Messebesuch ohne Muskelkater

Bild: Monika Hurni

Fachmesse.  Die digitale Ausgabe der Interzum ist Geschichte. Ende der vergangenen Woche bot die Messe für Zulieferer der Möbelindustrie und des Innenausbaus Besucherinnen und Besuchern einen virtuellen Rundgang mit Präsentationen und interaktivem Austausch.

Wer die Online-Ausgabe der Interzum besuchte, hatte vergangene Woche die Qual der Wahl. Einblicke in die Trends und Angebote der Branche bot die Ausstellerbühne «Product Stage». Dort gab es Kurzvorträge direkt von den Herstellern. Daneben wurden auf den drei virtuellen Bühnen «Trends», «Green Smart Materials» sowie «Mattress Recycling» aktuelle Themen aufgegriffen und interaktiv diskutiert. Das «Virtual Café» bot Kunden die Möglichkeit, mit Ausstellern, Einkäufern und Branchenexperten der Möbelfertigungs- und Innenausbauindustrie direkt ins Gespräch zu kommen. Abgeschlossen wurde das vielseitige Angebot mit dem «Round Table», an dem sich Aussteller und Besucher zu exklusiven Veranstaltungen treffen konnten. Folgendes blieb dem Redaktionsteam der SZ bei seinem Rundgang insbesondere hängen:

Dritter Award für das P-System

Die Lamello AG aus Bubendorf BL gewann an der Messe mit dem «P-System»-Verbindungsbeschlag «Clamex P-14 Flexus» den begehrten Interzum-Award «intelligent material & design» mit der Zusatzauszeichnung «Best of the Best». Bereits 2013 und 2015 haben Beschläge aus der «P-System»-Reihe einen Award der Messe gewonnen.

Der neue «Clamex P-14 Flexus» ist ein lösbarer Verbindungsbeschlag auf Basis des bekannten «P-Systems». Dank der neuen, flexiblen Positionierbolzen stehen keine starren Elemente des Verbinders vor. Dies ermöglicht ein nachträgliches Montieren von Werkstücken in bestehende Elemente. Die flexiblen Bolzen dienen gleichzeitig zur Positionierung und als Befestigungselement. Das Einfräsen der «P-System»-Nut für die Verbinder ist sowohl mit einer CNC- als auch manuell mittels einer «Zeta P2»-Maschine von Lamello möglich.

Räume neu gedacht

Eines der zentralen Themen der Messe war die Flexibilität bei der Wohnraumgestaltung, welche durch das verdichtete Bauen, aber auch durch die aktuelle Homeoffice-Situation an Bedeutung gewonnen hat. An der Präsentation der Hawa Sliding Solutions AG aus Mettmenstetten ZH machte sich Raphael Gielgen, Trendscout des Möbelherstellers Vitra aus Birsfelden BL, Gedanken zum Thema «Räume von morgen: Wohnen und Arbeiten in der Zukunft». Für ihn ist klar: Die Räume müssen multifunktional sein und sich mit wenigen Handgriffen verändern lassen. Markus Föllmi, Leiter Innovation bei Hawa, sieht viel Potenzial im Bereich der Raumtrennung und der Nutzungsvielfalt auf engem Raum. Es sei wichtig, die gewohnte Denkweise auch einmal zu verlassen und Visionen am Ende auf Machbarkeit runterzubrechen.

Beschlägehersteller Hettich zeigte in seiner Präsentation das Beispiel einer kleinen Stadtwohnung, in welcher der Raumtrenner – ein raumhohes Regal zwischen Wohn- und Schlafzimmer – verschiebbar ist und die Bewohner den jeweils benutzten Teil vergrössern können. Hettich macht die Wände mit dem Schiebetürsystem «Topline XL» beweglich. Das ist nicht grundsätzlich neu, aber komplett überarbeitet worden.

Blum präsentierte das System «Revego», bei welchem Schranktüren die Arbeitsnische oder den Bürostauraum verdecken. Beim Öffnen werden die Einzel- oder Doppeltüren in seitliche Taschen eingeschoben und bieten freien Zugang zum dahinterliegenden Bereich, wodurch sich auch der Eindruck des Raumes verändert.

