Wohlfühlen als Teil der eigenen Pflege

Die überstehende, abgerundete Keramik korrespondiert mit den kubischen Elementen des Korpusmöbels. Bild: Duravit AG

Trends.  Immer weiter entfernt sich das Badezimmer vom funktionellen Waschraum. Moderne Herstellungsmöglichkeiten von traditionellen Lavabomaterialien und Nassraummöbeln fördern die Entwicklungsbereiche. Welche Trends haben sich daraus ergeben?

Der Raum mit weissen Fliesen an Boden und Wänden, einem Lavabo an der Wand, einem Spiegelschrank darüber und einer Kugellampe aus Opalglas an der Decke würde auch heute noch die Funktion eines Badezimmers erfüllen. Nur, wer heute aus dem Bett steigt, möchte mit einem guten Gefühl in seinen ganz persönlichen Tag starten. Dazu bedarf es aber einer ganz individuell ansprechenden Umgebung. «Wellness» ist das Zauberwort und wahres Wohlbefinden benötigt die gefällige, warme Ausstrahlung eines persönlichen Ortes, welcher den Gewohnheiten des Benutzers entgegenkommt. Verbesserte Fertigungsmöglichkeiten bei der Sanitärkeramik und den emaillierten Becken haben zu funktionellen Ansätzen geführt, welche die Badmöbel beeinflussen.

Nass- und Trockenbereich

Die in den vergangenen Jahren sehr häufig verwendeten Einbaubecken, die bündig mit der dünnen HPL-Platte abschliessen oder mit einem schmalen Rand auf der Ab- deckung aufliegen, sind auf eine äusserst nässeresistente Einbaufläche angewiesen. Ebenso die Unterbaubecken, welche oft unter Steinabdeckungen anzutreffen sind. Seit dem vermehrten Aufkommen von Aufsatz- und Schalenbecken, die optisch wie eine Waschschüssel auf dem Tisch stehen, wird die Ästhetik des Beckens mehr in den Vordergrund gerückt.

Becken und Tisch sowie Korpusmöbel korrespondieren formal miteinander und ermöglichen sehr individuelle Lösungen für den Nutzer. Warme Brauntöne und Holz schaffen ein wohnliches Ambiente. Und auch wenn heutige Oberflächenveredlungen sehr widerstandsfähige Holzflächen ermöglichen, können diese entlastet werden, indem mit der Wahl des entsprechenden Lavabos auf die individuellen Vorlieben im Gebrauch eingegangen wird. Wie weit ein Becken über die Holzfläche ragt, ob es einen zusätzlich erhöhten Rand aufweist, Platz für nasse Dinge wie Seife, Waschlappen und dergleichen hat oder gleich über den ganzen darunterliegenden Korpus reicht, sollte dem individuellen Anspruch des Kunden entsprechen.

Horizontal betont mit feinen Kanten

Wichtig beim Waschtisch ist der Trockenbereich, der neben dem Nassbereich für ausreichend Ablagefläche sorgt. Die Möbel weisen grundsätzlich eine sehr kubische Grundform auf, wobei speziell die Lavaboschränke möglichst breit sind und die Horizontale mit Griffen, Fugen und Strukturlaufrichtungen betonen. Ganz anders wirken zusätzliche Möbel wie Wandschränke und -regale. Ihre Formensprache ist effektiv oder durch die Gliederung der Front sehr schmal. Sichtbare Kanten sind mit Ausnahme der Tischplatten fein bis sehr fein ausgeführt.

Dieser Trend der feinen Kante zum sonst flächigen Korpus setzt sich auch bei den Becken immer mehr durch. Mit der Entwicklung einer härteren und widerstandsfähigeren Keramik ist es der Firma Keramik Laufen AG aus dem Baselbiet sogar gelungen, äusserst dünnwandige Lavabos anbieten zu können. Die «SafirKeramik» hat die neue Modelllinie «Val» ermöglicht. Aber auch andere Hersteller, wie die deutschen Firmen Duravit mit den neuen Modelllinien «L-Cube» und Villeroy & Boch mit «Artis», schliessen stilsicher mit sehr fein gestalteten, präzisen Beckenrändern und Filigranität ab. Ein hoher ästhetischer Anspruch ist spürbar. Für alle ist das Zusammenspiel von aussen sichtbarer Höhe und innen nutzbarer Beckentiefe ein wichtiges Element. Tiefe Becken sind nicht immer notwendig und flache ermöglichen andere Unterbauten und auch hindernisfreie Lösungen, die ansprechend modern wirken.

Stahl statt Keramik

Alternativ zur Keramik haben sich emaillierte Stahlbecken bis heute nicht nur gehalten, sondern auch stark weiterentwickelt. Becken aus Mineralwerkstoffen oder Glas wurden für diesen Bericht bewusst nicht berücksichtigt, da sie den Umfang des Artikels sprengen würden.

Die Fertigungspräzision im Stahlbereich und die anschliessende Emaillierung um alle Kanten herum haben zu sehr feinen und äusserst präzisen Becken geführt. Der deutsche Hersteller Alape zeigt nun diese Kanten sehr bewusst als feine Beckenwände, die bündig mit der Korpusfläche oder vorstehend abschliessen. Sein Modell «2Step» mit innerer Stufe als Hahnbank weist noch einen umlaufenden Rand von drei Millimetern Dicke auf, der prägnant die Nasszone begrenzt. Stahlblech hat bei der Fertigung den Vorteil gegenüber Keramik, dass in begrenztem Masse auch Sonderwünsche, beispielsweise bei Bohrungen und Massen in kleinen Stückzahlen, möglich sind.

Einschränkungen mit Freiheiten

Etwas anders sieht der Trendverlauf im Bereich der Anstellbäder aus. Die Firma Reinhard AG in Sachseln OW ist spezialisiert auf diese Badezimmermöbel, die nicht fest montiert werden und somit frei gestellt und umplatziert werden können. Wie im Wohnmöbelbereich kann auch hier ein einzelner Korpus durchaus einen gewissen Unikatcharakter aufweisen und mit seinem Oberflächenmaterial oder einer trendigen Farbgebung etwas herausstechen. Abgesehen davon orientieren sich diese langlebigen Modelle wie bei anderen Herstellern am vorherrschenden Wellnessgefühl. Das Bad ist die Erholungszone und soll angenehm ansprechend wirken.

Möbel, die frei positioniert dazugestellt werden und nicht als durchgeplante Einbaueinheit den Raum bestimmen, sind modern kubisch, müssen aber auf Bestehendes Rücksicht nehmen. Das heisst: Die sanitären Einrichtungen sind bereits vor- handen und die Möbel sollen somit zu gängigen neueren, aber auch älteren Formen passen. Gewisse Abmessungen müssen eingehalten werden, um beispielsweise unter dem Lavabo Stauraum schaffen zu können. Breitere Elemente spiegeln zwar den Zeitgeist wieder, passen aber selten in bestehende Badezimmer. Die Schweiz ist ein Land von Mietern, und Möbel haben sich bei einem Wohnungswechsel wieder gut einzufügen. Das zeigt sich dann bei den hauptsächlich gewünschten Oberflächen, die nach wie vor sehr oft weiss beschichtet sind. Die warmen Elemente können dann Griffe, Füsse und Aufsätze aus beispielsweise Eiche sein, wie sie bei der Modelllinie «Cassetta» gezeigt werden.

www.laufen.chwww.duravit.chwww.villeroy-boch.chwww.alape.comwww.reinhard-ag.ch

ab

Veröffentlichung: 09. Juli 2015 / Ausgabe 28-29/2015

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