Böden mit Klasse

Aktuelle Bodentrends im Überblick. Bild: Ryser Böden

Trends.  Der Boden bietet ein riesiges Gestaltungspotenzial und kann den Stil einer Wohnung massgeblich prägen. Er sollte deshalb mit Bedacht ausgewählt werden. Und was spricht dagegen, einfach einmal einen eigenen Trend zu setzen?

Der Boden spielt bei der Konstruktion eines Gebäudes im wahrsten Sinne des Wortes eine tragende Rolle. Auch in vielen Redewendungen wird seine Wichtigkeit unterstrichen. Oft liegt der Fokus dabei auf den Aspekten der Stabilität und der Sicherheit. So spricht man nicht umsonst davon «auf sicherem Boden zu stehen» oder «festen Boden unter den Füssen zu haben». Lange Zeit stand die Funktionalität des Bodenbelages beim Bau eines Wohngebäudes im Vordergrund. Verständlich, wenn man sich vor Augen führt, welchen Belastungen dieser ausgesetzt ist: Der rasanten Fahrt des Kindes auf dem Bobbycar, den spitzen Krallen des Haustieres, dem Verschieben der Stühle am Ess- oder Bürotisch sowie dem Wohnungsputz mit Staubsaugen und feuchtem Aufnehmen. Ausserdem wird der Boden tagtäglich mit Füssen getreten. Im schlimmsten Fall von solchen in hochhackigen Schuhen.

Bedenkt man jedoch, dass der Boden im Innenraum neben Decke und Wänden die grösste Fläche einnimmt, so erschliesst sich auch sein enormes Gestaltungspotenzial. Das sieht auch Sven Ryser, Geschäftsleiter des Familienunternehmens Ryser Böden im zürcherischen Buchs, so: «Ein schönes Parkett kann den Stil einer Wohnung mindestens genauso sehr prägen wie der restliche Innenausbau.»

Ryser setzt sich laufend mit der Entwicklung bei den Bodenbelägen auseinander. Er hat sich deshalb auf die Äste hinausgewagt und auf der Firmen-Website folgende zehn Trends für das Jahr 2020 veröffentlicht:

Trend 1: Personalisierte Böden

Die Suche nach Individualität ist eine prägende Tendenz der Menschen. Sie zieht sich durch alle Lebensbereiche, bis hin zur Wahl des Bodenbelages. «Die Freiheit, bis ins kleinste Detail mitentscheiden zu können, ist ein grosses Verkaufsargument», sagt Ryser. Aus diesem Grund bietet das Unternehmen personalisierte Böden an.

Dabei kann der Kunde nicht nur sämtliche Kombinationen von Holzart, Verband, Massen, Struktur und Oberflächenbehandlung auswählen, sondern auch ganz persönliche Wünsche anbringen. So kann beispielsweise die Farbe bis auf die kleinste Nuance angepasst werden, falls der richtige Farbton nicht im Standardsortiment ist.

Daneben ist es auch möglich, in einzelne Dielen persönliche Schriftzüge einzufräsen, wie einen Namen oder auch ein Lieblingszitat.

Trend 2: Parkett ist für die Ewigkeit

Parkett war in der Schweiz dank seines Wohlfühlcharakters und seiner edlen Optik schon immer hoch im Kurs. Zusätzlich profitiert es nun von einem neuen Umweltbewusstsein der Kunden. Aus diesem Grund setzen insbesondere Wohneigentümer wieder vermehrt auf die Natürlichkeit von geöltem Parkett.

Trend 3: Passende Sockel

Bis vor einigen Jahren wurden die Sockelleisten meist passend zum Boden gewählt, heute werden sie zunehmend auf die Farbe der Wand abgestimmt. Häufig sind einzelne Wände farbig gestrichen, um in der Wohnung Akzente zu setzen. In diesem Fall sorgt ein angepasster Sockel für ein ruhigeres und flächigeres Erscheinungsbild.

Trend 4: Vielfalt der Farben

Holz lässt sich sehr leicht mittels Öl oder Lack einfärben. Immer öfter wird diese Möglichkeit auch beim Parkett genutzt. Im Trend liegt laut Ryser weiss geöltes Parkett. Dieses wirke stilvoll und erhelle den Raum. Die Pigmentierung schützt das Parkett aus-serdem vor Farbveränderungen, sodass dieses über die Jahre hinweg im selben Farbton erhalten bleibt.

Trend 5: Die Eiche bleibt Spitzenreiter

Viele Trends haben ein kurzes Verfallsdatum. Nicht so die Eiche. Sie ist seit Jahren die unangefochtene Spitzenreiterin beim Parkett. Sie hat alles, was es für ein gutes Parkett braucht: Sie ist hart, strapazierfähig, form- und lichtbeständig und sehr dauerhaft. Dank der Gerbsäure lässt sie sich ausserdem besonders gut einfärben. Zudem ist ihr Einsatz aufgrund ihres reichen Vorkommens und der kurzen Transportwege auch ökologisch sinnvoll.

«Die Eiche wird in den kommenden Jahren wohl nicht vom Spitzenplatz zu verdrängen sein», sagt Ryser. Trotzdem nehme er wahr, dass die Leute wieder offener seien für neue Holzarten. So unter anderem auch für einheimische Nadelhölzer. «Die Leute begreifen langsam, dass beispielsweise ein schönes Lärchenparkett nicht auf den Chaletcharme beschränkt ist, sondern sich durchaus mit modernem Design kombinieren lässt.»

