Abgekantet, verschweisst und poliert

Beim Schweissen von Chromstahl ist viel Geschick und Erfahrung gefragt, damit eine perfekte Naht entsteht. Bild: Suter Inox AG

CNS-Abdeckungen.  In der professionellen Gastroküche sind Abdeckungen aus Chromstahl durch ihre beständigen Eigenschaften fast konkurrenzlos im Einsatz. Doch auch in privaten Küchen finden sich immer mehr edle und einzigartige Arbeitsflächen aus Metall.

Metallabdeckungen verkörpern einen industriellen Charakter. Beim Anfassen der Abdeckung und beim Arbeiten spürt man förmlich die Kraft, welche für die Herstellung der Arbeitsplatte benötigt wurde. Das Metall wurde gewalzt, geschweisst, getrennt, abgekantet und verpresst, um es in die individuell gewünschte Form zu bringen. Lange Zeit wurden metallische Arbeitsplatten fast nur in Grossküchen im Gastrobereich oder in Gruppenunterkünften eingesetzt. In der privaten Haushaltsküche fanden sich Chromstahlabdeckungen meist in Mietwohnungen. Hier konnte oftmals eine grosse Anzahl gleicher Abdeckplatten mit Waschbecken und integrierten Kochplatten gefertigt werden. Das Metall übersteht so manchen Mieterwechsel, und es kann bei Bedarf mehrmals wieder aufpoliert werden.

Mit den neuen Küchentrends, die extrem dünne und gleichzeitig rustikale Oberflächen fordern, finden metallische Abdeckungen immer öfter den Weg in die private Einzelküche. Individuell auf die jeweilige Form angepasst und je nach Konstruktion in beinahe jeder Grösse und mit unterschiedlichen Oberflächendesigns herstellbar, sind Chromstahlabdeckungen einzigartige und funktionelle Blickfänge.

Lebendiges Material

Bei einer Küchenabdeckung aus Metall ist dem Kunden fast immer das Bild einer homogen aussehenden und gleichmässig geschliffenen Oberfläche präsent. Dies ist jedoch nicht immer der Fall, denn das Ausgangsmaterial wird gewalzt und auf grosse Rollen aufgewickelt, die je nach Metalldicke ein Gewicht von 2,5 bis 3 Tonnen aufweisen. Durch diese Vorgänge in der Herstellung und Lagerung bilden sich auf der Oberfläche lebendige Strukturen. «Durch die einzigartige Oberflächenbeschaffung jeder einzelnen Platte bieten wir unseren Kunden die Möglichkeit, das Ausgangsmaterial vor der Fertigung persönlich auszulesen», sagt Tristan Brockelmanns, Managing Director Switzerland der Franke Küchentechnik AG aus dem solothurnischen Aarburg.

Den lebendigen Charakter einer Chromstahlabdeckung zeigt auch die benötigte Pflege. Die Abdeckung will regelmässig gereinigt werden, damit sie ihre Haptik weiterhin behält. In der Planung müssen die Eigenschaften einer Abdeckung bekannt sein, damit diese richtig eingesetzt wird. «Das Design, die Grösse und die Ausführung müssen der Architektur der Küche angepasst sein, um im Alltagsbereich zu funktionieren», sagt Christian Frey, zuständig für Marketing und Kommunikation bei der Suter Inox AG aus dem aargauischen Schinznach-Bad.

Viel Erfahrung in der Herstellung

Der für die Abdeckungen verwendete Chromstahl ist hart und dementsprechend schwer zu verarbeiten. Der Zuschnitt erfolgt meistens auf einer Nesting-Maschine. Auf dieser werden die Platten per Laser auf die geforderte Grösse oder die gewünschte Form aufgetrennt. Viel Erfahrung und Können sind bei der Verformung gefordert. Wenn zum Beispiel ein Becken über eine Form tiefgezogen wird, muss sehr genau gearbeitet werden. Bei zu schneller Verformung oder zu engen Radien beginnt das Material ganz fein zu reissen.

Je nach Materialdicke und gewünschter Kantenausprägung wird das Metall abgekantet. Auch hier spielt das Wissen über den richtigen Druck und die korrekte Geschwindigkeit eine grosse Rolle. Sind die Abdeckungen in Form gebracht und alle Kanten abgekantet, gilt es, die Fugen zusammenzuschweissen. Zuerst werden die Metallkanten punktuell verschweisst, anschliessend die Fuge durchgehend zugeschweisst. Danach wird die Schweissnaht abgezogen und verputzt. Die grosse Schwierigkeit ist, dass auf dem Material keine bläulichen Verfärbungen durch zu viel Hitze entstehen oder unterschiedliche Spannungen im Material selbst auftreten. Aufgrund der heiklen Bearbeitung ist die Erfahrung im Herstellungsprozess enorm wichtig.

