Schreiner holt WM-Bronze

Der Berner Oberländer Lars Rösti (20) gewinnt an der Junioren-WM Bronze in der Abfahrt. Bilder: Manuel Lopez

Jede Welle, jede Kurve und jeden Sprung hat sich Lars Rösti in sein Gedächtnis eingeprägt; unzählige Male ist er das Rennen im Kopf durchgegangen. Und als er sich aus dem Starthaus katapultiert, strömt Adrenalin durch seine Adern. Es ist kein gewöhnlicher Renntag für den Berner Oberländer an diesem Mittwoch Ende Januar. «Ich war viel nervöser als sonst», wird er rückblickend sagen. Kein Wunder, denn gleich wird der neue Juniorenweltmeister in der Königsdisziplin gekürt – vor heimischem Publikum in Davos. Die Abfahrt wird entgegen der Tradition in zwei Läufen ausgetragen. Den ersten Lauf hat Rösti auf Rang 5 beendet, der Druck steigt. «Ich wusste, dass etwas drinliegt», sagt er. Als er im Ziel abschwingt, leuchtet die Bestzeit auf, und nach vier weiteren Fahrern darf er endlich jubeln. Er holt Bronze, mit einem hauchdünnen Rückstand von drei Hundertstelsekunden auf den Weltmeister. «Das ist der Höhepunkt meiner bisherigen Karriere», sagt er strahlend. Für solche Momente schwitzt er im Kraftraum und feilt auf der Piste an seiner Technik. Der Berner Oberländer hat sich früh mit dem Skifieber angesteckt. Bereits als zweijähriger Knirps haben ihn seine Eltern mit auf die Piste genommen.

In der Schulzeit wartete er ungeduldig auf den ersten Schnee, um während der Wintersaison jede freie Minute auf den Ski zu verbringen. Die Voraussetzungen waren ideal, in St. Stephan inmitten des grossen Skigebiets Lenk. «Ich musste nur ein Stück weit hochlaufen, die Skier anschnallen, und dann konnte ich direkt zum Lift fahren.»

Eine weitere wichtige Zutat für das Erfolgsrezept hat er von seinem Vater mitbekommen: das Talent. Hermann Rösti ist früher selbst erfolgreich im Europacup gefahren. «Er ist eine wichtige Ansprechperson für mich. Gerade wenn es mal schlecht läuft, gibt er mir hilfreiche Tipps und hilft mir, mich neu zu motivieren.» Im Moment allerdings ist er nicht auf den väterlichen Rat angewiesen. Es läuft gut für den 20-Jährigen: Nach dem Abschluss der Schreinerlehre letzten Sommer folgten Anfang dieses Jahres der Aufstieg ins C-Kader und der Gewinn von Bronze an der Junioren-WM. «Mein Ziel ist es, in der Abfahrt und im Super-G regelmässig in die Punkte zu fahren und so meine Startposition zu verbessern.» Der Speedspezialist möchte ins A-Kader aufsteigen und «irgendwann im Weltcup starten». Deshalb setzt er nun voll auf die Karte Skisport. In seinem ehemaligen Lehrbetrieb wird er nur noch temporär und vor allem in den rennfreien Sommermonaten arbeiten. Rösti ist voller Zuversicht. «Ich glaube daran, dass ich es schaffen kann, vor allem wenn ich verletzungsfrei bleibe.»

Rösti möchte dereinst ganz vorn mitmischen, wie seine grossen Vorbilder Aksel Svindal und Beat Feuz. Es ist ein langer Weg bis an die Weltspitze. Rösti ist bereit, ihn zu gehen. Die Bronzemedaille an der Junioren-WM war dabei ein Etappenziel. «Eigentlich hat sich nach der WM nicht viel geändert», sagt er bescheiden. Er hat sich weder eine grosse Feier noch viel Ruhe gegönnt. Nach ein paar Tagen zu Hause geht es zurück in den Europacup auf Punktejagd. Immer den Traum vor Augen, mit Bestzeit ins Ziel zu fahren – am liebsten vor heimischem Publikum am Lauberhorn in Wengen.

«Ich glaube daran, dass ich es schaffen kann, vor allem wenn ich verletzungsfrei bleibe.»

sas

Veröffentlichung: 01. März 2018 / Ausgabe 9/2018

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