverfahren. Selbst einseitig durchsichtige Chromspiegel werden immer mal wieder verlangt.

Bei Galvolux weist man darauf hin, dass Bearbeitungen wie Ätzen, Sandstrahlen oder Lasern auch bei ESG möglich sind, dies aber nur direkt an der Oberfläche. Lasergravuren im Inneren der Scheibe sind bezüglich der vorhandenen Materialspannungen nicht kalkulierbar. Damit die behandelten Flächen nicht so schmutzempfindlich sind, bietet die Firma einen Schutzlack an.

Solche Dekore, die ja die Glasstruktur verändern, reflektieren auch ganz anders. Sobald Licht auf die Scheibenkante fällt, beginnt der bearbeitete Teil zu leuchten, womit das Sujet besonders hervortritt und der dahinter liegende Bereich weniger sichtbar wird. Ausser dass man gezielt Deckenspots verwendet, gibt es auch wasserdichte LED-Streifen. Diese sollten aber unbedingt so platziert werden, dass kein neuer Herd für Schimmelpilze entsteht.

Die Problemzone beim VSG

Wer eine plastisch wirkende Lasergravur im Inneren der Scheibe haben möchte, kommt heute nicht mehr darum herum, diese in der Aussenscheibe eines VSG zu machen. Ein Vorteil ist, dass dann alle Aussenflächen glatt und gut zu reinigen sind. Der Nachteil kann in der Folie liegen, die beide Gläser verbindet. Diese Folie ist normalerweise sehr feuchtigkeitsempfindlich, weshalb sie auch in einem klimatisierten Raum verarbeitet werden muss.

Im verklebten Zustand kann diese Folie bei starker Beanspruchung im Kantenbereich über die Zeit Wasser aufnehmen, was dann sichtbar ist. Das Problem besteht auch bei Brüstungsgläsern für Balkone. Dort wird eine Folie verwendet, die zwar einiges teurer ist, dafür kein Wasser aufnehmen kann. Dennoch lässt auch diese sich bedrucken, wodurch alle Möglichkeiten im Dekorbereich gewahrt bleiben. Wird bei der Bestellung also eine solche Folie verlangt, sollte auf ein Kantenschutzprofil verzichtet werden können. Besser ist aber, wenn die Kantenbereiche ausserhalb direkter Wasserstrahlen liegen.

Klarheit bewahren

Auf den wasserzugewandten Seiten ist die Zeit der Nanobeschichtungen, die ja erneuert werden müssen, schon wieder vorbei. Diese umweltschädlichen Stoffe lassen sich nicht mehr aus dem Abwasser filtern.

Erhältlich sind dafür Metalloxid-Beschichtungen – bei Galvolux unter dem Produktenamen «Shower Guard» oder bei Glassolutions unter «Timeless». Diese werden auf der Glasoberfläche eingebrannt und verringern dauerhaft das Anhaften von Schmutz und Kalkablagerungen. Zudem kann so eine Glaskorrosion verhindert werden.

Elemente unter Strom

Schaltbares Verbundglas, das auf Knopfdruck seine Durchsicht von transluzent zu transparent ändert, hat eine LC-Folie (liquid crystal oder Flüssigkristall) und benötigt Strom. Es kann im Badezimmer verwendet werden, aus Sicherheitsgründen aber nicht im direkten Nassbereich.

Wasserdicht und mit einem Glasaufbau von 20 mm auch als Wandverkleidung in der Duschkabine geeignet ist das Produkt «Screenlight». Die Glas Trösch AG in Bützberg BE bietet damit ein Leuchtglas an, welches auf Mass gefertigt und individuell bedruckt wird. Die stufenlose Regulierung der Lichttemperatur erfolgt über eine KNX-fähige Box, die sich in jede Haustechnik integrieren lässt.

www.glasmarte.atwww.galvolux.comwww.sageglass.comwww.glastroesch.com

ab

Veröffentlichung: 18. Oktober 2018 / Ausgabe 42/2018

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