Stimmungsvolles Arbeitslicht

Indirektes Licht verleiht auch einer grossen Küche Leichtigkeit. Bild: KMD Industrievertretungen

Licht.  Damit die private Küche ausser einem Arbeitsraum, auch ein magischer Anziehungspunkt für tolle Gespräche, kleine und grosse Feste sowie gemeinsame Aktivitäten sein kann, muss die Beleuchtung stimmen. Dazu gilt es einiges zu berücksichtigen.

Auch heute noch haben viele Küchen in alten Gebäuden gerade mal eine Deckenlampe für die Grundbeleuchtung und, wenn es hoch kommt, eine kurze Neonröhre unter einem Oberschrank. Glücklich ist, wer zudem noch über eine ausziehbare Abzugshaube mit integrierter Leuchte verfügt.

Das ergibt dann drei möglicherweise sehr verschiedene Leuchtmittel, die meist eine unterschiedliche Lichtfarbe, die mit Kelvin (K) angegeben wird, aufweisen. LED-Leuchtdioden setzen sich alleine schon wegen ihres geringen Stromverbrauchs immer mehr durch. Sie verfügen für den Wohn- bereich über eine Lichtfarbe von 2700 bis etwa 6000 K. Je höher der Wert, desto kälter erscheint die Lichtfarbe. Nur, was bedeutet das?

Die Wirkung der Lichtfarbe

Moderne Ladenlokale für Esswaren werden so ausgeführt, dass jede Lebensmittelkategorie äusserst ansprechend wirkt. Warmes Licht von 2700 bis 3000 K lässt beispiels-weise rohes Fleisch rötlich erscheinen, während es unter reinem Tageslicht sehr blass und manchmal sogar gräulich anmutet. Umgekehrt wirkt weisser Fisch bei 4200 bis 5000 K ansprechend frisch und gut. Ebenfalls mit der Lichtfarbe hängt die Wahrnehmung und somit die Leistungsfähigkeit des Kochs zusammen. Licht mit 2700 K wirkt in einem Wohnraum entspannend, Details sind dann aber nur schwer zu erkennen. Bei 6000 K sind jedoch beispielsweise Hautporen und kleinste Haare überdeutlich zu erkennen. Beides kann beim Arbeiten über längere Zeit anstrengen.

Nur mit hoher Farbwiedergabequalität

«Zuallererst muss der Verwendungszweck des zu beleuchtenden Raumes abgeklärt werden», sagt Mike Kroll von den KMD Industrievertretungen in Ebnat-Kappel SG. «Dient die Küche als Arbeitsraum oder ist sie auch Wohnküche?» Für die private Wohnküche empfiehlt Kroll eine Beleuchtung mit 3000 K einzusetzen. Im professionellen Bereich hat sich ein Wert von 4000 K als vorteilhaft erwiesen. So soll ein ermüdungsfreies Arbeiten auch über längere Zeit möglich sein. Interessant ist auch: Abgesehen von dem besagten Fisch, wirken die meisten Lebensmittel im Bereich von 3000 K optisch sehr ansprechend. «Damit verschiedene Leuchtmittel zusammenpassen, ist die Farbwiedergabequalität, die mit RA oder CRI angegeben wird, wichtig. Diese sollte grösser oder gleich 90% sein», sagt Kroll. Massstab ist hier der 100%-Wert von Sonnenlicht in der Farbechtheit.

Anpassbare LED-Produkte

«Sind Dunstabzüge schon mit Licht ausgestattet, kann man mittels ‹Two-Light LEDs› die Lichtfarbe an die bestehende Beleuchtung anpassen», sagt Patrick Kerschbaumer von der Beat Bucher AG in Tägerwilen TG. Solche anpassbare LED-Leuchtmittel erlauben die stufenlose Einstellung der Lichtfarbe von 2700 bis 6000 K. Und das lässt sich mit einer geeigneten Steuerung fixieren. Damit lassen sich vielfältige Nutzungsmöglichkeiten mit passender Beleuchtung kreieren. Sven Schneider von der Störi Licht AG in Netstal GL sagt dazu: «Eine gut geplante Beleuchtung in der Küche ist deshalb so wichtig, weil der Raum oft wie ein zweites Wohnzimmer genutzt und zu verschiedenen Tageszeiten aufgesucht wird. Morgens, mittags und abends sind die Bedürfnisse anders.»

