Perfekte Wände in feuchtnassen Räumen

Das Trockenbausystem, mit U-Profilen aus Metall, wird von Gipsern verwendet. Bild: SMGV

Trockenbau im Bad.  Ausbauten in Trockenbauweise erlauben dünne Dimensionierungen bei recht hoher Festigkeit und das Verstecken von Leitungen. Das ist bei Umbauten im Badezimmer oft wichtig. Jedoch braucht es für solche Arbeiten zusätzliches Wissen und Können.

Schon seit vielen Jahren ist es für Schreiner absolut normal, verschiedenste Plattenmaterialien zu verarbeiten – alles, was auf den vorhandenen Maschinen geschnitten und gefräst werden kann, ist mehr oder weniger willkommen. Das gilt auch für Gipsplatten, wobei die Fasergipsplatten klar favorisiert werden. Gerade im Brandschutz haben sie die davor verwendeten Platten mit Asbest oder auch Zement abgelöst.

Die vergleichsweise leichteren Produkte aus Gips lassen sich gut verarbeiten und sind mittlerweile ein fester Bestandteil, wenn es um Brandschutzverkleidungen geht. Durch die Lignum-Dokumentation «Brandschutz», die ein Bestandteil des Brandschutzordners des VSSM ist, gibt es umfassende Angaben über den Aufbau von Wand-, Decken- und Bodenelementen. Dabei wird von einer sauberen Schnittqualität der feuerwiderstandsfähigen Bekleidungsplatten ausgegangen, damit diese fugenlos gestossen werden können und Flammen keine Chance haben, durchzukommen.

Neutrale Wandfläche

Im Element- oder auch Modulholzbau werden Gipsplatten für Innenwände und Zimmerdecken verwendet, da diese Flächen sehr gut streichbar sind oder mit Abrieb, Tapeten und anderen dünnen Belägen beschichtet werden können. Schreiner, die sich für die Verarbeitung von Fasergipsplatten eingerichtet haben, wollen diese – genau wie die Zimmerleute – wegen ihrer gleichmässig eben bleibenden Flächen auch für weitere Trockenbauarbeiten einsetzen. Da kann dann die erste Schicht auf der Ständerkonstruktion auch gut eine OSB-Platte sein und die Gipsplatte als Abflussschicht dienen. Heute werden immer mehr auch Badezimmer mit den eigentlichen Aufbauwänden sowie Wandverkleidungen von Schreinern ausgeführt. Für diesen Anwendungsbereich braucht es erweiterte Kenntnisse, da Gips und Wasser nicht unbedingt gut zusammenpassen.

Fachwissen einsetzen

Mit dem Badezimmer begibt sich der Schreiner in das Fachgebiet von Gipsern und Fliesenlegern, die beide über fundierte Kenntnisse darüber verfügen, was es braucht, dass der Raum viele Jahre lang schadlos benutzt werden kann. Die Liste der situativ erforderlichen Vorgaben bezüglich Materialien und Umsetzungen ist lang. Vieles davon kann beim Schweizerischen Maler- und Gipserunternehmer-Verband (SMGV) mit Sitz in Wallisellen ZH eingesehen werden. Führt der Schreiner also Wände, Wandverkleidungen oder Decken aus, ist es von Vorteil, wenn er sich schon bei der Planung mit einem Gipser abspricht, der beispielsweise sagt, wo welche Dichtungs- oder Trennbänder eingesetzt werden müssen, und der dann später auch die Spachtelarbeiten sowie Abdichtungen ausführen kann. Sollte das nicht möglich sein, kann alternativ direkt mit einem Systemlieferanten Kontakt aufgenommen werden.

Dichten und entkoppeln

Schreiner arbeiten vor allem mit Massivholz-Unterkonstruktionen. Gipser verwenden Leichtbausysteme mit u-förmigen Blechprofilen, die dort verstärkt werden müssen, wo durch Anbauteile, wie Waschbecken, eine höhere Belastung verursacht wird. Eine undichte Stelle kann beim Blech zu Korrosion und beim Holz zu Fäulnis sowie Pilzbefall führen – was auf gar keinen Fall geschehen darf.

