Wasserfluss mit gutem Gewissen

CL.1 von Dornbracht überzeugt mit einem Durchfluss von nur 3,9 Litern pro Minute. Bild: Dornbracht

Armaturen.  Der Schreiner hat immer häufiger das Vergnügen, auch Badezimmer zu gestalten. Dort kommt er mit sanitären Produkten in Berührung. Bei der Wahl der richtigen Armatur geht es nicht nur um den Anschluss und das Design, sondern auch ums Wasser- und Energiesparen.

Die Individualisierung der eigenen vier Wände schreitet unaufhaltsam voran. Nachdem die Küche fast vollständig in den Wohnraum integriert wurde, erlebt nun auch das nackte Dasein des Badezimmers eine Trendwende. Führte man früher Gäste durch das traute Heim, nuschelte man maximal ein leicht verschämtes «und hier links wäre noch das Bad», bevor man zielstrebig zum Wohnzimmer weitermarschierte. Heute hingegen wird beim Hausrundgang im Badezimmer ausgiebig Halt gemacht und es werden dem neidischen Nachbarn Neuerungen und spezielle Details stolz vorgeführt.

Grosse Auswahl, grosse Unterschiede

Diesen Wandel in der Nasszelle spürt auch der Schreiner. Immer öfter wird er in die Planung eines Badezimmerumbaus miteinbezogen. Dabei sollte auch der Wahl der Armaturen ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt werden, denn die Unterschiede sind gross und wirken sich massiv auf den Energieverbrauch des gesamten Haushaltes aus. Wasserhahn, Duschbrause oder Badewannenarmatur unterscheiden sich nicht nur im Einsatzbereich, es gibt auch verschiedene Anbringungsarten und eine Vielzahl an Zusatzfunktionen.

Drauf oder drunter

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, wie die Armatur installiert wird, dementsprechend sind auch die Namen: Aufputz- oder Unterputzarmatur. Bei der ersten Variante ist die komplette Armatur sichtbar auf dem Waschbecken, an der Badewanne oder an der Wand montiert. Bei der Unterputzarmatur verschwindet die Mischbatterie unter dem Putz und ist in der Wand eingelassen. Zu sehen sind nur noch Hebel, Griffe und der Wasserauslass, was einiges an Platz spart.

Qualität für die Gesundheit

Egal ob drunter oder drüber, auf die Qualität der Armatur sollte in jedem Fall geachtet werden. Schliesslich liefert der Wasserhahn Trinkwasser und dieses sollte unter keinen Umständen mit gesundheitsschädigenden Blei-, Arsen- oder Nickelrückständen verunreinigt werden. Es haben sich darum Edelstahl, Chrom oder vernickelter Messingguss durchgesetzt. Die Materialien sind korrosionsbeständig und haben eine lange Lebensdauer. Jede Armatur sollte zudem eine Rücklaufsicherung haben. Diese verhindert, dass verunreinigtes Wasser in die Trinkwasserleitung zurückfliesst.

Kalt erwischt

In der Art und Weise, wie das Wasser reguliert wird, gibt es wiederum verschiedene Grundmodelle. Da ist die klassische Mischbatterie mit zwei Griffen. Bei ihr wird das Kalt- und Warmwasser voneinander getrennt reguliert. Ein grosser Nachteil dieser Armatur ist, dass der Wasserverbrauch unweigerlich ansteigt, bis bei jeder Benutzung die richtige Temperatur gefunden ist. In dieser Hinsicht schneiden Einhebelmischer deutlich besser ab. Wassertemperatur und -menge können kinderleicht mit einer Hand geregelt werden und die Lieblingstemperatur bleibt eingestellt.

Ein Nachteil dieser voreingestellten Temperatur ist, dass beim kurzen Händewaschen viel warmes Wasser in die Leitungen fliesst und dort wieder erkaltet, ohne genutzt worden zu sein. Diese unnötig verpuffte Energie kann eingespart werden. Viele Hersteller bieten darum Armaturen an, bei denen in der Mittel- oder Grundstellung des Bedienhebels kaltes Wasser fliesst.