Funken auf der Baustelle

Um die Arbeitsplatten um eine Ecke, über eine Kante oder bei Überlänge oder -breite zu verbinden, kommen vor allem zwei Haupt- methoden zum Einsatz:

  • Bei der Stecknaht werden die Platten mit Verbindern ähnlich der Nut- und Federtechnik bei Holzwerkstoffen verbunden.
  • Bei der Schweissnaht werden die Elemente zusammengeschweisst. Hier ist man jedoch an das maximal mögliche Transportmass gebunden. «Wir schweissen bei Bedarf übergrosse Arbeitsplatten direkt auf der Baustelle. Das ermöglicht es uns, grosse und komplexe Formen an einem Stück zu fertigen», sagt Roland Koster, Inhaber der Chromtech-AI GmbH aus dem appenzellischen Gonten. Besonders bei Oberflächendesigns, die anschliessend auf dem Bau noch überschliffen werden, ist die Schweissnaht nicht mehr erkennbar.

Ausführung nach Bedürfnis

Wie erwähnt, stehen dem Kunden unterschiedliche Kantentypen zur Auswahl. Diese haben einen Einfluss auf das Herstellungsverfahren, die Optik und natürlich den Preis. Folgende drei Kantentypen stehen für die Hauptausführungen bei metallischen Abdeckungen:

  • Abgekappte Kanten stellen die wohl bekannteste und auch kostengünstigste Kantenausprägung bei Chrom- stahlabdeckungen dar. Hier wird das Metall auf die gewünschte Plattendicke abgekantet, die Ecken verschweisst und das Ganze anschliessend auf eine Trägerplatte geklebt.
  • Die Quetschkante verfolgt das Ziel, eine möglichst dünne Frontkante zu zeigen. Über den Küchenfronten ist meist nur noch ein dünner Streifen von wenigen Millimetern der Chromstahlabdeckung zu sehen.
  • Die massive Chromstahlabdeckung besteht aus einer acht bis zehn Millimeter dicken Metallplatte. Diese kann in jeder gewünschten Form, also auch mit Rundungen, gefertigt werden. Bei den anderen Kantentypen ist durch die Abkantung eine Rundung nicht möglich. Die sichtbare Kante wird ge- schliffen, poliert und an die gewünschte Oberflächenstruktur der Arbeitsplatte angepasst. Durch den hohen Material- anteil ist diese Ausführung unabhängig der Oberflächenveredelung die kostenintensivste.

Grosse Oberflächenvielfalt

In den letzten Jahren nahmen die Hersteller viele neue Oberflächendesigns in ihr Angebot auf. Unterschiedliche Schleifmuster, Schleifarten oder Veredelungen ergeben immer neue Designs und Eigenschaften. Nachfolgend zwei einzigartige Veredelungen für Chromstahlabdeckungen.

www.chromtech-ai.chwww.suter.chwww.franke.ch

Beispiel 1: Hartverchromte Einzelstücke

Dieses Oberflächendesign lässt wortwörtlich robuste Unikate entstehen. Die Spuren des Warmwalzverfahrens in der Metallherstellung selbst und die anschliessende Hartverchromung ergeben ein individuelles Oberflächenbild. Die Suter Inox AG bietet mit dem «Ice Design» eine einzigartige Oberfläche, die einem Gletscher nachempfunden wurde. Durch die Hartverchromung wird die Metalloberfläche mit seinen Strukturen sehr robust und bietet sich deshalb auch für zusätzliche Elemente wie Tischabdeckungen oder Stühle an. Bei der Kantenausbildung hat man die Wahl zwischen der rusti- kalen Variante, welche mit einem Wasserstrahl geschnitten wurde, und der geschliffenen Kantenversion. Auch auf die Struktur der Metalloberfläche kann der Kunde im Vorfeld der Bestellung durch die Auswahl der Rohplatte Einfluss nehmen.

Beispiel 2: Von Hand vollendet

Ganz spezielle Oberflächenbilder entstehen im «Designatelier» der Firma Franke Küchentechnik AG. In der Fertigung werden zwei Arten von Edelstahlarbeitsplatten in Einzelfertigung hergestellt. Die sogenannten «Finesteel»-Arbeitsplatten bestehen je nach Wunsch aus 1,2 bis 1,5 Millimeter dickem Chromnickelstahl, der auf einen Holzträger geleimt wird. Die «Puresteel»-Arbeitsplatten sind hingegen massive Küchenabdeckungen von wahlweise 4,6 oder 8 Millimetern. Diese sind mit sechs unterschiedlichen Schleifbildern erhältlich, die zu einem grossen Teil in Handarbeit poliert werden. Bei der Variante «Bandfinish» wird die Oberfläche mit einer Bandschleifmaschine veredelt. Beim «Handfinish» wird der Abdeckung mit einer Poliermaschine von Hand der letzte Schliff gegeben, und bei «Whirlfinish» wird mit einem speziellen Wirbelschleifer die Oberfläche von Hand bearbeitet. Diese drei Varianten sind eben- falls für die «Finesteel»-Abdeckungen erhältlich. Die massiven «Puresteel»-Arbeitsplatten sind noch in weiteren Oberflächenfinishs im Angebot. Neben «Naturefinish» und «Crystalfinish» gibt es die hartverchromte robuste «Diamond- finish»-Variante.

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Veröffentlichung: 14. Januar 2016 / Ausgabe 2/2016

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