Bodenaufbau ohne Feuchtigkeit

«Clickfloor» ist das Unterbodensystem der Siltex AG aus HDF-Platten mit Korkunterlage und «Uniclick»-System. Bild: Siltex AG

Unterbodensysteme.  Was bei Neubauten gut und bewährt ist, kann für den Bereich Umbau völlig ungeeignet sein. Neue Unterlagsböden bringen oft mehr Feuchtigkeit in bestehende Räume, als diese vertragen, weshalb Trockenbau-Alternativen sinnvoller sein können.

Unterlagsböden werden als Tragflächen für Bodenbeläge und Parkett verwendet. Sie bilden nach unten die meist schwimmende, trittschallgedämmte Verbindung zum rohen, tragenden Boden eines Gebäudes. Nach oben sollen sie eine möglichst fugenlose und ebene Fläche als perfekte Grundlage für weitere Bodenaufbauten bieten.

Schwimmend oder verbunden

Die starre Verbindung von Wänden, Böden und Decken bieten Schall- und thermische Brücken, die selten erwünscht, höchstens geduldet sind. Ein Unterlagsboden, oder auch Estrich genannt, bildet eine jeweils raumgrosse Bodenfläche, die durch Randdämmstreifen und eine Trittschallunterlage vom eigentlichen Gebäude entkoppelt ist. Damit ist sie schwimmend verlegt und überträgt keinen Schall. Diese Fläche soll zudem alle darunter liegenden Unebenheiten ausgleichen und ausnivelliert sein. In Kellern oder Garagen, wo der Boden besonders hohen Belastungen ausgesetzt sein kann und keine Trittschalldämmung notwendig ist, lässt sich auch ein Verbund- estrich einsetzen. Dieser wird fix, allenfalls mit einer Haftbrücke, mit dem Untergrund verbunden. Man erhält so eine besonders ebene und sehr feste Oberfläche. Die Firma Rigips AG aus Mägenwil AG bietet hierfür ein geeignetes Trockenestrichsystem an.

Nässe, die raus muss

Der schwimmende Unterlagsboden gilt als Standard bei Etagenböden. Am einfachsten entsteht eine solche ebene und ausgleichende Fläche, indem man einen Fliess- estrich als flüssige Substanz auf den Boden pumpt und ihn dann aushärten lässt. Der Boden muss vorgängig mit den erforderlichen Folien und Dämm-Materialien vorbereitet sein. Ein solcher kleiner See egalisiert alles darunter Liegende und bietet eine absolut plane, fugenlose Oberfläche. Der Haken besteht allerdings darin, dass diese Substanz austrocknen und sich verfestigen muss. Es kommt somit sehr viel Feuchtigkeit in das Gebäude, was vor allem bei Umbauten äusserst belastend sein kann. Das gilt auch für die angrenzenden Räume, und nicht nur im Umbaubereich. Viele Unterlagsböden enthalten Wasser und schaffen allenfalls Probleme. Da können trockene Systeme eine gangbarere Lösung bieten. Diese sind auch schnell belegreif. Es braucht nur wenig Wartezeit, bis der Bodenbelag verlegt und überhaupt in diesem Raum weitergearbeitet werden kann – womit Terminbaustellen eher möglich sind. Ein weiterer Vorteil kann zudem die geringe Aufbauhöhe mancher Systeme sein.

Minimaler Estrich-Aufbau

Auf einer klassischen Betondecke kann es ein Ziel sein, möglichst wenig Aufbauhöhe mit einer leichten Konstruktion und nachhaltigen Produkten einzubauen. Die Firma Unifloor GmbH aus dem deutschen Mönchengladbach bietet mit «Jumpax» ein 10 Millimeter dickes, trittschallreduzierendes Unterbodensystem an. Dabei handelt es sich um einen eigentlichen Baukasten an Aufbaumöglichkeiten, der bedarfsgerechte Stärken aufweisen kann und bis zu Bodenheizungssystemen reicht. Das Basiselement besteht aus zwei versetzten Platten, die eine selbstklebende Verbindung mit grosser Überlappung aufweisen und so eine ebene Fläche garantieren.

