Zwischen Blaulicht und Werkstatt

Vor einigen Jahren leistete Timo Schüpbach Militäreinsätze im Kosovo. Heute lässt sich der 32-Jährige zum Berufsfeuerwehrmann ausbilden. Bild: PD

Timo Schüpbach steckt mitten in der Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann. Trotzdem muss er sich nicht ganz von seinem erlernten Beruf abwenden, denn in der Zeit neben den Einsätzen erledigt er Schreinerarbeiten. Der 32-Jährige hat schon viel erlebt. Seine Ausbildung absolvierte er in der Möbelschreinerei Andreas Pfister in Bern. Dort blieb er 15 Jahre. «Trotz der spannenden Arbeit suchte ich immer wieder nach neuen Herausforderungen», erzählt er. Eine dieser Herausforderungen führte ihn im Jahr 2012 mit der Organisa- tion Swissint in einen Militäreinsatz in den Kosovo. Eigentlich wollte er sich als Militärpolizist für einen Auslandeinsatz verpflichten. Da er dafür zu jung war, erhielt er den Rat, als Pionier, also als Handwerker zu wirken. Schüpbach war vom Ersteinsatz begeistert und ging noch ein zweites Mal im Dienst der Friedensförderung in den Kosovo. Von diesen Erfahrungen profitiert er bis heute: «Bei den Einsätzen fielen viele Wartungs- und Reparaturaufgaben an. Ich lernte, mit wenig Material und viel Improvisation am Bau zu arbeiten.» Daneben erhielt er auch wertvolle Lektionen im Alltag mit seinen Kameraden. «Du lebst dort sechs Monate mit vielen Menschen eng zusammen; das verlangt, dass du gelassen bleibst und mit unterschiedlichsten Charakteren umgehen kannst.» Hier gibt's Parallelen zur Berufsfeuerwehr. Bei der Blaulichtorganisation in Bern stehen die Teams jeweils während 24 Stunden im Einsatz und leben während dieser Zeit gemeinsam im Stützpunkt.

Dass sich Schüpbach 2018 bei der Berufsfeuerwehr der Stadt Bern, oder genauer bei Schutz und Rettung Bern, beworben hat, hängt nicht mit einem typischen Bubentraum zusammen, sondern mit einer Entwicklung. «Durch meine Zeit im Kosovo sowie eine längere Reise mit meiner Partnerin merkte ich, dass ich gerne Leuten helfe und dass mich heikle Situationen, wie beispielsweise Unfälle, nicht lähmen oder abschrecken», erklärt er. Eigentlich wollte er nach den Auslandeinsätzen Militärpolizist werden, doch ihm war auch sein Handwerk wichtig. Ein Bekannter machte ihn auf das vielseitige Berufsbild der Feuerwehrleute aufmerksam. So hat er schliesslich das ideale Tätigkeitsfeld gefunden; er nimmt an Einsätzen teil und arbeitet in ruhigeren Zeiten in der Werkstatt. Zurzeit produziert er Kleiderbügel für die Garderobe eines Aussenpostens. Gemeinsam mit Kollegen fertigt er auch «Feuerhäuschen» aus Holz im Massstab 1:100. Mithilfe dieser Modellhäuser lernen Feuerwehrfrauen und -männer, wie sich ein Feuer entwickelt, welche Hitze dabei entsteht und welche Strategien sich zur Brandlöschung eignen.

Die Arbeit als Feuerwehrmann ist sehr vielseitig. Von Holzerarbeiten, dem Bergen und Retten von Menschen und Tieren, der Hilfe bei Autounfällen und Überschwemmungen bis hin zum Löschen von Bränden ist alles dabei. Diese Abwechslung und die Herausforderung, in kurzer Zeit die richtigen Entscheidungen zu treffen, reizen Timo Schüpbach. Er freut sich, weiterhin die Höhere Fachschule für Rettungsberufe in Zürich zu besuchen und daneben im Einsatz wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Er hat seinen Traumberuf gefunden – und kann sein handwerkliches Können voll einbringen.

«Durch meine Zeit im Kosovo merkte ich, dass ich gerne Leuten helfe und dass mich heikle Situationen nicht lähmen oder abschrecken.»

Christian Bärtschi

Veröffentlichung: 18. Februar 2021 / Ausgabe 8/2021

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