Sein Hobby gab ihm den Kick

Der strahlende Sieger: Dino Hediger posiert mit seinem Töggelikasten und dem Gewinnergutschein. Bild: VSSM

NachwuchsStar.  Die Besucher der Holz 2019 in Basel hatten einen klaren Liebling: den Töggelikasten von Dino Hediger. Der Schwyzer erhielt bei der Publikumswahl mit Abstand am meisten Stimmen und ist der neue Schreiner-Nachwuchsstar.

Der Töggelikasten von Dino Hediger war ein Publikumsmagnet. Die meisten Messebesucher der Holz hätten am liebsten gleich einen Match gespielt. Doch dafür war der Kicker nicht ausgestellt. Er war eines von 95 Exponaten, die um den Titel Schreiner-Nachwuchsstar buhlten – und gewann. Die Besucher haben dem Töggelikasten mit Abstand am meisten Stimmen gegeben. «Das ist super. Es freut mich sehr, dass den Leuten mein Werk so gut gefallen hat», sagte der Schwyzer nach der Rangverkündigung am letzten Samstag. Als Preis erhielt er eine Prämie in der Höhe von 2500 Franken. Er habe schon nach der Anlieferung und seinem ersten Messebesuch gemerkt, dass viele Besucher um den Töggelikasten stehen und ihn bestaunen würden.

Den Kicker hat Dino Hediger aus Steinen im Rahmen des Lehrlingswettbewerbs des Kantons Schwyz gebaut. Die Planung erfolgte im dritten Lehrjahr, die Ausführung im vierten. Die Ausbildung hat der 20-Jährige diesen Sommer abgeschlossen. «Ein Kollege hatte die Idee mit dem Töggelikasten, da ich hobbymässig Tischfussballturniere bestreite», erzählte er.

Der Birnbaum lagerte 20 Jahre

Als Material hat Hediger Ahorn- und Birnbaumholz gewählt. «Der Birnbaum hat eine Geschichte. Er stand am Ort, wo das Elternhaus eines Arbeitskollegen gebaut wurde, und musste gefällt werden.» Der Stamm sei 20 Jahre gelagert worden und über Umwege bei ihm gelandet. «Ich hatte diesen, noch ehe ich wusste, was ich daraus mache.» Der Töggelikasten sei total leimfrei und deswe- gen zusammengesteckt und geschraubt, be- schreibt der Innerschweizer weiter.

Möbel ohne Leim herzustellen, sei eine Spezialität seines Lehrbetriebs, der Lindauer AG in Steinen SZ. Viele Elemente hat er mittels CNC hergestellt. «Das war eine Herausforderung.» Aufgewendet hat Hediger für sein Exponat gut 150 Stunden. «Deswegen müssen alle vorsichtig sein und dürfen nur mit einem Korkball eine Partie spielen», sagt er. Seine Arbeitskollegen wird es freuen. Denn der prämierte Töggelikasten soll vorerst wieder in den Betrieb kommen, wo er rege genutzt wurde.

In der Publikumswertung ging der zweite Platz an Fabian Schlatter aus dem bernischen Seedorf, beschäftigt beim Lehrbetrieb Schreinerei Werner Schlatter AG in Wiler bei Seedorf. Er gewann 2000 Franken. Rang drei holte sich Jonas Staffelbach aus Hergiswil LU, der bei der Schreinerei Scherrer Willisau GmbH ausgebildet wird. Er wurde mit 1500 Franken belohnt.

Der sechste Schreiner-Nachwuchsstar

Der Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten VSSM hat den Nachwuchswettbewerb zum sechsten Mal durchgeführt. Aus der ganzen Schweiz und aus Süddeutschland haben 95 Lernende und junge Schreiner ihre Exponate an die Messe gebracht. Teilnahmeberechtigt waren alle lernenden Schreinerinnen und Schreiner sowie Schreinerpraktiker EBA. Die Sektionen des VSSM führten Vorausscheidungen in der Form von Lehrlingswettbewerben durch. An der Messe entschieden schliesslich die Besucher.

«Die Ausstellungsmöbel haben mich fasziniert», sagte Basil Gasser, Mitglied des VSSM-Zentralvorstandes, an der Siegerehrung. «Die Exponate zeugen von Qualität und Kreativität.» Die Lernenden hätten die Kunst vollbracht, ihre Kreativität in etwas Fassbares umzumünzen.

