Mut zur Lücke

Wenn es eng wird, sind pfiffige Lösungen gefragt. Hätte man im Beispiel mit Rundungen oder abgeschrägten Lösungen gearbeitet, wäre der Nutzwert noch höher ausgefallen. Bild: Kaldewei

Duschen in kleinen bädern.  Die Dusche gehört zum Bad wie das Salz in die Suppe. Wenn für die Wünsche zu wenig Platz vorhanden ist, braucht es andere Ideen. Wer sodann Verzicht übt, hat es leichter. Eine andere Möglichkeit sind Raumsparlösungen, sofern sie ihren Zweck erfüllen.

Die meisten Bäder sind klein. Für ihre Benutzer, Wohnungsmieter und -eigentümer oft deutlich zu klein. Und: Sie sind nicht nur klein, sondern häufig auch noch schlauchförmig. Das macht die Sache nicht leichter. Viele Bäder wurden zu einer Zeit geplant, als das Bad noch reine Nasszelle war, heute steht aber das Wohlfühlen und ein gewisser Komfortanspruch im Mittelpunkt der Badplanung.

Kein Wunder, finden sich in Wohnzeitschriften und natürlich bei den Badezimmerausstattern selbst viele Hinweise sowie mehr oder minder gute Tipps für ein zeitgemässes Bad. Denn inzwischen wandert das Augenmerk hin zu den kleinen Bädern, die bislang weniger im Fokus standen. Auch die einschlägigen Luxusausstatter nehmen sich vermehrt dem Thema an. Neben Farbe, Licht, Materialisierungen und Gliederung des Badezimmers sind es Format und Platzierung der grundlegenden Elemente selbst, die je nach Raumsituation für eine Wohlfühlatmosphäre sorgen. Als wichtigster Tipp bei beengten Raumverhältnissen kann deshalb durchaus gelten: Was muss wirklich unbedingt rein? Braucht es tatsächlich gleichzeitig eine Dusche und eine Badewanne?

Weniger ist mehr

Neben den vielen guten Ratschlägen für eine gute Gestaltung des Kleinbadezimmers findet sich bei den Herstellern auch oft das Versprechen, dass «nahezu alle Wünsche erfüllt werden können». Allerdings mit deutlichen Einbussen bei Komfort und Benutzerfreundlichkeit. Wenn Badewanne und Dusche für die Bewohner schlicht zu klein geraten, machen beide nicht wirklich Freude. Dann gilt es, bei zu kleiner Grundfläche für alle Wünsche die Elementaren davon herauszufinden und intelligente Lösungen zu suchen, damit möglichst viel vom Wunsch auch zur Wirklichkeit wird.

Duschfläche je nach Bewegungsdrang

Eine Duschwanne mit 70 × 70 cm Grundfläche gilt für eine erwachsene Person mit durchschnittlicher Körpergrösse allgemein als ausreichend. Wer sich etwa berufs- oder hobbybedingt oft von Kopf bis Fuss gründlich einseift, der wird sich allerdings öfter daran stossen. 10 Zentimeter mehr sorgen bereits für deutlich mehr Entspannung bei der Körperreinigung. Die Standardgrösse 90 × 90 cm lässt sich demgegenüber schon ohne Kollisionen komfortabel benutzen. Wer aber schon mal 1 m zur Verfügung hatte, gewöhnt sich um so schlechter an weniger. Für rechteckige Formate gilt dabei: Sie sorgen für mehr optische Grösse und mehr komfortable Benutzung. Entscheidend dabei ist aber jeweils das kleinste Mass. Denn kaum jemand dreht sich beim Duschen nicht öfter um die eigene Achse und seift sich stets in derselben Richtung ausgerichtet unter der Brause ein. Ist für eine nach Kundenbedürfnis ausreichend grosse Dusche schlicht zu wenig Platz im vorhandenen Bad, schlägt die Stunde der speziellen, raumsparenden Modelle. Denn manchmal ist auch eine rechteckige Duschwanne mit 90 × 80 cm für einen Grundriss schlicht zu viel.

Fünfeck als etwas besseres Dreieck

Bei drangvoller Enge können Ecklösungen eine Möglichkeit dazu sein, auch die anderen gewünschten Elemente noch im Badezimmer unterzubringen. Entgegen der oft angepriesenen «Platzwunder» von Fünfeck- und Viertelkreisduschtassen für die Eckmontage sind auch diese in Wirklichkeit den offensichtlich wenig bekannten geometrischen Gesetzen unterworfen. Besser als das Fünfeck ist dabei der Viertelkreis für den Duschenden. Denn selbst bei einer Kantenlänge von 1 m beträgt das theoretisch nutzbare Mass der Winkelhalbierenden bis zur Begrenzung der Duschkabine lediglich rund 85 cm.

