Zwei unter einem Dach

Aus eins mach zwei: Der abgespaltene Be-trieb arbeitet weiter unter einem Dach mit dem Vorgänger. So ent-fiel ein aufwendiger, teurer Umzug und die Kosten verteilen sich. Bild: Holzkreation Schmid AG

Abspaltung.  Aus einer Firma können auch zwei werden. Die Holzkreation Schmid AG in Grindelwald entstand aus einem Holzbaubetrieb. Die Zeichen standen gut dafür und viele helfende Hände ebneten den Weg. Nur die Finanzierung zu stemmen, war nicht einfach.

Sie waren Projektleiter in den Bereichen Schreinerei und Fensterbau bei der Rubi Holzbau & Sägerei AG, aus der Ihre Schreinerei entstand. Wie kam es zur Abspaltung?

Ich überlegte, mich nach meiner Weiterbildung zum Innenarchitekten selbständig zu machen. 2010 erzählte ich meinem damaligen Chef davon. Einige Monate später bot er mir an, die Bereiche Schreinerei und Fensterbau zu übernehmen. Wir hatten zwar ein sehr gutes Arbeitsverhältnis, ich war bereits seit sechs Jahren bei ihm in leitender Stellung beschäftigt. Dennoch überraschte mich der Vorschlag. Doch nach etwas Bedenkzeit konnte ich mich damit anfreunden.

Was war der Grund für das Angebot?

Ruedi Brawand, Inhaber der Brawand Zimmer AG, hatte die Rubi Holzbau & Sägerei AG 2002 aufgekauft. Durch den Kauf konnte er seinerzeit verhindern, dass fremde Mitbewerber sich im Tal ansiedelten. Beide Betriebe firmierten weiter unter ihrem eigenen Namen. Doch als Zimmermann hatte er kein grosses Interesse mehr daran, die Bereiche Fensterbau und Schreinerei fortzuführen.

Bestehen die Vorgängerbetriebe?

Die Rubi Holzbau & Sägerei AG besteht noch, ist aber nicht mehr operativ tätig. Deshalb konnte ich den Namen nicht beibehalten, was aber nicht nachteilig war. Der Bereich Holzbau blieb beim Inhaber, die Sägerei wurde nach einem Grossbrand 2006 aufgegeben. Auf diesem Gelände entstand 2010 die neue Produktionshalle, in der heute sowohl der Holzbaubetrieb als auch meine Schreinerei produzieren.

Sie mussten also bei der Abspaltung gar keinen neuen Standort suchen?

Nein, ich erhielt ein faires Mietangebot. Durch die Beibehaltung des Standorts sparten wir viel Zeit und Kosten. Wir nutzen auch Maschinen gemeinsam und können die Unterhaltskosten teilen. Das gilt auch für das Büro. Doch bis die Nutzungsbedingungen, die Entscheidung über gemeinsame Hard- und Software, Versicherungsfragen, Finanzierung und Kaufpreis entschieden waren, verging rund ein Jahr.

Welche Massnahmen brauchte es noch für die Neugründung?

Wir informierten die Kunden per Rundschreiben, auf das wir positive Antworten erhielten. Dabei half sicher, dass ich im Ort bekannt war. So übernahmen wir den Kundenstamm und bearbeiteten die laufenden Aufträge. Uns kam auch zugute, dass wir alle 14 Mitarbeiter weiter beschäftigen konnten. Insgesamt war es ein fliessender Übergang.

