Ein Leben in den Bergen

Bergführer Alex Schläppi (63) hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Bild: Diego Schläppi

Leute. Nächstes Jahr ist es 40 Jahre her, seit Alex Schläppi seine Ausbildung zum Bergführer mit eidgenössischem Fachausweis abgeschlossen hat. Dabei hat er die Leidenschaft für die Berge erst recht spät für sich entdeckt.

Als Sohn einer Bauernfamilie in Guttannen BE ist Schläppi während seiner Kindheit und Jugend nicht viel Zeit für Hobbys übrig geblieben. Er absolvierte eine Schreinerlehre in einem Fensterbaubetrieb, musste dort aber zu einem grossen Teil wenig spannende Fleissarbeit erledigen. Das habe seine Freude an diesem Beruf etwas gedämpft, trotzdem ist Holz für ihn noch immer «der schönste Werkstoff, den es gibt». Ein Berufsschulkollege aus dem Lauterbrunnental weckte während der Lehrzeit sein Interesse an der Jugendorganisation (JO) des Schweizer Alpen-Clubs. Zufällig lernte er dann auf einer Baustelle den JO-Leiter aus dem Haslital kennen. Noch am gleichen Tag füllte Schläppi das Anmeldeformular aus. 1982 absolvierte er den Aspirantenkurs und war danach während 30 Jahren zu 100 Prozent als Bergführer unterwegs. Im Frühling auf Ski- und im Sommer auf Hochtouren. Während vieler Jahre hat der leidenschaftliche Berggänger seine Gäste im In- und Ausland auf Gipfel geführt, zum Beispiel auf den Mount McKinley, den Kilimandscharo und auf unzählige weitere Gipfel in Südamerika, Afrika und im Himalaja. Schöne Erinnerungen hat er auch an die Winter beim Heliskiing in Kanada, Georgien und Kamtschatka, einer Halbinsel in Nordostasien.

«Ein Familienleben als Vater und Vollzeit-Bergführer ist nur mit der richtigen Frau möglich», ist sich Schläppi bewusst. Die Familie muss während der Saison sehr oft auf den Vater und Partner verzichten. Um den Ausgleich zu schaffen, blieb der Bergführer früher zwischen Dezember und März zu Hause, während seine Frau Barbara dann als Skilehrerin für die Skischule Meiringen/Hasliberg mit Gästen unterwegs war. Seit gut 30 Jahren ist er als Ausbildner für den Schweizer Bergführerverband tätig, 20 Jahre in der klassischen Bergführerausbildung und seit rund 10 Jahren im Bereich Arbeitssicherheit. Dem passionierten Bergführer ist es wichtig, den Auszubildenden die Freude an der Tätigkeit zu vermitteln, sie zu motivieren und die «Lernenden gut zu behandeln». Ganz offensichtlich ist ihm das auch bei seinen Kindern gelungen. Tochter Annina, gelernte Fachfrau Betreuung, ist hauptberuflich Schneesportlehrerin und arbeitet in den Sommermonaten an der Grimselstaumauer als Seilarbeiterin. Tochter Fiona hat Soziologie studiert und ist jetzt Bergführeraspirantin und Schneesportlehrerin. Sein Sohn Diego hat zwar auch Schreiner gelernt, arbeitet nun aber Vollzeit als Filmer und Fotograf.

Schläppis letzten unbestiegenen Viertausender in der Schweiz, die Dent Blanche, hat er mit Tochter Annina und Frau Barbara bestiegen. Seine Lieblingstour ist jedoch die Überschreitung des Kleinen und Grossen Gelmerhorns – in seiner Heimat und immer wieder schön.

Unterdessen hat sich der Schreiner wieder eine Werkstatt eingerichtet und arbeitet vermehrt mit Holz. Keine Aufträge, einfach zur Freude und für sich. Er ist zurück beim «schönsten Werkstoff».

Fränzi Hurni

Veröffentlichung: 04. Dezember 2023 / Ausgabe 48/2023

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