Wenn man bedenkt, dass man sich beim Duschen eher selten in die Ecke hineindrückt, ist man schnell bei einem tatsächlich nutzbaren Kabinenmass, das unterhalb von schon recht schmerzhaften 65 cm liegt. Die männliche Konfektionsgrösse Medium weist eine Schulterbreite von 46 cm auf. Da bleibt im «Raumwunder» ziemlich wenig Spielraum beim Duschen. Etwas besser schneidet das Format des Viertelkreises für eine Ecklösung ab, weil dieser in der entscheidenden Richtung der Winkelhalbierenden etwas mehr Platz bietet.

Gute Möglichkeiten durch neue Technik

Noch besser lassen sich Ecklösungen für Wellnessbegeisterte realisieren, wenn die Fläche der Dusche bodeneben ist, und vor allem, wenn sich der Spritzschutz in Form der Kabine aus dem Raum zur Wand hin wegklappen lässt. Dann nämlich kann die Duschkabine grosszügiger und das nutzbare Mass der Grundfläche effizienter gestaltet werden. Und so sind auf einmal grössere Quadrate und Rechtecke als Duschkabine möglich, auch im kleinsten Badezimmer. Voraussetzung hierbei ist natürlich, dass bauseitig die Möglichkeit vorliegt, eine bodenebene Duschwanne zu verwirklichen. Muss stattdessen eine Duschtasse installiert werden, die 20 bis 30 Millimeter aufträgt, bringt die einfaltfähige oder drehbare Duschkabine zwar optisch mehr Raum, ist aber nicht praktisch. Denn man wird kaum die Stufe der Duschwanne überwinden beim normalen Begehen des Raumes.

Spiel mit dem Spritzschutz

Bodenebene Duschen in Verbindung mit massgefertigten Glaskabinen, die sich bei Nichtgebrauch aus dem Raum nach innen drehen oder einfalten, sind derzeit eine intelligente Variante für kleine Bäder. Wer ganz auf den Spritzschutz verzichten möchte, braucht dagegen Platz. Laut den Bad-Experten der Bauarena in Volketswil ZH gilt für diesen Fall ein Radius von 1,20 m als Mindestgrösse, ausgehend vom Zentrum des Duschkopfes. Damit kommt der intelligenten Konstruktion der Duschkabinen bei bodenebenen Duschen in kleinen Badezimmern eine entscheidende Bedeutung zu. Urs Styger, Geschäftsführer der Koller AG in Ibach im Kanton Schwyz, sieht bei den Duschtrennwänden ein interessantes Geschäftsfeld. «Diese werden vom Sanitär meist an Drittfirmen weitergegeben. Wenn wir eh auf der Baustelle sind, ist dies ein mögliches Zusatzgeschäft», so Styger.

Die kombinierte Variante ist zurück

In so manchem Schweizer Badezimmer wird in der Badewanne auch gleichzeitig geduscht. Grosser Nachteil dabei stellt die Überwindung des Badwannenrandes dar. Für diesen alles andere als barrierefreien Umstand hat der breitenwirksame Badausstatter Duravit zusammen mit Eoos eine Lösung gefunden. Das «Zwei-in-eins-Produkt» ist eine Badewanne mit Türdurchgang zur Dusche. «Klappt man die integrierte Glastür zu, verwandelt sich die Walk-in-Dusche in eine Badewanne. Die Glasabtrennung ist auf einer Seite auch mit Spiegelglas erhältlich, was den Raum in kleinen Bädern grösser wirken lässt», so das Unternehmen. Die benötigte Fläche dafür ist mit den Aussenmassen 170 × 75 cm recht kompakt und in Bezug auf das kleinere, entscheidende Mass für das Duschen ohne Kollisionen gerade noch ausreichend.

Herrscher über Dreh- und Angelpunkt

Die funktionale und gleichwohl gefällige Ausführung auch des kleinsten Badezimmers wird immer wichtiger. Selbst Hersteller von ganz überwiegend luxuriösen Bauteilen für das Badezimmer betätigen sich zunehmend auf diesem Feld. Etwa mit kleinsten Waschtischen und Lavabos mit Unterschränken als raumbestimmende Skulptur. An die Dusche in solchen Räumen wagen sich diese dabei eher selten, wie der Blick auf die angebotenen Lösungsmöglichkeiten zeigt.

Das ist die Stunde des Schreiners. So ziemlich alles, was das kleine Badezimmer gross werden lässt, liegt im Bereich der Kernkompetenzen des Schreiners. Die Realisierung und Montage von individuell massgefertigten Duschabtrennungen zum Wegdrehen und -falten etwa. Auch hat er die Herrschaft über die schräge Ecke bei Lavabo-Unterschränken mit einheitlicher Materialisierung, was gerade in kleinen Räumen stets die Einzelanfertigung bedingt. Wer sonst kann raumsparende, intelligente Bauteile in ein umfängliches Gestaltungskonzept einbinden und mit Massanfertigungen ergänzen? Und wer kann mit den Körpermassen des Menschen für dessen angenehme Benützung des Interieurs besser umgehen als der Schreiner? Genau: Vor allem in den kleinen Badezimmern kann ihm niemand das Wasser reichen.

www.kaldewei.comwww.duravit.chwww.koller-kuechen.chwww.stocco.it

ch

Veröffentlichung: 19. Oktober 2017 / Ausgabe 42/2017

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