Bereit für die «rüüdigen Tage»

Zunftmeister Ivan Wey (52) posiert mit den Insignien seines neuen Amts an der Luzerner Fasnacht. Bild: Caroline Mohnke

Leute. Sein Name passt wie das Tüpfelchen auf dem i: Ivan Wey aus Root LU ist neuer Wey-Zunftmeister. Er wurde am Berchtoldstag in Luzern zum Oberhaupt der gleichnamigen Zunft gewählt.

Der gelernte Möbelschreiner fiebert seither dem grossen Tag entgegen, dem «Güdismontag» von nächster Woche. Doch das Fasnachtsvirus schlummerte schon in ihm, als er ein kleiner Bub war. «An der Hand meiner Mutter entdeckte ich die Luzerner Fasnacht in all ihren Facetten», erzählt der 52-Jährige. An den Kostümen und der Guggenmusik fand er Gefallen. «Im Kindergarten band ich mir eine leere Ovi-Büchse um den Hals und trommelte meine Gspänli zusammen.» Er zog mit seiner eigenen «Guuggemusig» durchs Quartier, erzählt er lachend. Aufgewachsen ist Wey in Emmenbrücke. «Hätte ich nicht Schreiner gelernt, wäre ich heute vielleicht Koch.» Seine Mutter war Coiffeuse und Wirtin, sein Vater Lehrer. Im damaligen Café seiner Mutter beobachtete er in der Schulzeit Renovationsarbeiten: «Ich war fasziniert von der Materie Holz und kam so auf den Schreinerberuf.» Nach der Lehre bei Meinrad Gyr in Luzern stand bald die RS auf dem Programm. Wey sammelte danach Berufserfahrung, unter anderem in leitenden Positionen bei Poggenpohl und in der Bauarena. Seit fünf Jahren arbeitet er bei der Küchenbaufirma Veriset AG in Root als Verkaufsleiter und fühlt sich sichtlich wohl: «Ich kann sagen, der Beruf ist ein Hobby.» Er mag den Kontakt zu den Menschen. «Als Jugendlicher konnte ich mir keinen Bürojob vorstellen.»

«Im Kindergarten band ich mir eine leere Ovi-Büchse um den Hals und trommelte meine Gspänli zusammen.»

Seine Leidenschaft sei der Kundenkontakt und die Kommunikation. An der Höheren Fachschule Bürgenstock gibt Wey seinen Erfahrungsschatz weiter. «Es macht mir Spass, Wissen weiterzuvermitteln.» Dieses Gen habe er wahrscheinlich vom Vater. Er gibt Kurse in Oberflächentechnik und Materialkunde. Dass er nun in der Wey-Zunft Zunftmeister sei, damit habe er nach fünf Jahren Mitgliedschaft nicht gerechnet, erzählt er. Hauptaufgabe der Zunft ist die Förderung der Luzerner Fasnacht durch die Teilnahme an den Umzügen, die Herausgabe der Fasnachtszeitung «Knallfrosch» und die Mitarbeit im «Lozärner» Fasnachtskomitee. Er sei sehr überrascht gewesen, als Alt-Zunftmeister Werner Rast ihn wegen des Amtes anfragte. Er habe gedacht, dass er ihn als Weibel, also als Helfer und Begleiter des Zunftmeisters haben wolle. Doch dem sei nicht so gewesen. Auch seine Frau habe es kaum glauben können und sich für ihn gefreut. «Die Zustimmung der Partnerin oder des Partners ist immens wichtig», sagt Wey. Die Abende seien momentan fast komplett verplant. «Erst gestern haben wir Zünfter 329 Geschenkspäckli verpackt hier in der Firma bis morgens um zwei Uhr.» Man sieht es dem Vollblutfasnächtler nicht an. Zu gross sind Euphorie und Vorfreude auf die «rüüdigen Tage». «Wir machen Heimbesuche und engagieren uns für wohltätige Zwecke.» Während des Jahres stehen zwischen 120 und 180 Termine auf dem Programm.

Ist Wey nicht mit Fasnacht beschäftigt, wandert der Vater eines Sohnes aus einer früheren Beziehung sehr gerne. «Regula und ich mögen es, in der Natur zu sein.» Seine Frau hat zwei Kinder aus erster Ehe. Der Sohn ist selbst begeisterter Guggenmusiker, die Tochter ist mit dem Sohn seines Zunft-Göttis liiert. Auch Fussball werde grossgeschrieben. Er verpasse kaum einen Match des FC Luzerns. Aber nun fiebert Wey dem «Güdismontag» entgegen, an dem er das Zepter in der Hand hält und «rüüdige Tage» erleben wird.

Caroline Mohnke

Veröffentlichung: 12. Februar 2024 / Ausgabe 6/2024

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