Trend 6: Landhausdiele ist Königin

Was die Eiche bei den Holz-, das ist die Landhausdiele bei den Verlegearten, also den sogenannten Verbänden. «Wir verlegen immer noch rund 75 % unserer Parkette als Landhausdiele», erklärt Ryser. Der durchgängige Deckbelag der Landhausdiele vergrössert optisch den Raum und hebt gleichzeitig die natürliche Maserung und den individuellen Charakter einer Holzart hervor. Laut Ryser macht sich, ähnlich wie bei der Eiche erwähnt, zwar ein Interesse an anderen Verlegearten bemerkbar, doch zeichnet sich auch hier in näherer Zukunft kein «Machtwechsel» ab.

Trend 7: Fischgrat ist wieder «in»

Hatte Ryser vom Interesse an anderen Verlegearten gesprochen, so meinte er damit unter anderem den Fischgratparkett mit seinem unverkennbaren Zickzackmuster. Fischgrat-Parkett wurde in früheren Zeiten sehr oft verlegt und ist häufig in historischen Gebäuden anzutreffen. Nie ganz aus der Mode gekommen, zeichnet sich nun ein echtes Revival ab. «In einigen europäischen Städten hat sich das Fischgrat-Muster bereits wieder gänzlich etabliert», sagt Ryser. Nun komme es auch in der Schweiz langsam wieder zurück. «Beim Parkett ist es ähnlich wie bei den Kleidern», erklärt Ryser. «Irgendwann erleben die alten Muster ein Revival.» Die neue Generation habe begriffen, dass Fischgrat alles andere als ältlich wirke, sondern der Wohnung im Gegenteil einen besonderen Charme verleihe.

Trend 8: Die Dielen werden breiter

Stärker gefragt sind ausserdem die oft raumlangen und sehr breiten Schlossdielen. Wie das Fischgrat-Muster haben auch sie eine sehr lange Tradition. Wie es der Name verrät, wurden sie oft in Schlössern, Burgen, Kirchen oder auch in Herrenhäusern verwendet. Sie verleihen dem Raum mit ihrer ruhigen Optik auch heute noch einen repräsentativen Charakter sowie eine gewisse Weite und Grosszügigkeit.

Trend 9: Ruhigere Oberflächen

Die ruhige Optik gewinnt laut den Beobachtungen von Ryser auch im Allgemeinen an Bedeutung. 2019 konnte das Parkett kaum rustikal genug sein. Gefragt waren gebürstete Oberflächen mit möglichst vielen Ästen und tiefen Rillen.

Nun wandelt sich der Trend in die Gegenrichtung. «Die Kunden setzen auf Natürlichkeit», sagt Ryser. Das Holz müsse nicht frei sein von Ästen und Verwachsungen, aber auch nicht mehr mit allen Mitteln auf rustikal getrimmt werden.

Trend 10: Parkett über die ganze Fläche

Dass das Parkett schwellenlos von einem zum nächsten Raum verlegt wird und sich dabei über die gesamte Wohnfläche erstreckt, ist kein neuer Trend. Wohl aber einer, der sich auch in diesem Jahr weiterhin verstärkt. Dank der heutigen Möglichkeiten bei der Oberflächenbehandlung kann der Holzboden bedenkenlos auch in Küche und Badezimmer eingebaut werden. Auf diese Weise wird die Wohnung zu einer harmonischen Einheit.

Fazit: Die Momentaufnahme stimmt

Blickt Ryser nach über einem halben Jahr auf seine Prognosen zurück, so trafen diese mehr oder weniger zu. «Als Momentaufnahme kann man das so stehen lassen», meint er. Er denke aber schon wieder weiter. In Zukunft strebt er unter anderem eine engere Zusammenarbeit mit dem Schreiner an. Lange Zeit habe jeder sein eigenes Gärtchen gepflegt, das sei schade. «Gemeinsam könnten wir dem Kunden ein spannendes Gesamtkonzept anbieten und beispielsweise die Möbelfronten exakt auf den Boden abstimmen.»

Vom Kunden wünscht er sich etwas mehr Mut bei der Gestaltung seines Heims. «Ein Holzboden muss nicht zwingend nur ein Boden sein, er kann auch problemlos an der Wand heraufgezogen werden.»

Doch auch bei seinem Kerngeschäft, dem Boden, gebe es noch unendlich viel Spielraum. «Gerade beim Parkett sind die Kombinationsmöglichkeiten schier unerschöpflich», sagt er.

www.ryserboeden.ch

Fischgrat oder Chevron?

Die Spitze macht den Unterschied

Fischgrat

Beim klassischen Fischgrat werden die Parkettstäbe in einem 90°-Winkel zueinander verlegt. Die langen Dielen werden übereinander montiert. So entsteht das typische versetzte Zick-zackmuster.

Französischer Fischgrat / Chevron

Beim französischen Fischgratparkett sind die Stäbe im 45°- bzw. 60°-Winkel verlegt und an der Kopfkante entsprechend abgeschrägt. So mündet das Zickzackmuster in einer scharfen Spitze. Dadurch bildet sich zwischen den Legereihen eine durchgehende gerade Fuge.

Monika Hurni, Monika Hurni

Veröffentlichung: 13. August 2020 / Ausgabe 33/2020

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