Häfele griff die Thematik des Homeoffice unter dem Aspekt auf, dass aus dem pandemiebedingten Zwischenstadium eine bleibende Arbeitsplatzlösung für bestimmte Tage werden könnte. Der kompakte, höhenverstellbare Jobtisch verfügt in der Grundausstattung über mehrere Stromanschlüsse, eine integrierte Schublade und eine Magnetrückwand. Mit 78 möglichen Farbkombinationen sowie einer Vielzahl an Material- oder Dekoralternativen lässt er sich in jedes Wohnumfeld einpassen.

Wenn Licht die Hauptrolle übernimmt

Das 24-V-LED-System «Loox 5» der Firma Häfele ist auf einem einfachen Steckmechanismus aufgebaut. Das System wird laufend weiterentwickelt und ergänzt. So beispielsweise mit der «Linearlinse». Bei der Eigenentwicklung wird das Aluminium-Profil durch einen LED-Streifen mit einer dicken linearen Linse abgedeckt. So wird das Licht gebündelt, wodurch sich die Beleuchtungsstärke laut Hersteller verdoppelt und dies bei stark reduzierter Blendwirkung.

Die Elektra GmbH aus Enger (D), welche in der Schweiz von der KMD Industrievertretungen in Ebnat-Kappel SG repräsentiert wird, zeigte ihre Systemidee «Concept One». Basierend auf einer Tragstruktur mit Konsolenstiften und Lichtbändern, lassen sich hängende Wandregale oder auch Spiegel mit Abschlussleisten realisieren, wobei die davorstehende Person beleuchtet wird. Dies per herkömmlichem Schalter, Sensorschalter oder smarter Steuerung.

Die Produkte der Halemeier GmbH sind in der Schweiz bei verschiedenen Händlern im Sortiment. Mit dem «S-Mitter Basic Multiwhite» hat der deutsche Beleuchtungstechnik-Spezialist eine Schnittstelle zwischen Smartphone und Möbelbeleuchtung im Angebot. Er ermöglicht das Schalten und Dimmen aller angeschlossenen Leuchten sowie die Einstellung der Farbtemperatur der «Multiwhite2»-Leuchten.

Und last but not least, erhielt «Avantech you Illumination», das Beleuchtungssystem für Küchenschubladen von Hettich, den Interzum-Award für «Hohe Produktqualität». Die auf die Schubladenzargen geklippten Profile mit integrierten LEDs beleuchten die geöffnete Schublade von innen oder setzen Akzente nach aussen. Die Energie kommt aus einem Akku-Pack.

Von der Technik zum Design

Bei den Schubladensystem zeigte Blum sowohl Technik als auch Design. So verfügt die «Merivobox» über ein neu entwickeltes Führungssystem. Die L-Form sorgt für hohe Stabilität und Belastbarkeit mit synchronisiertem Schwebelauf. Die «Legrabox individual» hingegen steht für Design. Hier können Verarbeiter selber kreativ werden. Dies durch besondere Farb- und Materialkombinationen sowie durch individuelles Bedrucken, Lasern oder Prägen der Zargen (siehe Bild unten).

Auch beim italienischen Furnierhersteller Tabu führt die Technik zum Design. Der Spezialist für gefärbtes Konzeptholz zeigte seine neue Kollektion mit Furnieren, die aussehen wie Stoff oder gewebter Teppich. Die Auswahl reicht von natürlichen Holztönen mit Flechtoptik, streifig farbenfroh bis zu einer Schwarz-Weiss-Variante, die an aneinandergereihte Barcodes erinnert. Das Gesamtsortiment umfasst aktuell 555 Varianten an Hölzern, Farben und Strukturen. Die Furniere sorgen für eine besondere Raumwirkung im Objektbereich und einen Wiedererkennungswert beispielsweise bei Ladenketten. Alle Hölzer der neuen Kollektion sind FSC-zertifiziert, haben eine Dicke von 0,6 mm und sind rückseitig mit einem Vlies kaschiert. In der Schweiz sind die Furniere von Tabu bei der Bollinger Furnier AG in Nürensdorf ZH erhältlich.

www.interzum.de

SZ

Veröffentlichung: 13. Mai 2021 / Ausgabe 20/2021

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