Das klingt nach einem reibungslosen Ablauf.
Wir hatten denkbar günstige Bedingungen. Mir waren die Geschäftsgänge bereits durch meine leitende Tätigkeit bekannt, ausserdem durften wir Einsicht in die früheren Jahresabschlüsse nehmen und konnten dadurch das Risiko besser beurteilen. Beratend stand uns ausserdem Linus Oehen von der Tre Innova AG in Fragen des Budgetplans und der Versicherung zur Seite.
Woher wussten Sie, ob der Kaufpreis angemessen ist?
Nach dem eingangs erwähnten Grossbrand wurde das gesamte Firmeninventar neu geschätzt. Uns lagen also die aktuellen Versicherungszahlen vor. Gemeinsam mit den Herren Oehen und Brawand wurde ein fairer Kaufpreis festgelegt. Auch sonst unterstützte mich mein früherer Chef in vielen Angelegenheiten.
Inwiefern hat Sie der frühere Eigen- tümer unterstützt?
Es war ein Meilenstein, dass er uns gewissermassen fremdfinanzierte. Wir konnten einen Grossteil des Kaufpreises als Darlehen stehen lassen. Denn anfangs war es finanziell sehr knapp. Doch mein früherer Chef wusste aus eigener Erfahrung, was bei einer Neugründung auf dem Spiel steht.
Wie konnten Sie die Finanzierung bewerkstelligen?

Das war tatsächlich der schwierigste Punkt der Übernahme, denn wir brauchten nicht nur Geld für den Kauf des Betriebes, sondern auch für den Neustart. Meine Frau Franziska und ich haben unser Eigenkapital in das Unternehmen eingebracht, der grössere Teil ist aber Fremdkapital. Und dessen Beschaffung sollte uns so wenig wie möglich belasten. Die besten Kreditbedingungen zu erhalten, stellte sich als Verhandlungsfrage dar. Und auch dabei konnte ich von der Erfahrung meines früheren Chefs profitieren. Wir haben nun einen Bankkredit und zusätzlich noch einen privaten Geldgeber gefunden. Doch die fin- anzielle Entscheidung bleibt die grösste Unsicherheit, denn über den Erfolg des Betriebes kann man bei aller Planung doch nur spekulieren.

Entschieden Sie sich deshalb für die Aktiengesellschaft als Geschäftsform?
Mit insgesamt drei Aktionären können wir die Entscheidungswege möglichst kurz halten. Und nach meiner Erfahrung und der meiner Berater erschien uns der Auftritt als Aktiengesellschaft am glaubwürdigsten.
Wie reagierten die bisherigen Lieferanten auf Ihren neuen Betrieb?
Sie waren zuerst nicht alle bereit, uns die bisherigen Konditionen zu gewähren. Dies bemerkte ich allerdings erst nach einigen Wochen. Auf meine Nachfrage hin erfuhr ich, dass es sich um einen neuen Betrieb handle, für den die Lieferbedingungen schlechter waren. Da brauchte es Verhandlungsgespräche. In einem Fall mussten wir uns von einem Lieferanten trennen, da wir nicht mehr die gleichen Voraussetzungen bekamen.
Was bedeutete die neue Rolle als Geschäftsinhaber für Sie?
Ich fühlte mich der Aufgabe gewachsen, weil ich bereits zuvor während längerer Zeit als Projektleiter Verantwortung für grosse Projekte übernommen hatte. Zudem kannte ich die Mitarbeiter, was ebenfalls eine grosse Starthilfe war.

Neugründung aus Abspaltung

Rückendeckung erhalten

Christoph Schmid teilt sich zusammen mit seiner Frau Franziska die Geschäftsleitung der Holzkreation Schmid AG in Grindelwald. Der Betrieb startete 2011 nach Abspaltung von der Rubi Holzbau & Sägerei AG. Schmid kannte den Betrieb bereits als Projektleiter in den Bereichen Schreinerei und Fensterbau und konnte die Geschäfte übergangslos weiterführen. Dazu trugen sein früherer Chef und ein Unternehmensberater bei. Sie unterstützten ihn auch in den schwierigen Fragen der Finanzierung wie Budgetplanung. Der Geschäftsbereich Innenarchitektur wurde als drittes Standbein ausgebaut. Das Unternehmen beschäftigt 14 Mitarbeiter.

www.holzkreation-schmid.ch

MZ

Veröffentlichung: 03. Oktober 2013 / Ausgabe 40/2013

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