Auch die Siltex AG aus Sursee LU hat ein dünnes Bodensystem aus HDF-Platten mit ebenfalls grossen Überlappungen. Die Elemente werden dabei von einem «Uniclick»-System zusammengehalten. Das System kommt somit ohne Verklebung aus und erreicht dennoch eine hohe Festigkeit. Als Trittschalldämmung und Wärmeisolation dient eine aufkaschierte Korkschicht.

Schutz, Entkopplung und Holzkräfte

Wichtig ist bei der Verwendung von Trockensystemen, dass der Untergrund vorgängig isoliert wird. In den Merkblättern der Interessengemeinschaft Schweizer Parkettmarkt (ISP) wird darauf hingewiesen, dass das vorgängige Anbringen einer Dampfsperre auf der Geschossdecke erforderlich ist. Die verschiedenen Trockenestrich-Systeme brauchen dann zudem unterschiedliche Aufbauten, je nachdem welcher Bodenbelag darauf kommen soll.

Die Deckschicht von Parkett verfügt je nach Holzart über mehr oder weniger grosse Kräfte, weshalb der Unterlagsboden entsprechend stark sein muss. Laut ISP soll eine Holzwerkstoff-Trägerplatte beispielsweise mindestens zweimal so dick sein wie das Parkett. Die Angaben der Systemanbieter sind in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Das gilt dann nochmals im Besonderen, wenn es um Feuchträume geht.

Manche Systeme sind laut Hersteller durchaus tauglich, wenn der Aufbau strikt eingehalten wird. Böden mit einem Trockenestrich-Untergrund sollen, wenn sie an bestehende Böden stossen, zwar mit diesen bündig sein, müssen aber unbedingt entkoppelt ausgeführt werden. Da beide Böden von der Basis her unterschiedlich arbeiten, kommt es sonst zu Spannungen. Das gilt auch für das Parkett oder sonstigen Bodenbelag, der ebenfalls getrennt ausgeführt sein muss und auf keinen Fall durchgehend sein darf, da es sonst zu Schäden kommt.

Trockenschüttungen zum Ausnivellieren

Um bündig zu anderen Böden, den rohen Untergrund ausgleichend und ausnivelliert sein zu können, braucht es manchmal auch mehr als weiche, aufkaschierte Unterlagsplatten. Damit beim Ausgleichen keine Feuchtigkeit in den Bau gelangt, wird mit Schüttungen gearbeitet.

Von Rigips gibt es beispielsweise die «Rigidur Ausgleichsschüttung». Diese Trockenschüttung besteht aus einem Blähtongranulat und kann Bodenunebenheiten ab 10 Millimetern ausgleichen. Es handelt sich um einen gebrochenen Blähton, der sich optimal verkrallen kann. Dieser ist nicht brennbar, stark belastbar und verrottungsfest. Die Schüttung kann zudem die Schallschutzwerte von Holzbalken-Geschossdecken verbessern.

Unifloor setzt mit ihrem «Ecopearls» auf eine Trockenschüttung aus versteinerten Holzspänen mit der Brandklasse Bfl-S1. Die Schüttung ist ungebunden und hat laut Firmenangaben durch die natürliche Verkrallung eine Standfestigkeit von 0 bis 100 Millimetern Aufbau.

Damit nichts davonrieselt

Aus beiden Schüttungen lassen sich auch gebundene Schüttungen herstellen, um eine höhere Festigkeiten bei relativ geringem Eigengewicht zu erreichen. Der Umstand, dass ein Bindemittel zugegeben werden muss, das rund 24 Stunden zum Trocknen braucht, zeigt, dass dann wieder etwas Feuchtigkeit eingebracht wird.

Mark Teutsch, Geschäftsleiter der ISP, weist darauf hin, dass die fertige Oberfläche des Trockenestrichs in der Ebenheit den Anforderungen der SIA 414/2 genügen muss.

Äusserst wichtig bei Trockenschüttungen – gebunden oder nicht – ist ein Rieselschutz. Boden wie Wandbereiche, alle Ecken und Übergänge müssen mit einer Folie abgedichtet werden. Denn sollten sich mit der Zeit die vielen Körner verabschieden, kann der Boden instabil und uneben werden.

www.rigips.chwww.unifloor.infowww.siltex.chwww.parkett-verband.ch

Andreas Brinkmann

Veröffentlichung: 05. Oktober 2023 / Ausgabe 40/2023

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