«Die Holzkette gibt es nicht mehr»

Rundholzlager des Schilliger-Werks in Haltikon: Die mangelhafte Rundholzversorgung beschäftigt und fordert derzeit die gesamte Branche der Rohholzverarbeiter. Bild: Regina Weber

Sägewerke.  In der Schweiz wie im Ausland ist die Lage der Sägeindustrie herausfordernd. Trotzdem blicken sowohl Ernest Schilliger, Geschäftsführer der Schilliger Holz AG, als auch Urs Distel, Geschäftsführer der Schibi Holz AG, grundsätzlich positiv gestimmt in die Zukunft.

Die Rundholzversorgung ist das aktuell brennendste Thema: Das gilt sowohl für das grösste Schweizer Sägewerk Schilliger Holz als auch für Schibi Holz, eine für Schweizer Verhältnisse mittelgrosse Sägerei. Wie in den letzten drei Monaten mehrfach gemeldet, ist Rohholz derzeit knapp. Die im vergangenen Herbst und Winter ungünstige Witterung für die Holzernte ist der Grund dafür.

Seit Gründung der Holzvermarktungsorganisation Lenca im Jahr 2002 (siehe SZ 11/13) arbeitet Urs Distel, Geschäftsführer der Schibi Holz AG, teilweise mit dieser zusammen. Als entscheidenden Vorteil des Partners nennt er, dass er genau jene Holzqualitäten erhält, die er auch braucht. «Wir verarbeiten nur den ersten und zweiten Trämel, der Rest des Stamms interessiert uns nicht», so Distel. Gute Holzqualitäten zu erhalten, erachtet er generell als schwierig und er blickt diesbezüglich nicht optimistisch in die Zukunft. Aufgrund der knappen Rundholzversorgung muss er sich neue Bezugskanäle eröffnen.

Auch Ernest Schilliger, Geschäftsführer der Schilliger Holz AG, sagt, die Rohstoffversorgung in der Schweiz sei bereits seit einigen Jahren schwierig. «Fakt ist, dass wir aktuell zu wenig Holz haben.» Es sei die zentrale Herausforderung für die gesamte Branche, darauf hinzuarbeiten, solche Situationen in Zukunft zu vermeiden. «Wahrscheinlich ist das nur in enger Zusammenarbeit mit dem Forst möglich. Zwischen den Rohholz-Produzenten und den -Verarbeitern gibt es mittlerweile zu viele Mitspieler, welche die Versorgung einfach nur komplizieren.» Auch Schilliger Holz arbeitet unter anderem mit der Lenca zusammen. «Wenn die Bündelungsorganisationen einen guten Job machen, sind sie eine Entlastung, wenn nicht, eine kostenverursachende Behinderung», so Schilliger.

Hohe Transportkosten

Die hohen Transportkosten in der Schweiz sind ein weiterer beschränkender Faktor für die Rundholzbeschaffung. «Bezogen auf die Transportkosten ist für uns der Holzeinkauf innerhalb eines Radius von 30 km sinnvoll», erzählt Distel. Doch da das Rundholz jetzt knapp ist, muss er den Einkaufsradius deutlich erweitern.

Die Schilliger Holz AG hat 2009 das insolvente Sägewerk Klenk France in Volgelsheim übernommen. Das elsässische Werk ist auf eine Einschnittkapazität von jährlich mehr als 1 Mio. m3 angelegt und wird je zur Hälfte mit Rundholz aus deutschen und französischen Wäldern beliefert. Die Holzanbieter seien grösser und die Transportkosten viel niedriger als in der Schweiz. «Der Waldeigentümer in Deutschland erhält einiges mehr für sein Holz als jener in der Schweiz. Franko Werk kostet es zuletzt aber gleich viel, da die Transportkosten in der Schweiz 15 bis 20% des Rundholzpreises betragen», so Schilliger. Bei grossen Mengen falle das aufgrund des weiteren Einkaufs- und Absatzradius ins Gewicht.

Für ein auf den internationalen Markt ausgerichtetes industrialisiertes Werk sei die Schweiz der falsche Standort. Laut Schilliger war die grosse Lehre aus dem nicht umgesetzten Projekt in Luterbach (2008/2009), dass sich ein Werk mit Kapazitäten zwischen 500 000 und 1 000 000 m3 pro Jahr in der Schweiz nicht rentabel betreiben lässt. «Die Rohstoffbeschaffung ist wegen der hohen Transportkosten nicht möglich und der Schweizer Markt ist zu klein. Folglich müsste man in den Export und hat dann sofort sämtliche Nachteile.»