Für Warmduscher

Für Duschen und Badewannen sind sogenannte Thermostatarmaturen praktisch und komfortabel. Sie regeln die Temperatur punktgenau über ein Steuerungselement, während die Wassermenge über ein zweites Element eingestellt wird. Diese Armaturen bieten häufig auch einen Verbrühschutz an, welcher gerade in einem Haushalt mit Kindern sinnvoll sein kann.

Die Digitalisierung ist auch in diesem Bereich eingezogen. So gibt es mittlerweile elektronische Modelle, bei denen die gewünschte Wassertemperatur eingegeben und gespeichert werden kann. Dies funktioniert teilweise schon für mehrere Personen im Haushalt, denn jeder hat seine persönliche Lieblingstemperatur.

Die Menge ist entscheidend

Bei all den vielen Möglichkeiten sollte man aber ganz generell darauf achten, dass der Warmwasserverbrauch reduziert wird. Die aktuellen Zahlen des Bundesamts für Energie (BFE) zeigen auf, dass 13,7 Prozent des Endenergieverbrauchs der privaten Haushalte für die Bereitstellung von Warmwasser aufgewendet werden. Es werden rund 52 Liter pro Tag und Person für Duschen, Baden und Körperpflege verwendet.

Diese Warmwasseraufbereitung kostet in einem modernen Haus oft mehr Energie, als für die Raumheizung benötigt wird. Reduziert man also die Wassermenge, entlastet das nicht nur das ökologische Gewissen, sondern auch das Portemonnaie. Darum hat das BFE zusammen mit dem Schweizerischen Verband für energieeffiziente Sanitärprodukte (SVES) eine Energieetikette für Sanitärprodukte entwickelt, die auf einen Blick zeigt, ob Duschbrausen, Armaturen und Wasserspareinsätze wenig (Klasse A) oder viel (Klasse G) Energie verbrauchen.

Mengenregler und Luftansaugung

Die Durchflussmenge ist bei vielen Armaturen bereits geregelt. Die Wassermenge wird dank der Beimischung von Luft und speziellen Durchflussbegrenzungen verringert. Laut den Angaben vom Armaturenhersteller Hansgrohe verbrauchen Armaturen und Brausen, die mit der von ihnen entwickelten Ecosmart-Technologie ausgestattet sind, bis zu 60 Prozent weniger Wasser.

Der Verband SVES ist etwas konservativer in seiner Einschätzung. Er geht davon aus, dass dank des Einsatzes von Produkten mit der Energieetikette der Klasse A der Wasserverbrauch um rund 50 Prozent reduziert werden kann. Schaut man die Zahlen im Litermass an, verringern Durchflussregler und Luftansauger am Waschtisch die Durchflussmenge von 11 Litern pro Minute auf nur noch 5 Liter pro Minute. Auch bei Duschbrausen werden ähnlich gute Zahlen erreicht, von 13 Litern pro Minute auf nur noch 6 Liter pro Minute. Auch ältere Wasserhahnmodelle können mit solchen Strahlreglern nachgerüstet werden. Diese werden ganz einfach an den Wasserauslass geschraubt. Damit lassen sich, je nach Modell, zwischen 30 und 50 Prozent Wasser einsparen. Das Nachrüsten eines Badewanneneinlaufs macht hingegen wenig Sinn. Schliesslich will man nicht doppelt so lang auf sein Vollbad warten müssen.

Halböffentlich ist halbautomatisch

Auch im halböffentlichen und öffentlichen Bereich kann viel Wasser gespart werden. Immer häufiger werden elektronische Armaturen eingesetzt. Sie funktionieren Berührungslos und sind dadurch besonders hygienisch. Der Wasserverbrauch wird dabei exakt und sparsam dosiert, da der Wasserfluss ohne Vor- und Nachlaufzeit startet und endet.

Die Wirkung nicht verfehlt

Dass die vorgestellten Massnahmen kein Tropfen auf den heissen Stein sind, zeigt ein Rechenbeispiel vom SVES: Eine vierköpfige Familie wohnt in einem älteren Einfamilienhaus. Das Warmwasser wird das ganze Jahr über die Ölheizung erwärmt. Nachdem die Familie im ganzen Haus Produkte mit der Energieetikette der Klasse A angebracht hat, konnte der Warmwasserverbrauch stark reduziert werden. Die Familie spart so 120 Liter Heizöl ein, wodurch sich der CO2 -Ausstoss um 320 Kilogramm pro Jahr verringert.