Ein Instagrambild hat ihn inspiriert

Der Opo-Oeschger-Beschlagpreis ging an Nikola Dukanovic aus dem sanktgallischen Lichtensteig. Diesen Preis hat eine Jury aus zwei Experten vergeben. Die Kommode aus dunklem Nussbaum hat ebenso die Aufmerksamkeit von vielen Besuchern auf sich gezogen. In der Nachwuchsstar-Publikumswertung ist Dukanovic, der bei der Gebrüder Scheiwiller AG in Ebnat-Kappel SG die Lehre absolviert hat, auf Platz vier gelandet.

«Auf Instagram habe ich ein ähnliches Möbel gesehen und wollte selber so eines bauen», erzählte der 19-Jährige. Er hat sehr viel Zeit, rund zweieinhalb Jahre, in die Planung investiert und zuerst einen Prototyp entworfen. Er sei ein Perfektionist, sagt er von sich selbst. Für die ausgestellte Kommode hat der Toggenburger zweieinhalb Wochen Ferien investiert. «Ich finde, es ist ein zeitloses Design, das dem Jugendstil gehuldigt ist.» Das Möbel wird nun einen Platz in Dukanovics Zimmer erhalten.

«Das Exponat ist qualitativ gut und sauber verarbeitet und das Furnierbild weist eine hohe Präsizion auf», begründete Patrick Oeschger, CEO der Opo Oeschger, bei der Siegerehrung die Wahl des Siegers. «Das Möbel ist wandelbar und kann zum Beispiel als Raumtrenner eingesetzt werden.» Es habe weiche Linien und sei dem Zeitgeist entsprechend. Dukanovic hat eine Reise für zwei Personen an die internationale Möbelmesse in Mailand gewonnen.

Zuerst die Form, dann das Möbel

Zum ersten Mal wurde der Lamello-Talentpreis vergeben. Eine dreiköpfige Expertenjury hat sich für das Werk von Dario Guler aus Klosters entschieden. Der Bündner hat ein verschiebbares Sideboard aus Kirschbaumholz in der Form eines Parallelogramms gebaut. «Zuerst hatte ich die Idee der Form. Daraus ist dann das Sideboard entstanden», erzählte der 19-Jährige, der bei Urs Gätzi in Klosters angestellt ist. «Das Holz habe ich gewählt, weil es schön und schlicht ist und gut zum schwarzen Metall passt.» Er hat rund einhundert Stunden in die Arbeit investiert. Dass er ausgezeichnet wurde, macht ihn total happy. «Es hat so viele coole und spezielle Möbel in der Ausstellung. Ich habe nicht damit gerechnet.»

«Die Jury hat bei der Bewertung auf Originalität, Funktionalität, Materialisierung und die handwerkliche Verarbeitung geachtet», sagte Susanne Affolter, Geschäftsführerin und Hauptaktionärin von Lamello. Zehn Möbel seien in die engere Auswahl gekommen. Dario Guler erhielt 2000 Franken als Belohnung.

Schreibtisch ist sein Gesellenstück

Den Gästepreis für das beste Möbel aus Süddeutschland hat Julian Steible aus Münstertal im Schwarzwald erhalten. Als Gesellenstück seiner Abschlussprüfung baute der 20-Jährige, der in den Betrieb seines Vaters eingestiegen ist, einen Schreibtisch aus französischem Nussbaum. Steible gewann einen Akkuschrauber von Festool.

Rangliste

Publikumswertung Nachwuchsstar:

1. Dino Hediger, Steinen SZ, Lindauer AG, 278 Stimmen. 2. Fabian Schlatter, Seedorf BE, Schreinerei Werner Schlatter, 206. 3. Jonas Staffelbach, Hergiswil LU, Schreinerei Scherrer Willisau GmbH, 184. 4. Nikola Dukanovic, Lichtensteig SG, Gebr. Scheiwiller AG, 168. 5. Flavia Boschung, Tafers FR, Gallus Riedo AG, 143. 6. Jessica Forter, Davos Platz GR, Schreinerei Ambühl, 107. 7. Jonas Bleiker, Berg TG, Erich Keller AG, 97. 8. Selina Heeb, Rüthi SG, Dütschler AG, 91. 9. Jasmin Kuratli, Krummenau SG, Gebr. Scheiwiller AG, 88. 10. Brian Rafael Thomi, Vordemwald AG, Schreinerei Willisegger, 84.

Bildergalerie aller Exponate unter:

www.vssm.ch

ndo

Veröffentlichung: 24. Oktober 2019 / Ausgabe 43/2019

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