Ideale Kombination

Der Export aus den Schweizer Werken ist für Schilliger in den letzten Jahren rückläufig. «Die Wirtschafts- und Währungskrise ist mit dem Kauf des Werks in Volgelsheim zusammengefallen, so dass es schwierig ist, Ursache und Wirkung zu trennen», sagt Schilliger weiter. «Tatsache ist, dass wir vorher mengenmässig einen Exportanteil von über 50% hatten. Das ist jetzt nicht mehr so. Nach wie vor exportieren wir Verpackungsholz nach Italien, da es dafür keinen Schweizer Markt gibt.» Das lohne sich allerdings nicht. Der grosse Teil der Exporte wird vom Elsässer Werk aus getätigt. «In unserer Grösse ist diese Kombination ideal. Die Schweizer Werke sind auf den einheimischen Markt ausgerichtet, während sich das französische Werk auf den internationalen Markt konzentriert.» Durch die Bauerholung in den USA rechnet er mit einer baldigen Entlastung auf dem europäischen Schnittholzmarkt.

Entkoppelter Holzbau

Die Schweiz ist seit vielen Jahren ein Schnitt- holz-Importland. «Die viel beschworene Holzkette gibt es in dieser Form nicht mehr. Es gibt sie noch vom Forst ins Sägewerk. Der Holzbauer jedoch hat sich entkoppelt, er kauft einfach ein Produkt ein», so Schilliger. Mit dieser Entwicklung müsse man sich auseinandersetzen. Das heisst, dass man diese Produkte selbst produzieren muss, wozu nicht jedes Sägewerk in der Lage ist. «Je tiefer die Wertschöpfung, desto höher fällt der Lohnanteil aus. Zusammen mit den Energie- und Transportkosten wird es für einen Schweizer Produzenten eng.» Daher erachtet Schilliger auch Partnerschaften als eine gute Lösung, um die Wertschöpfung zu erhöhen.

Das Importproblem bleibt auch dem Holzbau nicht erspart: Die Einfuhren von Gebäuden und Gebäudeteilen aus Holz haben von 2009 bis 2011 deutlich zugenommen, während die Exporte auf ein tiefes Niveau sanken. «Ich würde mir wünschen, dass sich auch der Holzbau mit dieser Entwicklung befasst», sagt Schilliger.

In der hochwertigen Nische

Zumindest ein halbes Glied der traditionellen Holzkette greift zwischen Schibi Holz und Gawo Gasser: Das seit 40 Jahren bestehende Sägewerk wurde vor 22 Jahren vom schweizweit tätigen Fenster-, Türen- und Jalousienhersteller übernommen. Damit verschaffte sich das Unternehmen ein Standbein bei einem Holzlieferanten. Aus dem ersten und zweiten Stammabschnitt von Fichte und Tanne fertigt Schibi Holz Fenster- und Türrahmenkanteln, Montagelatten, Latten, Klotzbretter und Leisten. Etwa 25% der Produktion gehen zu Gawo Gasser. «Schibi Holz ist auf spezielle Aufträge ausgerichtet. Standarddimensionen ergänzen wir durch Importe», so Simone Gasser, Geschäftsführerin von Gawo Gasser. Die verbleibenden Mengen liefert Schibi Holz in die gesamte Deutschschweiz. «Wir sind in einer Nische tätig, die für grosse Werke nicht interessant ist. Zudem sind Türrahmenkanteln im Ausland nicht so bekannt. Trotz der schwierigen Rundholzversorgung und den günstigen Holzimporten sehen wir eine Chance im Holzmarkt und beklagen uns nicht», so Distel.

Schibi Holz AG

Standort: Schüpfheim LU, Tochterunternehmen der Gawo Gasser AG, Wolhusen

Jahresleistung: ca. 10 000 m3

Mitarbeiter: 17, davon 3 Lernende

Produktionssparten: Sägewerk mit Gatter- und Bandsäge, Keilzink- und Lamellierwerk, Trocknung

Transport: Vertragsfahrer für beide Werke

www.schibi-holz.chwww.gawo.ch

Schilliger Holz AG, Küssnacht am Rigi

Standorte: Haltikon/Küssnacht a. R. SZ, Perlen/Root LU, Volgelsheim (F)

Beteiligung: Scierie des Eplatures SA, La Chaux-de-Fonds NE

Jahresleistung in Haltikon 200 000 m3, in Perlen 80 000 m3 und in Volgelsheim 300 000 m3

Jahresleistung Hobelwerke 600 000 m2, Holzleimwerke 40 000 m3

Mitarbeiter: 320

Produktionssparten: Sägewerke mit Profilzerspaner, Bauholzzentrum, Bandsägen, 3 Holzleimwerke, 2 Plattenwerke, 3 Hobelwerke, Oberflächenbeschichtungsanlage, Trocknung und Imprägnierwerke

Transport: Fuhrpark mit 25 eigenen LKW

www.schilliger.ch

RW

Veröffentlichung: 09. Mai 2013 / Ausgabe 19/2013

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