Auf dem Markt sind einige Armaturen, die dem ökologischen Gewissen und dem Auge Freude bereiten.

www.bfe.admin.chwww.hansgrohe.chwww.etiquetteenergie-sanitaire.ch

Stählerne Boutique-Kollektion

Die im deutschen Essen ansässige Vallone GmbH präsentiert ihre erste eigene Armaturenkollektion, die zu 100 Prozent aus Edelstahl gefertigt ist. Die Armaturen der Como-Serie sind dank des Naturmaterials umweltfreundlich, korrosionsbeständig und keimabweisend. Sowohl die Armaturen für den Waschtisch als auch diejenigen für den Dusch- und Badewannenbereich sind mit wassersparenden Perlatoren ausge- rüstet. Die Boutique-Kollektion ist in ver- schiedenen Veredelungsvarianten von klassisch, matt-gebürstet bis hin zu «Gunmetal Black», «Natural Copper» und «Brushed Gold» erhältlich.

www.vallone.de

Macht den alten Hahn sparsam

Die Aqua-Clic-Strahlregler können ganz einfach auf den bestehenden Wasserhahn aufgeschraubt werden und reduzieren dann den Wasserverbrauch um die Hälfte. Laut Hersteller passt der Aufsatz, dank des mitgelieferten Universaladapters, an jeden Standardhahn, ohne dass man sich vorher Gedanken über die Gewindemasse machen muss. Für seltene Ausnahmen wird ein Spezialadapter nachgeliefert. Der Aufsatz ist in über 160 verschiedenen Designs erhältlich.

www.aquaclic.info

Volle Wanne per Fingertipp

Kaldewei bietet mit Comfort Select eine elektronische Armatur mit Bedienpanel an, die das Ein- und Ablaufen des Wassers, dessen Temperatur sowie die Ansteuerung von Dusch- oder Badefunktion digital und benutzerfreundlich regelt. Das Bedienpanel mit elektronischer Steuerungseinheit lässt sich nahezu bündig in den Bade- wannenrand integrieren und ermöglicht schon vor dem Einlassen des Wassers die präzise Auswahl der Wunschtemperatur. Voreingestellt liegt die Temperatur bei 38,5 °C. Der Hahn füllt die Wanne ab der ersten Sekunde gleichmässig mit der gewählten Wassertemperatur. Während des Einlaufens kann diese bequem per Fingertipp individuell in 0,5 °-Schritten verändert werden. Aus Sicherheitsgründen ist zunächst eine maximale Temperatur von 43 °C möglich, die jedoch über eine spezielle Tastenkombination auf bis zu 50 °C erhöht werden kann.

www.kaldewei.ch

Puder-Regen

Eine Regendusche, die mit ihrem grossen Duschkopf ein besonderes Duschvergnügen verspricht, muss nicht zwingend nur verschwenderisch sein. Das Raindance-Brausensortiment von Hansgrohe ist auch mit integrierter Ecosmart-Technologie erhältlich. Dank der ausgeklügelten Wasserstrahlart, bei welcher die Wassertropfen mit Luft angereichert werden, fühlen sich die durchfliessenden 9 Liter pro Minute keineswegs wie ein Rinnsal an. Das Modell «Select S» des Raindance-Sortiments ist auch mit der Strahlart «Powder Rain» erhältlich. Bei der neu entwickelten Mikrotropfentechnologie ist ein einzelner Strahl viel feiner als ein herkömmlicher Duschstrahl. Statt nur einer Strahlöffnung pro Düse hat «Powder Rain» mehrere feine Öffnungen, die den Strahl durch eine spezielle Technologie in Tausende von Mikrotropfen verwandeln und den Körper in einen sanften Wasserkokon hüllen.

www.hansgrohe.ch

Wie von Zauberhand

Für den halböffentlichen Bereich hat Dornbracht Waschtischarmaturen mit einer berührungslosen Steuerung im Sortiment. «Touchfree» kommt ohne sichtbaren Sensor an der Armatur aus und schaltet das Wasser automatisch ein und auch wieder aus, sobald die Person den Waschplatz verlässt.

www.dornbracht.com

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Veröffentlichung: 11. April 2019 / Ausgabe 15/2019

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