Als Schiedsrichter hart, aber fair

Als Schiedsrichter hart, aber fair (Johannes Schneider).

 

In Portugal oder Argentinien füllen Rollhockey-Spiele Hallen mit Tausenden von jubelnden Menschen. Oder wenn Spanien den Weltmeistertitel holt – so wie auch letztes Jahr – schreiben alle Zeitungen darüber. Ganz anders in der Schweiz: Hierzulande ist Rollhockey eine Randsportart. Wenn bei einem Spiel 250 Zuschauer zusehen, ist das schon viel. «Das ist schade, schliesslich ist das Spiel äusserst attraktiv – gerade wegen der hohen Geschwindigkeit, der Technik und des ausgeprägten Spielwitzes», sagt Johannes Schneider. Und er muss es wissen. Seit über zehn Jahren ist er einer der besten Rollhockey-Schiedsrichter der Schweiz. Er begann selbst erst im Alter von 14 Jahren mit Rollhockey. Doch es dauerte nicht lange, und er war richtig angefressen. Noch bis nach seiner Schreinerlehre spielte er im Club seines Heimatdorfes Diessbach, der sogar eine Nationalliga-A-Mannschaft stellt. Die aktive Spielerkarriere gab er zwar nach seinem Umzug ins Berner Oberland auf, aber er liess sich für den Rollhockeyclub Diessbach zum Schiedsrichter ausbilden. Er war talentiert, pfiff erst Junio-ren- und Damenmannschaften, dann bald auch Männermannschaften auf höchstem Niveau. Mittlerweile – seit 2007 – ist der 34-Jährige der jüngste von vier internationalen Schiedsrichtern der Schweiz.

Beim Rollhockey spielen je ein Goalie und vier Feldspieler gegeneinander – auf Rollschuhen, mit Hockeystöcken und einem Hartgummiball. Rollhockey ist schneller als Unihockey, aber weniger körperbetont als Eishockey. Das heisst, bei Checks und anderen Zweikämpfen muss Johannes Schneider konsequent pfeifen. «Zur Schiedsrichterei braucht es ein gewisses Flair, denn ein guter Schiedsrichter ist hart, aber fair. Die eigene Spielerfahrung hilft zudem, aktiv im Spiel zu sein», sagt er. «Und zusätzlich braucht es Durchsetzungsvermögen und eine dicke Haut. Denn wenn ein Spiel schlecht läuft, ist meist der Schiedsrichter schuld – egal, ob das nun wirklich so ist», lacht er. Als Schiedsrichter werde man öfters einmal kritisiert oder gar beschimpft. «Aber da muss man durch. Und es gibt ja auch schöne Momente.» Besonders gefällt Johannes Schneider das Pfeifen auf Profi-Niveau – also die internationalen Matches, zu denen er bis zu sechs Mal im Jahr fährt. Das Highlight seiner bisherigen Karriere war, als er

bei der Rollhockey-EM der U-17-Junioren in Italien vor über 3000 Zuschauern den Final zwischen Portugal und Italien pfeifen konnte. «Erfolgreiche, faire Spie­le entschädigen mich dafür, dass ich jedes Wochenende irgendwo im Einsatz stehe», sagt Johannes Schneider. Dass seine Familie hinter ihm stehe und sein Hobby mittrage, dafür sei er dankbar, meint er. Gemeinsam mit seiner Frau und drei Kindern wohnt er heute wieder in Diessbach. 

Seit sieben Jahren arbeitet er bei der Micasa-Niederlassung im Shoppyland Schönbühl. Dass er dort mehr «Problemlöser» sei und weniger richtig schreinern könne, bedaure er zwar, «aber dafür ist mein Job äusserst vielseitig und reicht von der direkten Kundenbetreuung über das Erstellen von Fotodokumentationen und Beheben von Montagefehlern bis hin zum Ladenbau», lacht er. Als Service- und Kundenschreiner ist er letztlich dafür verantwortlich, dass die Kunden Freude an ihren Micasa-Möbeln haben. Zum Ausgleich schreinert Johannes Schneider in der Freizeit – und einmal wöchentlich schnürt er sich immer noch die Rollschuhe um und spielt im Fun-Team seines Rollhockeyclubs. fg

 

Veröffentlichung: 26. Mai 2011 / Ausgabe 21/2011

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