Uralter Badegenuss, neu interpretiert

Ein so natürliches Material wie Holz ergibt mit seinen Möglichkeiten spannende und sehr bequeme Formen. Bild: Klaus Hoffmann

Holz im Bad.  Die Industrialisierung und schlechtere Fabrikationsmöglichkeiten haben dafür gesorgt, dass heute viele Leute Bedenken haben, Holz im Nassbereich anzuwenden. Dabei ermöglichen moderne Holzbadewannen ein einzigartiges Badegefühl und stehen herkömmlichen Wannen auch technisch in nichts nach.

Seit Menschen das Wasser überqueren, benutzen sie Holz für den Bau ihrer Boote. Was Leben und Material schützt, wurde natürlich auch umgekehrt für den Transport von Flüssigem verwendet. Und worin man Wäsche waschen kann, lassen sich auch Kinder baden. Mit dem gleichen Gefäss in einer etwas grösseren Ausführung passen dann sogar erwachsene Personen hinein. Trotz dieser uralten und gewachsenen Tradition geniessen in der Schweiz nur noch wenige Menschen ein Bad in der Holzwanne. Sollen Holz und Wasser auf einmal nicht mehr zusammenpassen?

Das persönliche Wohlfühlprodukt

Die früheren Bottiche waren nicht immer ganz dicht, brauchten Pflege und nutzten sich schnell einmal ab. Trifft das aber auch in der heutigen Zeit noch zu, oder verpassen die meisten Menschen einfach ein äusserst sinnliches Erlebnis, das der Hautkontakt mit Holz vermitteln könnte? Für Norbert Lohrer von Traumbad in Bäretswil ZH ist klar: «Wer beim Probebaden in einer unserer Massivholzbadewannen gelegen hat, der will dieses Gefühl immer wieder haben.» Das Team um Lohrer hat sich zum Ziel gemacht, Träume zu erfüllen – und so sind ihre Wannen denn auch Skulpturen, die einem Raum eine sehr persönliche Ausstrahlung verleihen.

Schichten, die aus Segmenten bestehen

Massive, verleimte Bäder müssen den Regeln der Massivholzverarbeitung folgen. Radial und tangential arbeitet Holz bekanntlich am meisten. Die Längsrichtung fällt nicht allzu sehr ins Gewicht.

Zwei Methoden haben sich in den letzten Jahren dank dem Vorhandensein entsprechender Leime und präziser Fertigung bewährt. Bei der einen werden um einen massiven Boden herum ringförmige Schichten aus längs zusammengeleimten, dicken Holzleisten aufeinandergeleimt. So entsteht eine grob vorgeformte Wannenwand, die anschliessend innen und aussen noch weiter bearbeitet wird. Die Kasper AG in Weinfelden TG stellt beispielsweise schon seit Jahren ein derartiges Modell her und hat damit gute Erfahrungen gemacht. Form und Grösse sowie die Art des Laubholzes kann der Kunde mitbestimmen. Wenn alle Stösse perfekt stimmen und ebenso verleimt sind, entsteht die gewünschte, dichte Wanne. Formal ist eigentlich alles möglich. Was aber bleibt, ist die Optik der versetz- ten Holzfriese, welche die Gehäuseform konkurrenziert. Was das Verziehen anbelangt, ist der Boden der eigentlich heikle Bereich.

Da durch die ringförmige Holzanordnung im Wandbereich nur in der Höhe mit Differenzen zu rechnen ist, muss der Holzauswahl für den Boden grösste Aufmerksamkeit zukommen, da der Boden ja vor allem in der Breite schwinden und quellen kann; ein Fall für den Profi mit viel Erfahrung. Die Oberflächenbehandlung mit einer Öl-Wachsmischung lässt das Holz atmen, dichtet aber zudem, und die Pflege der Wanne ist mit einem entsprechenden Mittel einfach weiterzuführen.

Mit durchlaufenden Friesen

Auch bei Traumbad werden solche Wannen hergestellt. Das Team wollte aber durchgehende Hölzer verwenden, die sich über das ganze Gebilde hinweg bewegen können.

Die Lösung besteht aus gebogenem Holz, was in dieser Dimension einige Tests erforderte. Das Resultat kann sich aber sehen lassen. Die Fertigung von Hand dieser Muschelform namens «Nautilus» ist gemäss Norbert Lohrer sogar beträchtlich günstiger als eine CNC-Bearbeitung. Ein Betonsockel mit Verblendungsmöglichkeiten gewährleistet den sicheren und dichten Stand im Badezimmer. Die Form der Wanne erlaubt, trotz der Grösse von 200 mal 135 cm, ausser einer Freistellung auch die Verwendung in der Raumecke. Zu diesem Zweck können zusätzlich Eckpodeste gefertigt oder dem Schreiner Angaben zur Rundung gemacht werden.