Szenen wie Arbeitslicht und verschiedene Stufen Stimmungslicht lassen sich beispielsweise in einer Steuerung über eine Fernbedienung oder eine App hinterlegen und somit direkt ansteuern.

Arbeiten ohne Schatten

Damit etwas wirken kann, muss es auch am richtigen Ort in der gewünschten Stärke ankommen. Licht strahlt linear von seinem Ursprung aus. Eine Glühbirne gibt somit, ausser durch den Sockel, in alle Richtungen Licht ab. Eine einzelne LED-Diode ist eine kleine Platte und leuchtet einseitig von ihrer Fläche weg. Erst durch die gezielte Anordnung vieler Dioden und den Einsatz von reflektierendem Material sowie Streuscheiben wird der Leuchtbereich erweitert. Steht eine Person zwischen der Lichtquelle und der Arbeitsfläche, trifft dort kein Lichtstrahl auf. Es zeigt sich ein Schatten. Wer eine zentrale Deckenlampe hat und in der Mitte der Küche seinen Rüsttisch platziert, kann dort schattenfrei arbeiten, aber nicht auf den Arbeitsflächen entlang der Wand. Dort braucht es eine zusätzliche Beleuchtung, mit einem Lichtkegel, der den ganzen Arbeitsbereich ausleuchtet.

Sind Oberschränke vorhanden, können eine lineare Beleuchtung oder auch Spots mit eher breitem Abstrahlwinkel verwendet werden. Ohne Oberschränke müssen diese so positioniert werden, dass sie an der Decke zirka 600 mm vor der Wand liegen, also etwa auf die Flucht der Abdeckungskante ausgerichtet sind. Der Lichtkegel erreicht dann mehr als die Tiefe der Arbeitsfläche sowie den Bereich davor. Soll eine Deckenleuchte am Oberschrank vorbei auf die Abdeckung reichen, muss sie etwa 1000 mm vor der Wand positioniert sein. Durch die Höhe, in der die Lichtquelle angebracht ist, wirft eine Person nur einen sehr kurzen Schatten, der nicht stört.

Die richtige Menge Licht

Stimmt die Positionierung der Lichtquelle, braucht es noch ausreichend Lichtstärke. Patrick Kerschbaumer präzisiert: «Auf der Arbeitsfläche müssen 300 bis 500 Lux Beleuchtungsstärke erreicht werden. Wobei 500 Lux besonders beim ‹Altersgerechten Wohnen› ein Thema sind.» Im Trend sind lineare Beleuchtungen, und Kerschbaumer empfiehlt von der Unterkante des Oberschrankes aus eine LED mit ca. 18 W / 2000 lm. Von der Decke sollten es dann ca. 22 W / 3000 lm sein.

Der Situation angepasstes Ambiente

Eine direkte Beleuchtung kann zwar für ein gemütlicheres Ambiente abgedimmt werden, dort kommt aber gerne auch indirektes Licht zum Einsatz. Dieses sollte grundsätzlich schwächer sein als direktes Licht und natürlich wieder die gleiche Lichtfarbe wie alle anderen künstlichen Lichtquellen im Raum aufweisen.

Im Endeffekt kann eine Wohnküche drei verschiedene Beleuchtungsarten haben, die dann noch miteinander kombiniert werden können. Das umfasst eine Grundbeleuchtung, das gezielte zusätzliche Licht wie beim Dampfabzug und das indirekte Stimmungslicht. Bei so vielen Möglichkeiten muss deren Steuerung ganz besonders beachtet werden, damit das auch bei längerfristiger Nutzung für alle Anwender einfach zu handhaben ist.

Für eine so umfassende Planung sollte unbedingt ein Lichtplaner hinzugezogen werden, denn sonst ist die Stimmung womöglich nicht besser als in den Küchen vieler alter Gebäude.

www.km-decor.chwww.bbag.chwww.stoeri-licht.ch

Andreas Brinkmann

Veröffentlichung: 01. Oktober 2020 / Ausgabe 40/2020

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