Tanz auf vielen Hochzeiten

Christian Aggeler (27) ist vielseitig aktiv und seit dem 18. Lebensjahr Mitglied der Knabengesellschaft. Bild: Franco Brunner

Es handelt sich um den «wohl exklusivsten Männerverein, den die Welt zu bieten hat». So steht es jedenfalls auf der Internetseite der Knabengesellschaft Sargans (KGS) geschrieben. Wie es sich anfühlt, Teil dieses Männervereins zu sein, weiss Christian Aggeler.

Der 27-jährige Schreiner ist seit seinem 18. Lebensjahr mit dabei. «Der Verein ist für alle ledigen Männer ab 18 Jahren gedacht, die in Sargans aufgewachsen sind oder hier leben», erklärt der Schreiner. Und weshalb ist dieser Verein denn derart exklusiv? «Nun, wer heiratet, muss den Verein verlassen, das bringt eine gewisse Exklusivität mit sich», sagt Aggeler schmunzelnd. Um Exklusivität geht es ihm allerdings nicht. Ihm gefallen die Kameradschaft im Verein, das gesellige Beisammensein sowie die jährlichen Anlässe: Etwa das Neujahrssingen, ein Brauch, der früher von einem Nachtwächter ausgeübt worden ist und darin besteht, den Einwohnern von Sargans in der Silvesternacht in musikalischer Weise ein gutes neues Jahr zu wünschen. Oder die Höhenfeuer am 1. August auf dem Gonzen, eine Tradition, welche die Knabengesellschaft Sargans 1966 von den Gonzenbergwerk-Knappen übernommen hat. Und der jährliche Holzertag, an dem die KGS-Mitglieder Holz für die Feuerung des Altersheims Sargans bereitstellen. Und ja, natürlich fasziniere ihn auch die ganze Tradition, die hinter dem 1833 gegründeten Verein stehe, sagt Aggeler weiter.

Beruflich hat der Schreiner bislang auch so etwas wie einen traditionellen Weg hinter sich. Zwischen 2006 und 2010 hat er in der Schreinerei Savoy AG im sanktgallischen Vilters seine Lehre absolviert und ist dem Unternehmen danach treu geblieben. Es folgte eine berufsbegleitende Weiterbildung an der IBW Ziegelbrücke zum Fertigungsspezialisten.

Und im Oktober nun schliesst Aggeler seine zweite Weiterbildung zum Projektleiter ab. Eine Weiterbildung, die auch eine persönliche Neuorientierung mit sich zieht. So wechselt der Mann, der neben der Knabengesellschaft auch in der freiwilligen Feuerwehr Pizol tätig ist, im Spätsommer seinen Arbeitgeber. «Ich wollte dem Schreinerberuf unbedingt treu bleiben, jedoch auch eine neue Herausforderung suchen», erklärt Aggeler seine Absichten, denn das sei es, was ihm an seinem Beruf so gut gefalle: immer wieder vor neuen Herausforderungen zu stehen und diese lösen zu müssen respektive zu können. Denn beruflich lebe er nach dem Motto «Stillstand ist Rückstand».

Mit Stillstand hat es Christian Aggeler ohnehin nicht so wirklich. Wenn er einmal nicht arbeitet, ist er für die Knabengesellschaft Sargans unterwegs, im Einsatz für die freiwillige Feuerwehr Pizol und auch noch in der Pfadi aktiv.

«Ich war 1999 das erste Mal in der Pfadi und es hat mir vom ersten Augenblick an gefallen», sagt er. So hat er alle Stufen vom «Wölfli» bis hin zum Abteilungsleiter durchschritten. «Ich finde es einfach toll, in der Natur zu sein und den Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitgestaltung geben zu können und ihnen allenfalls auch etwas beizubringen, das sie später im Leben gebrauchen können», erklärt er seine Motivation.

Mittlerweile arbeite er, was die Pfadi anbelange, jedoch vermehrt im Hintergrund und sei nicht mehr ganz so aktiv dabei wie früher. Aufgeben möchte er dieses Engagement jedoch keinesfalls, genauso wenig wie die Mitgliedschaft in der Knabengesellschaft. Denn zumindest zum aktuellen Zeitpunkt sei eine Hochzeit bei ihm noch kein Thema, sagt der sympathische Sarganser mit einem fröhlichen Lachen.

«Ich wollte meinem Beruf unbedingt treu bleiben, jedoch auch eine neue Herausforderung suchen.»

FB

Veröffentlichung: 26. Juli 2018 / Ausgabe 30-31/2018

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