Rundgang am Bildschirm

Bild: Messe München Der Aufwand für die Ausrichtung der digitalen Bau war hoch. Im Bild das Studio von Bau-TV.

Messe.  Für die Branche war die digitale Messe Bau eine Premiere als erste Grossveranstaltung, die vorübergehend in den virtuellen Raum eingezogen ist. Die Schreinerzeitung war bei den Präsentationen der Aussteller und dem Konferenzangebot dabei.

Der Start der ersten rein online durchgeführten Messe Bau vom 13. bis 15. Januar 2021 war zugegeben etwas holprig. Am Abend unmittelbar vor Messebeginn funktionierten die Registrierung und das Einloggen auf dem Internetportal nicht wirklich. Für die Messegesellschaft in München war es längst nicht die erste digitale Veranstaltung dieser Art, aber eine der grössten. Mit über 38 000 Teilnehmenden aus 138 Ländern war auch die digitale Variante der Leitmesse für das Bauwesen erstaunlich international. Die Besucher konnten sich neben dem Bau-TV, den Diskussions- und Vortragsforen vor allem die Präsentationen von 247 Ausstellern über bewährte und neue Produkte ansehen sowie Beratungstermine wahrnehmen.

Überraschend grosses Interesse

Am Ende waren 220 000 Zugriffe auf die Veranstaltungen zu verzeichnen, die weltweit wahrgenommen wurden. Der Live- stream des Bau-TV wurde dazu in drei Zeitzonen gesendet. Der Zuspruch hat auch die Veranstalter etwas überrascht. «Von den digitalen Formaten, die wir bislang ausgerichtet haben, hat die Bau besonders viele an die Bildschirme gelockt», sagt Silvia Hendricks, Brand Manager Marketing und Communications bei der Messe München.

Ein Grund dafür könnte sein, dass die Baubranche trotz der Einschränkungen durch die Bekämpfung der Coronapandemie im letzten Jahr recht stabil weiterlief. Der Bedarf an neuen Produkten und Lösungen dürfte so ungebrochen sein.

Es scheint eher, dass die Pandemie das Klima des Wandels beschleunigt. Die Zukunft des Bauens stand deshalb im Fokus der Vortragsreihen. Ressourcenschonung, Wiederverwertung, variable Nutzungskonzepte und Digitalisierung waren so auch Inhalte der Diskussionen.

Spontan geht nicht wirklich

Sicher ist es vielen Teilnehmenden so gegangen: Etwas seltsam, wenn eine Präsentation zu einem neuen Produkt nicht räumlich vor Ort, sondern am Bildschirm abläuft. Die Nähe und die unmittelbare Möglichkeit für Rückfragen fehlen. Schliesslich ist es der besondere Charme eines Messebesuches, einfach auch mal selbst Hand anlegen zu können, den neuen Akkuschrauber kurz zu testen, sein Handling und vielleicht einfach nur das Gewicht des Werkzeuges zu spüren.

Trotzdem hat die Bau Online gezeigt, dass etwa Elektrowerkzeuge auch digital vorgestellt werden können. Es kommt eben auf die Präsentation an, in deren Formate sich selbstredend die Hersteller auch erst üben müssen. Dazu gehört, wichtige Details in Grossaufnahme zu zeigen und den Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, jederzeit über die Chat-Funktion auch Fragen einzustreuen. Dazu braucht es auch eine entsprechende Bildauflösung von Livestreams, damit Nahaufnahmen auch wirklich in dieser Form wirken können. Es ist kaum zu erwarten, dass Anbieter von Materialien, Werkzeugen und Hilfsmitteln noch ein professionelles Fernsehstudio neben der Produktionshalle errichten.

Eine Ergänzung, aber kein Ersatz

Der digitale Messebesuch bleibt deshalb etwas anderes als die reale Veranstaltung vor Ort. Durch die Gänge schlendern und überraschende Neuheiten entdecken – das geht digital einfach nicht. Deshalb ist die Vorbereitung solcher Veranstaltungen im Vorfeld enorm wichtig, um nicht durch Unachtsamkeit wichtige Informationen zu verpassen. Dazu braucht es wiederum entsprechende digitale Werkzeuge, um sich in den Verzeichnissen und der Terminplanung sicher zurechtfinden zu können. Der Zeitaufwand für die digitale Variante ist deshalb durchaus grösser als vor Ort.

«Unser Ziel ist nicht, die Präsenzmesse zu ersetzen, sondern eine Brücke zu bauen zur nächsten Veranstaltung dieser Art. Das digitale Format wird sicher bleiben, aber zusätzlich – etwa für Konferenzen und Präsentationen. Die Messeveranstaltungen werden sich dadurch verändern, aber vor allem bereichert und vielseitiger werden», erklärt Hendricks.

Die nächste Bau in München soll ganz real vom 9. bis 13. Januar 2023 stattfinden.

www.bau-muenchen.com

christian härtel

Veröffentlichung: 21. Januar 2021 / Ausgabe 4/2021

Artikel zum Thema

16. April 2024

Der Salone startet

Heute beginnt die 62. Ausgabe vom Salone del Mobile in Mailand und damit die grösste Möbelausstellung und das wichtigste Design Event der Welt. Sechs Tage lang dreht sich in der Stadt alles um das schöne Leben. Wenn das kein Grund ist sich auf nach Süden zu machen! 

mehr
06. Februar 2024

Domotex macht Boden gut

Messe. Vom 11. bis 14. Januar ging im norddeutschen Hannover die Domotex über die Bühne. Nach schwierigen Jahren, weisen die Zahlen nun wieder nach oben. 

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Messen