Auf zu neuen Ufern

Die schwere Bandsäge wurde mit einem Ladekran verschoben. Bild: Schellenberg Schreinerei AG

Betriebsumzug (1).  Gründe für einen Betriebsumzug gibt es einige, der Aufwand dafür kann sehr unterschiedlich sein. Die Schreinerzeitung hat bei zwei Schreinereien nachgefragt, was die Motive für einen Umzug waren und welche Herausforderungen sie dabei hatten.

Wohl kaum jemand findet Umziehen eine angenehme Sache. In jedem Fall benötigt man dafür Zeit, Geld und Nerven. Ist die neue Wohnung erst einmal gefunden, geht es an die Vorbereitungen. Kisten packen, Transport organisieren und Adressänderungen vornehmen.

Zieht eine Schreinerei um, sieht das Ganze nochmals ganz anders aus. Die grossen und schweren Maschinen können nicht einfach schnell mit dem Auto von A nach B transportiert werden. Hinzu kommt, dass ein Umzug einen Produktionsstopp verlangt. Auch die Vorbereitung der Infrastruktur für die Leitungen und eine durchdachte Layoutplanung für den Arbeitsablauf ist wichtig. Kunden und Zulieferer müssen ebenfalls über die Änderungen informiert werden. Ein Betriebsumzug kann eine komplexe Sache sein und erfordert daher eine sorgfältige Planung und Koordination, bietet jedoch auch die Möglichkeit für positive Veränderungen und Wachstum. Die Schreinerzeitung sprach mit zwei Betriebsleitern über den Standortwechsel. Sie haben auf den folgenden Seiten ganz unterschiedliche Geschichten zu erzählen.

Zunächst die Schreinerei Schellenberg AG aus Regensdorf ZH: Sie wurde 1928 gegründet. Vierzig Jahre später übernahm Walter Schellenberg den Betrieb, den er bis 1999 führte. Im Jahr 2000 ging die Leitung an Sohn Marcel Schellenberg über. In zwei Jahren übernimmt dessen Sohn Mathias als Schreinermeister in vierter Generation den Betrieb. Verschiedene Gründe führten dazu, dass der Betrieb 2016 in eine grössere Lokalität innerhalb der Gemeinde umzog. Die Schreinerei ist im Küchen- und im Innenausbau tätig.

Schreinerzeitung: Herr Schellenberg, was war der Grund für den Betriebsumzug?
MARCEL SCHELLENBERG: Dafür gab es mehrere Gründe. Der alte Standort war nicht wirklich benutzerfreundlich, die Werkstatt war sehr eng und verwinkelt, hatte Absätze im Boden und war zudem auf mehrere Stockwerke verteilt. Die Büros waren im Keller untergebracht, wo es eng und feucht war. Auch war die Anlieferung per Lastwagen herausfordernd, weil die Schreinerei im Dorfkern lag, da musste der Ablad gut koordiniert werden.
Welche Bedingungen hatten Sie an den neuen Standort?
Uns war es wichtig, in Regensdorf zu bleiben, da wir hier bekannt sind. Darum suchten wir auch hier nach einer Lokalität, die bezahlbar ist und eine gewisse Grösse hat. Zudem sollte sie auch ebenerdig sein, damit wir heranfahren können.
War es schwierig, einen neuen Platz für die Schreinerei zu finden?
Ja, das war das Schwierigste am ganzen Prozess. Entweder waren die Gebäude zu teuer oder zu klein, ein anderes Mal wiederum schnappte uns jemand anderes die Liegenschaft vor der Nase weg. Dass wir dieses Mietobjekt dann bekamen, war mit viel Glück verbunden.
Das heisst, die Vorbereitungsphase war relativ sportlich?
Ja, das stimmt. Wir hatten nicht wahnsinnig viel Zeit. Insgesamt waren wir rund zwei Monate mit den Vorbereitungen und der Planung beschäftigt, dabei erfuhren wir im Dezember, dass wir die neuen Räumlichkeiten auf März bekommen und also zügeln konnten.
Und wie genau lief der Umzug ab?
Insgesamt haben wir rund 30 Tonnen an Material gezügelt. Abgesehen von der Striebig, der Bandsäge und der Hobelmaschine, die wegen ihres Gewichts und der Grösse mit einem Transportunternehmen verschoben werden musste, haben wir alles selber gezügelt.
Sie konnten in ein bestehendes Gebäude einziehen – wurde dafür eine Layoutplanung erstellt?
Mein Sohn absolvierte zur gleichen Zeit die Weiterbildung zum Fertigungsspezialisten und machte im Zuge dessen seine Projektarbeit über die Betriebsoptimierung. Das kam uns natürlich sehr entgegen bei der Layoutplanung.
Ist im Zuge dessen auch etwas am Betriebskonzept verändert worden?
Wir haben uns intensiv damit auseinandergesetzt, wie wir die Werkstatt überhaupt einrichten wollen und was von den Produktionswegen her Sinn macht. Zudem machten wir uns Gedanken, in welche Richtung wir gehen möchten und worauf wir uns konzentrieren wollen. Wir haben uns letztlich entschieden, so weiterzumachen wie bisher und ein breitgefächertes Angebot anzubieten, statt uns auf ein bestimmtes Gebiet zu spezialisieren.
Was musste im Gebäude alles angepasst werden?
Unser Vormieter installierte einen Zwischenboden, den wir auf unsere Bedürfnisse angepasst und sicherheitstechnisch aufgerüstet haben, damit auch niemand hinunterfällt. Zudem mussten wir den Kompressor ersetzen, der völlig überdimensioniert war. Natürlich hatten wir auch Brandschutzauflagen für die Absauganlage, die wir ersetzen mussten.
Was hat sich seither verbessert?
Die internen Abläufe wurden optimiert. Wir konnten die Transportwagen einer Glaserei übernehmen und für unsere Bedürfnisse modifizieren. Jetzt kann der Zuschnitt gleich auf den Wagen abgelegt und damit in der Schreinerei herumgefahren werden. Ausserdem können wir hier mit dem Lastwagen direkt in die Werkstatt reinfahren und so in einer geschützten Umgebung aufladen. Diese Werkstatt ist beheizt, früher mussten wir noch mit Holz feuern.
Wurden Sie beim Umzug mit unvorher- gesehenen Problemen konfrontiert?
Leider hatten wir im Keller einen Wassereinbruch nach unserem Einzug, weil die Boden- und Wandplatten undicht waren. Mit einer neuen Pumpe sowie richtig abgedichtetem Boden und Wänden konnten wir das Problem beheben.
Gab es Aspekte, die Sie unterschätzten?
Während des Zügelns lief es wirklich gut, unterschätzt haben wir aber etwa den Aufwand fürs Verräumen des Materials. Das hätten wir besser organisieren sollen: indem wir vorproduzierte Regale bereit gehabt hätten, wäre es uns möglich gewesen, das Material sofort und speditiv zu verräumen. Man darf nicht unterschätzen, dass man sich schnell verbaut, wenn auf einmal so viel Material angeliefert wird und dann rumsteht. Dadurch haben wir eine Zeit lang einfach nichts mehr gefunden.
Haben Sie am neuen Standort Nachteile?
Das Einzige, was ich bemängeln kann, ist die Parkplatzsituation. Da dürfte es noch ein paar mehr geben, ansonsten haben wir es wirklich gut hier.

www.schreinerei-schellenberg.ch

Michi Läuchli

Veröffentlichung: 01. Februar 2024 / Ausgabe 5/2024

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