Treppe leicht gemacht

Die fertig montierte, freitragende, halbgewendelte Treppe in der Wohnsituation vor Ort. Luftig in der Konstruktion, einfach bei der Montage. Bilder: Roger Mauderli

Treppen.  Freitragende Treppen erfreuen sich allseits grosser Beliebtheit. Bei Bauherren als optisch leichte Treppe und beim Begehen als leise Variante empfunden, bieten Konstruktionen mit Treppenbolzen aber vor allem bei der Montage vor Ort einige Vorteile.

Zwei Mann, ein Tag, keine besonderen Vorkommnisse – so schlicht lauten die Eckdaten bei der Montage einer freitragenden Treppe. Bei deren Massaufnahme hatte die SchreinerZeitung der planenden und ausführenden Keller Treppenbau AG über die Schulter geschaut (siehe SZ-Nr. 33/2014, Seite 11).

Kein Hexenwerk

Die freitragende, halbgewendelte, in der Wohnung eines Neubaus liegende Treppe aus Buche mit Stahlstäben ist schlicht Standard. Alles hat gepasst und lief planmässig. Also war die Massaufnahme korrekt, die Arbeitsvorbereitung hat genauso wie die Fertigung das Projekt routiniert abgewickelt. Doch wie wurden die Details im vorliegenden Fall der schlichten Zwischenstockwerkstreppe gelöst? Und: Welche Vor- oder auch Nachteile haben mögliche Varianten im konkreten Fall?

«Wenn alles passt, geht es schnell. Wenn nicht, dann muss man etwas anpassen, was vorkommt», sagt Martin Ryser, Monteur der Keller Treppenbau AG. Deshalb beginnt die Montagearbeit auch mit der Masskontrolle vor Ort. Geprüft wird, ob der Plan mit der Situation auf der Baustelle wirklich übereinstimmt. Denn wenn etwa die Böden nicht genau im Wasser waren, kann es nach der Massaufnahme durch später bauseitig durchgeführte Arbeiten bei den Aus- oder Antrittsflächen zu Niveau- und damit Höhendifferenzen zwischen Planung und Wirklichkeit kommen.

Papierschablone für den richtigen Sitz

Im vorliegenden Fall war dies nicht so, auch weil der Massnehmende Roger Mauderli die Verputzarbeiten mit dem Architekten abgesprochen hatte. So konnte man nach der Masskontrolle zügig mit der Montage des Austritts im oberen Stockwerk beginnen.

Wichtig hierbei: Der Verankerung der An- und Austrittstufe muss grosse Aufmerksamkeit geschenkt werden. Je nach Detailausbildung im jeweiligen Fall wird diese auf Zug und Druck beansprucht. In der Regel erfolgt das durch Verankerung mit Winkeln auf der Vorderseite der Rohdeckenkante. Den Fixpunkt so gesetzt, wurde anschliessend die Papierschablone für die Platzierung der Bolzen an der Wand angebracht. «Das ist ein entscheidender Schritt. Denn wenn die Schablone winkelgenau an der Wand positioniert ist, dann ist die Lage der tragenden Wandbolzen auch perfekt», erklärt Ryser. Die Arbeit mit einer massstäbigen Papierschablone ist Standard und wird heute in der Regel so angewandt. Dann kann gebohrt werden, die Gummilager für die Aufnahme der Stahlbolzen werden in die Wand gedrückt. Das Setzen der Anker bereitet in der Regel keine Schwierigkeiten, erklärt der Monteur. Vorausgesetzt, der Wandaufbau und auch die Lage von eventuell vorhandenen Installationsleitungen sind bekannt. Lediglich in sehr alten Gebäuden mit Bruchsteinwänden kann es heikel sein, die Bohrungen für die tragenden Bolzen genau zu platzieren. Auch muss bei solchen Konstruktionen beachtet werden, dass schlechtes Mauerwerk dann auch längere Bolzenlager braucht. Können die Bolzenlager nur schwer sauber in die Wand eingelassen werden, dann sind die Vorteile einer freitragenden Konstruktion mit leichter Montage nicht unbedingt gegeben. Eine Wangenkonstruktion ist an solchem Mauerwerk in der Regel einfacher zu befestigen. Andererseits sind sehr alte Wände oft uneben, was wiederum viel Nacharbeit bedeuten kann – ganz abgesehen vom höheren Fertigungsaufwand für eine Wangentreppe. Für Ryser ist es egal, ob Wange oder freitragende Konstruktion. «Wenn man sich die Details vorher gut überlegt, passt es in beiden Fällen.»

Als sehr wichtigen Vorteil der freitragenden Treppe nennt Ryser die Flexibilität für den Monteur vor Ort. «Wenn es tatsächlich Massdifferenzen gibt, dann kann man diese direkt ausgleichen, was bei der Wangentreppe schwierig ist. Der Aus- und Angleich ist bei Stufenverbindern generell einfacher», sagt Ryser.