Beide Systeme sind beweglicher als Mauerwerke, weshalb es möglich sein muss, dass entsprechende Verformungen aufgenommen werden können. Es sollte zudem darauf geachtet werden, dass alle Anschlüsse schallentkoppelt ausgeführt werden, da die relativ leichten Elemente einen guten Resonanzkörper abgeben können und den Schall übertragen.

Unsichtbare Übergänge

Die mit einer Kreissäge geschnittenen Platten vom Schreiner dürfen bei der unteren von zwei Schichten stumpf zusammengestossen werden. Die normalerweise hälftig überlappte zweite Schicht muss allerdings immer eine Fuge gemäss den Vorgaben der Plattenhersteller aufweisen und mindestens gespachtelt werden. Nur so ist ein perfekter, unsichtbarer Übergang machbar. Es gibt vier Qualitätsstufen bezüglich der Fugensichtbarkeit bei Streiflicht, für welche der Verarbeiter die Garantie übernehmen muss – daher sollte diesen Schritt unbedingt ein Gipser ausführen. Gipser verwenden am liebsten Gipskartonplatten, weil diese mit einem Cutter geschnitten und dann gebrochen werden können. Da die Fugen so nie wirklich schliessen, müssen die untere und die obere Plattenschicht verspachtelt werden.

Anpassung an aktuelle Vorgaben

Aufträge für Trockenbauarbeiten im Badezimmer entstehen am ehesten bei Hausumbauten oder Renovationen älterer Gebäude. Schon bei der Planung gibt es einen Punkt, der auf keinen Fall vergessen werden darf: Sobald auch nur schon eine Wand eines Zimmers verändert wird, muss der ganze Raum den in diesem Moment geltenden Normen angepasst werden. Grenzt eine Wand an eine andere Nutzereinheit – also eine andere Wohnung – muss dieser Raum die aktuell geltenden Brandschutzvorschriften erfüllen, unabhängig von dem, was er sonst noch alles können muss. Vermeintlich kleine Renovationen können so schnell an Umfang gewinnen und bei Nichteinhaltung zu Schwierigkeiten führen.

Die richtige Platte am richtigen Ort

Bezüglich der zu erwartenden Wassereinwirkung der Platten gibt es grosse Unterschiede und Vorgaben der Systemanbieter, in welchem Bereich und bis zu welchem Abstand ein jeweiliges Produkt mindestens eingesetzt werden muss. Schliesslich macht es einen Unterschied, ob es um die Innenwand einer Duschkabine oder die Wand hinter einem Lavabo geht.

Es gibt Feuchtraumsysteme, bei denen alle Komponenten abgestimmt sind. Das reicht, wie beim System «Glasroc X» von Rigips, von Profilen, Schrauben, feuchte- und schimmelresistenten Platten bis hin zum Fugenspachtel und zu den Bewehrungsstreifen. Kernstück des Feuchtraumsystems ist die spezielle Trockenbauplatte. Sie besteht aus einem stark hydrophobierten Gipskern und ist mit einem imprägnierten und UV-beständigen Glasvlies ummantelt.

Damit alle Leitungsdurchgänge durch die Gipsplatten, Anschraubpunkte sowie jegliche Übergänge in Raumecken zu Badewannen und dergleichen dauerhaft dicht sind, stellen Firmen wie die Gabag AG in Küssnacht am Rigi SZ Dichtungen und Befestigungssysteme her.

Gemeinsam kann es besser gehen

Für ein gemeinsames Vorgehen von Schreiner und Gipser braucht es eine gute Zusammenarbeit und Vertrauen. Es muss klar sein, wer wann beispielsweise federführend ist und wie der Umgang mit den Schnittstellen, Abnahmen und Garantien läuft. Es muss sichergestellt sein, dass alle Systemvorgaben eingehalten werden und man sich gegenseitig in die Hände spielt. Da sich die beiden Fachbereiche stark unterscheiden, aber auch optimal ergänzen, können beide von der Zusammenarbeit profitieren.

www.smgv.chwww.rigips.chwww.gabag.com

Andreas Brinkmann

Veröffentlichung: 06. April 2023 / Ausgabe 14/2023

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