Günstigeres Badeboot

Mit seiner Bootsform mit aufragendem Bug und Heck lässt sich «Gondola» individuell im Raum platzieren und lädt geradezu ein, zu zweit zu baden. Auch die Wände dieser Wanne sind aus gebogenem Holz, und eine Wannenablaufgarnitur mit automatischer Überlaufkontrolle sorgt für Sicherheit bei der Wasserhöhe. Der Ablaufanschluss mit flachem Siphon benötigt eine Bodenaussparung, lässt aber beim Setzen der Wanne etwas Spiel zu. Die geölten Oberflächen sollen nach dem Gebrauch mit warmem Wasser abgespült und um den Ablauf herum mit einem Tuch abgewischt werden – das reicht. Auf Putz- sowie Scheuermittel und Mikrofasertücher ist zu verzichten. «Bei gelegentlichem Einreiben mit dem Pflegemittel sieht eine Holzbadewanne auch nach zehn Jahren noch sehr gut aus», sagt Lohrer.

Das wohl älteste Konstruktionsprinzip

Die Holzbottiche der Tünni GmbH in Dürnten ZH zeigen gutes altes Küferhandwerk, das als Modell «Ofuro» dem traditionellen japanischen Bad verbunden ist oder als «Farmer» an die hiesige historische Vergangenheit erinnert. Nur: Heutige Wannen sind – obwohl immer noch unverleimt – dicht. Die umlaufenden rostfreien Metallbänder lassen sich nachspannen. Der «Ofuro Schiffsdeck» hat eine unsichtbare Spannung und braucht zum Ausgleich auf der Innenseite Dehnfugen, wie ein Schiffsboden. Der liegende Membransiphon kommt mit dem vorhandenen Platz unter dem Bottich aus. Dieser steht mit etwas Luft zum Boden auf zwei Leisten und lässt die Luft darunter zirkulieren. Anspruch und Pflege entsprechen den Vorgenannten.

Moderner Holzbootsbau

Wie der Rumpf eines Segelschiffes werden die Holzbadewannen der Alegna AG in Basadingen TG gefertigt. Mittels Modellformen entsteht ein Schichtaufbau, wobei das sichtbare Furnier segmentartig auf die jeweilige Rundung der verschiedenen Bereiche angepasst werden muss.

Es gibt freistehende, doppelwandige und Einbaumodelle. Zwischen diesen Wänden können auch Massagedüsen eingebaut werden. Das Tränken und Verpressen mit Epoxidharz im Vakuumsack macht die Schalen absolut dicht und sehr widerstandsfähig. Die Pflege entspricht derjenigen einer heutigen Kunststoffwanne. Das Produkt vermittelt aber ein angenehm warmes Gefühl, egal ob es hochglänzend oder abriebfest stumpfmatt endlackiert ist. Bei Letzterem hat man fast das Gefühl, das rohe Furnier zu spüren.

Die so abgesperrten und versiegelten Wannen bleiben form- und massstabil, was viele mögliche Anwendungen schafft. «Wir konnten sogar schon ein Exemplar für ein Privatflugzeug liefern», freut sich der Inhaber Thomas Löpfe. Ob sich die Wanne mit Schichtaufbau oder eine aus Massivholz besser anfühlt, entscheidet dann aber doch jeder Mensch ganz persönlich.

www.schreinerei-kasper.chwww.holztraumbad.chwww.tuenni.chwww.alegna.ch

ab

Veröffentlichung: 03. November 2016 / Ausgabe 44/2016

Artikel zum Thema

25. April 2024

Stabile Wände fürs stille Örtchen

WC-Trennwände.  In öffentlichen Gebäuden wie Restaurants oder Hotels, wo die Toilette aus einem Raum besteht, sorgen WC-Trennwände für Privatsphäre und Ruhe. Die Schreinerzeitung stellt Systeme verschiedener Hersteller vor und zeigt, wo die Unterschiede liegen.

mehr
28. März 2024

Passgenau und ohne Stolperfallen

Duschen.  Umbauten sind eine grosse Chance für Bauherren, ihre Immobilie attraktiver zu gestalten, und eine Herausforderung für die Planer. Da heute Duschen oftmals über einen guten Start in den Tag mitbestimmen, gilt deren Ausführungsmöglichkeiten viel Beachtung.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Badezimmer