Auf das Geländer kommt es an

Nach der Montage des Austritts, dem Setzen der Pfosten und dem Bohren der Wandlöcher für die Aufnahme der Bolzen montiert Ryser das tragende Geländer. An den Stössen mit Gewindemuffen verschraubt, wird das wichtige Geländerstück zwischen den beiden Wänden mittels Schiebebolzen befestigt. 16 mm stark ist der Dorn, der zunächst im Sackloch am Hirnholz verschwindet und dann mit dem Einschlagwerkzeug in die Wand getrieben wird. Auf die Verschraubungen kommen dann Blindzapfen, so dass man die Bohrungen nicht sieht. «Felsenfest» nennt Martin Ryser diese Lösung.

Wenn das Geländer montiert ist und die Stahlstäbe darin eingeschraubt sind, können schon die Stufen angebracht werden. Grosser Vorteil hierbei: Die Montage kann bequem von unten nach oben erfolgen. «Theoretisch würde es auch andersherum gehen, was aber natürlich nicht so praktisch ist», so Ryser. Wie in diesem Fall mit dem System Bucher können Stufen auch einzeln ausgetauscht werden. «Das kommt hin und wieder einmal vor, etwa wenn beim Zügeln etwas passiert», erklärt der Monteur. Das ist möglich, da jede Stufe mit zwei Sprossen am Geländer hängt. Bei Treppen mit Stufenbolzen zwischen den Stufen und einem Zugstab am Geländer ist dies etwas aufwendiger, aber ebenfalls möglich.

Leise Sache

Geländertragende Treppen werden inzwischen häufig realisiert. Neben der einfachen Fertigung und Montage ist es vor allem der leichte Eindruck, den eine solche Treppe, gerade wenn sie innerhalb einer Wohnung liegt, hinterlässt. Die Konstruktion lässt Licht durch, weil sie auf das Nötigste reduziert ist: auf die Stufen und das Geländer. Zum attraktiven Preis für den Bauherren ist auch das leise Begehen ein Pluspunkt solcher Konstruktionen. Die Wandbolzen stecken in einem Gummilager, was für gute Schallabsorption sorgt. Die ebenfalls mit Bolzen befestigten Pfosten stehen auf einer Neoprenunterlage auf dem Boden, so dass geländertragende und freitragende Konstruktionen auch recht einfach von der Schallübertragung zu isolieren sind. Wichtig dabei: Die Bolzen dürfen nachträglich nicht angeputzt werden, um Schallbrücken zu vermeiden.

Das Begehen fühlt sich durch die Schallschutzmassnahmen etwas weicher und elastischer an als bei anderen Varianten. Auch ein Knarren, wenn die Treppe in die Jahre kommt, kann ausgeschlossen werden. Andererseits schwingen solche Konstruktionen etwas, etwa wenn Kinder die Treppe hüpfend begehen.

www.keller-treppen.chwww.treppenmeister.com

Wand und Treppe

Ob nun – wie von vielen Schweizer Treppenbauern verwendet – das System Bucher von Treppenmeister oder andere Varianten: Freitragende Treppen mit Verbindern geländerhängend, zwischen Wänden mit Wandbolzen oder auch mit Stufenbolzen ohne lastabtragendes Geländer, werden heute häufig umgesetzt.

Entsprechend vielgestaltig zeigt sich auch das Angebot an möglichen Verbindern für die Stufen mit Wänden aus Holz, Beton oder Ziegelstein. Beispielhaft etwa das System «Lamifix» aus der Schweiz. Bei den gummigelagerten Verbindern haben die Wandbolzen ein Auflager, durch das die Stufen verschraubt befestigt werden.

Verschraubt wird auch der «Rufix»-Treppentopf. Die Treppenstufe hat hierbei eine Bohrung zur Aufnahme des Topfes, der mit einer Schraube fixiert wird. Etwas unterschiedlich sind die Befestigungsarten in der Wand. «Lamifix» soll mit Spezialmörtel im Mauerwerk befestigt werden. Bei «Rufix» wird die Siebhülse mit Polyurethan-Klebstoff ins Mauerwerk geklebt. So kann eine Stufe zwischen zwei Wänden genau ausgerichtet werden, weil die Verbindung langsam aushärtet. Das bedingt allerdings eine Montage von oben nach unten bei einer Treppe, da die Aushärtungszeit der geklebten Verbindung in der Wand rund 48 Stunden beträgt.

www.lamifix.chwww.treppenbau.ch

ch

Veröffentlichung: 18. Dezember 2014 / Ausgabe 51-52/2014

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