Wieder am Ball

Cedric Manse (23) will sich einen Stammplatz bei Wacker Thun erkämpfen. Bild: Roland Peter (Wacker Thun)

Cedric Manse ist gut gelaunt. Sein Fuss schmerzt nicht mehr, die Kraft kommt langsam zurück, und bald schon darf er wieder so richtig trainieren. Der Handballer hat eine längere Verletzungspause hinter sich. Als er sich im Mai 2019 den Fuss bei einem Spiel verknackste, biss er zunächst die Zähne zusammen und spielte weiter. So legte er noch eine starke Vorrunde hin und arbeitete mit Ehrgeiz auf einen festen Platz im Nati-A-Team von Wacker Thun hin. «Aber im November wurden die Schmerzen schlimmer und ich konnte nicht mehr voll ans Limit gehen», sagt er. Dann die Diagnose: drei gerissene Bänder am Fussgelenk und ein überbelastetes Innenband. Nach dem Corona-Lockdown und dem vorzeitigen Saisonabbruch liess er sich operieren. «Zuerst genoss ich es, viel zu kochen und Zeit mit meiner Freundin und den Mitbewohnern meiner Handballer-WG zu verbringen. Aber der Sport fehlte mir bald schon sehr», erinnert er sich. Nun ist Manse auf Kurs: Seit Juni trainiert er im Kraftraum den Oberkörper, er darf wieder joggen. Ab Dezember kann er wieder Handball spielen. «Mein Ziel ist es, Ende Januar zur Rückrunde wieder Matches zu bestreiten.»

Sport hatte ihn schon immer fasziniert. «Ich konnte nie stillsitzen und habe schon als Kind ständig mit Bällen gespielt.» Bis achtjährig lebte er in Ägypten. Als sich seine Mutter von ihrem Mann trennte, kehrte sie mit den zwei Kindern nach Thun zurück. «Ägypten hat mich sicher geprägt, und ich gehe noch heute gerne in meine alte Heimat zurück», sagt er.

Als Zehnjähriger begann er, Fussball zu spielen, doch er wechselte rasch zu Handball. «Diese Sportart ist viel schneller, torintensiver, rauer, aber auch taktischer. Das gefällt mir daran», erklärt er. Manse stieg direkt in der U13-Mannschaft von Wacker Thun ein. In der damaligen Lehrwerkstätte der Stadt Bern absolvierte er nach der Schule eine Sportlerlehre als Schreiner – neben sieben Trainings pro Woche. Bei Thun durchlief er sämtliche Juniorenabteilungen, bevor er als Stammspieler in das Nati-B-Team des TV Steffisburg geholt wurde. Dank einer Talentförderlizenz konnte er bis vergangene Saison parallel dazu in der Nati-A-Mannschaft von Wacker Thun spielen. Mit dieser bestritt er auch Champions- und Europe-League-Spiele. Pro Woche kamen so fünf Trainings und zwei bis drei Spiele zusammen, ein enormes Pensum neben seinem 100-Prozent-Job als Schreiner. «Wenn man so viel in den Sport investiert, muss man ihn schon sehr mögen», sagt er. Dass er nach dem Auslaufen der Talentförderlizenz keinen Vertrag bei Thun erhielt, fuchste ihn zunächst. Er sollte vorerst weiter als Teamstütze und Spielmacher bei Steffisburg spielen. «Ich mag beide Clubs von Herzen. Aber mein Ziel ist es schon, einen festen Platz bei Wacker zu finden.» Er ist überzeugt, dass er das schafft. «Ich bin kreativ, flink und habe eine gute Täuschung», wirbt er für sich und lacht.

Für eine Karriere als Profi hingegen ist der Zug für den 23-Jährigen wohl abgefahren. Für ihn sei nie zur Debatte gestanden, alles dem Handball zu opfern und ins Ausland zu ziehen. Dazu sagt er: «Ich liebe Handball, und ich will auf höchstem Niveau spielen, aber ich mag auch das Schreinern und mein Leben neben dem Spitzensport.»

«Ich liebe Handball. Aber ich mag auch das Schreinern und mein Leben neben dem Spitzensport.»

Franziska Gertsch

Veröffentlichung: 10. September 2020 / Ausgabe 37/2020

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