Alte Liebe rostet nicht

Leute. Guido Gfeller hat wenige Jahre vor seinem Ruhestand erneut die Liebe zum Holz entdeckt. «In meinen Kindertagen lag ein Laubsägeli unter dem Weihnachtsbaum», sagt der passionierte Drechsler, der in Hasle LU aufgewachsen ist, mit einem Lachen.

Doch dieses habe ihn höchstens eine halbe Stunde interessiert. Heute sieht das anders aus. Das Drechseln fasziniert den 71-Jährigen. In seiner Werkstatt in Hochdorf LU entstehen Unikate. «Nach der Schulzeit habe ich eine Ausbildung im kaufmännischen Gebiet gemacht», erzählt er in seiner Drechslerwerkstatt. Später zog es ihn nach Zürich, er machte verschiedene Zusatzausbildungen im Personalwesen. «Mit 50 wechselte ich nach Bern und führte bis zu meiner Pensionierung zusammen mit meiner Schwester einen Tankstellenshop.» Kurz zuvor habe er Schnitzkurse gemacht und Holzarbeiten für das Zuhause angefertigt. «Holz bekam wieder eine Bedeutung in meinem Leben», sagt er. Mit 64 Jahren begann er, Drechslerkurse zu besuchen bei anerkannten Profis in der Schweiz, Deutschland und Frankreich. Die ersten Resultate waren Pilzli, Hurrlibusse, wie er die Holzkreisel nennt, und andere kleine Objekte. Heute sind ihm Qualität und Funktion ebenso wichtig wie der sorgsame Umgang mit den Ressourcen. Das meiste Holz bezieht er aus dem Luzerner Seetal. Maserungen, Risse oder Einwüchse fliessen in die Objektgestaltung ein, und so ist jede Arbeit ein individuelles Stück. Hat er eine Schale mit einem Riss, so nutzt er die verschiedenen Materialien in seiner Werkstatt wie bunte Lederbänder, und er zaubert mit einer schönen Naht ein Kunstwerk. «Ich fertige am liebsten Gebrauchsgegenstände mit Dekorationscharakter.» Je nachdem integriere er auch Farben. «Ahorn ist ein ruhiges Holz, da kommt Farbe gut zur Geltung», erzählt er. Die Farbe bringt er mittels Airbrush-Technik auf die Objekte. Heute lebt er seine Begeisterung am Holz in seinem Hobby vollumfänglich aus. Ansonsten sei er gerne in der Natur, erzählt der sportliche Holzkünstler. «Meine Partnerin und ich sind gerne in den Bergen.» Langlauf und Velofahren stünden auch ab und zu auf dem Programm. Es gäbe auch Jugendsünden, lacht er. Dazu gehöre das Gleitschirmfliegen, das er mit 30 gewagt habe. Interessen hat Guido Gfeller viele. Vor Jahren sei er auch Tauchen gegangen und habe gerne unter Wasser fotografiert. «Doch man kann nicht alles machen.» Das Drechseln sei eine Leidenschaft, und dem widme er sehr viel Zeit. Es ist noch nicht lange her, dass er zusammen mit anderen Künstlern in der Luzerner Kornschütte ausgestellt hat. Weihnachten stand vor der Tür und somit der Luzerner Weihnachtsmarkt am Franziskanerplatz, wo er seine Arbeiten ebenfalls präsentierte. Apfel-, Birnen- und Ahornschalen mit Grünspaneffekt, Gewürzmühlen, Fingerringe, Stirnholzschneidebretter oder ein Weinkühler aus Ulmenholz und viele weitere Objekte gehören zu Gfellers Drechselarbeiten. Diese bietet er auch in seinem Webshop an. Laubhölzer bearbeite er besonders gerne: Ahorn, Nussbaum, Zwetschgenholz oder auch Esche. An der Arbeit mit Holz möge er, dass man am Abend ein Resultat sehe und etwas habe, das man in den Händen halten könne.

«Qualität und Funktion sind mir ebenso wichtig wie der sorgsame Umgang mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen.»

Caroline Mohnke

Veröffentlichung: 11. Januar 2024 / Ausgabe 1-2/2024

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