Vor der Teilprüfung gilt: Übung macht den Meister

ÜK-Kursleiter Martin Herzig erklärt den Lernenden die Furnierpresse. Bild: Nicole D'Orazio

Bald steht für die Lernenden im dritten Jahr die Teilprüfung an. Um für die erste Hürde im Qualifikationsverfahren fit zu sein, heisst es viel üben. Im Ausbildungszentrum Oberohringen haben acht angehende Schreiner im Vorbereitungskurs die Aufgaben einmal durchgespielt.

«Die Experten werden euch keine Fallen stellen, doch etwas überlegen müsst ihr schon selber.» Martin Herzig ist Leiter der überbetrieblichen Kurse (ÜK) im Ausbildungszentrum Schreiner Ober-ohringen (AZO) bei Winterthur ZH. Er erklärt acht Lernenden gerade, wie die Furnierpresse funktioniert. Es ist der zweite Tag des regional angebotenen Repetitionskurses vor der Teilprüfung, die im zweiten Semester des dritten Lehrjahres ansteht. Diese ist der erste Brocken im Qualifikationsverfahren, zählt 20 Prozent der Abschlussnote und ist zugleich eine Fallnote. Dementsprechend haben die Lernenden einigen Respekt davor. Abgefragt werden allgemeine Schreinerarbeiten wie Reissen, Verleimen oder Verputzen. Dazu kommen Arbeiten von Hand sowie mit den handgeführten und stationären Maschinen. Insgesamt gibt es elf Aufgaben, für jede stehen 60 Minuten zur Verfügung. Das Reissen wird separat geprüft, der Rest wird auf eineinhalb Tage verteilt.

«Denkt daran, dass es in der Teilprüfung für die Arbeitssicherheit und für die Sauberkeit am Arbeitsplatz auch Punkte gibt», sagt Herzig weiter. «Passt also gut auf eure Finger auf. Ich sehe ab und zu noch immer gestreckte Finger. Das geht nicht. Und achtet darauf, dass ihr eure Werkbank ordentlich haltet und auch die Maschinen sauber hinterlässt.»

Parcours an den Maschinen

Jeweils zu zweit absolvieren die acht jungen Männer einen Parcours an den verschiedenen Maschinen und spielen mit alten Aufgaben die Prüfungssituation durch. «Es ist sehr wichtig, dass die Kandidaten genau auf die Einstellungen der Maschinen achten», sagt Benjamin Hardmeier, Leiter des AZO und ebenfalls ÜK-Leiter. Sonst lasse man wertvolle Punkte liegen. Den grössten Stolperstein sieht er im Zeitmanagement. Die 60 Minuten pro Aufgabe seien eher knapp. Es sei deswegen wichtig, dass die Lernenden im Vorfeld viel übten und möglichst viel Routine erlangten.

Kai Benz, sein Lehrbetrieb ist die Baumgartner AG in Höri ZH, arbeitet mit seinem Gspänli gerade an der Kreissäge. «Ich habe gros-sen Respekt vor der Prüfung», sagt er. «Unter den Anforderungen gibt es zwei, drei sehr knifflige Sachen.» Beim Training sei er von der Zeit her gut dran. Bei der letzten Aufgabe habe er kleine Fehler begangen, wie zum Beispiel falsch gefräst. «An der Genauigkeit muss ich noch üben und darauf achten, dass die Winkel genau sind», meint er selbstkritisch. Er trainiere viel in seiner Freizeit und dürfe im Betrieb während der Arbeitszeit im gleichen Zeitrahmen an seinen Fähigkeiten schleifen. «Wir sind dabei zu zweit. Das ist toll und spornt einen an.»

Repetition ist wichtig

Marcin Schneider von der Schreinerei Gross in Aesch bei Neftenbach ZH findet den Vorbereitungskurs gut. «Ich lerne noch immer Neues. Der ÜK ist sehr wichtig für uns. So können wir alle Anforderungen und Maschinen nochmals durchgehen und unser Wissen repetieren», sagt er. Der Zeitdruck während der Aufgaben sei nicht zu unterschätzen, eine Stunde sei sehr schnell rum. Vor allem an der Kehlmaschine. «An dieser will ich die Einstellungen nochmals gut anschauen. Ich denke, dass ich am Prüfungstag bereit sein werde, denn ich übe viel.»

Das sieht bei Puja Akbari (Elibag – Elgger Innenausbau AG in Elgg ZH) noch etwas anders aus. «Heute wäre ich noch nicht für die Prüfung bereit. Ich habe zum Glück noch sieben Wochen Zeit und bin am Trainieren», sagt er. Er sei gerade drei Monate wegen eines Unfalls ausgefallen. Zu Hause hatte er sich an der Hand verletzt. «Das ist im dümmsten Moment passiert.» Für Akbari ist der Vorbreitungskurs deswegen sehr wichtig. Er wünschte sich, dass dieser länger als zwei Tage dauern würde. «Ich würde gerne an diesen Maschinen hier, an denen wir auch die Prüfung absolvieren werden, mehr Zeit haben zum Üben. Denn diejenigen im Betrieb funktionieren nicht alle gleich.» Er werde jedenfalls das Beste aus der Sache machen, gibt er sich optimistisch.

Auch Experten sind nervös

Vor der Teilprüfung sind allerdings nicht nur die Lernenden nervös. «Während der ersten Stunde bin ich jeweils angespannt», sagt Benjamin Hardmeier und lacht. «Ich frage mich dann immer, ob ich vom Organisatorischen her alles richtig gemacht habe, ob alles Material bereit steht oder ob ich etwas vergessen habe.» Das Gefühl lege sich dann jeweils rasch.

Zum Abschluss des Kurses zeigt Martin Herzig den Lernenden noch den genauen Ablauf der Prüfung und erklärt, wie bewertet wird. Es seien sieben Experten vor Ort, einer allein habe deswegen keinen Einfluss auf die Note, sagt er. Sein wichtigster Tipp: «Lest die Aufgaben genau durch.»

Nicole D'Orazio

Hier gibt es noch Tipps von einem Chefexperten. 

www.vssm.ch/tp

www.schreiner-azo.ch

 

Veröffentlichung: 01. April 2021 / Ausgabe 14/2021

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