Doppelt gedichtet ist besser gedichtet

Man sieht es der Fensterbank meist nicht an, ob sie wirklich dicht hält. Das ist aber zwingend nötig. Bild: Christian Härtel

Aussenfensterbank.  Sie soll auch bei Schlagregen die Konstruktion gegen Feuchteeintrag schützen. Damit die Fensterbank diese Aufgabe erfüllen kann, muss sie dicht montiert werden. Dazu gibt es eine anerkannte Lösung, die aber längst nicht immer umgesetzt wird.

Das Schreinerhandwerk kommt hie und da mit Themen in Berührung, die eher am Rande oder gar ausserhalb seiner Zuständigkeit liegen. So verhält es sich auch mit der Aussenfensterbank. «Eine klassische Schnittstellenaufgabe, die der Koordination bedarf», nennt Josef Knill, Inhaber und Geschäftsführer der Fensterinform GmbH in Siegershausen TG, die Abdichtungsebene der Fensterbrüstung. Samt ihrer Anschlüsse hat die aussenliegende Fensterbank die Aufgabe, das Regenwasser kontrolliert abzuleiten und so einen Wassereintritt in die Konstruktion zu verhindern.

In der Fensternorm stehe explizit, dass der Anschluss des Fensters separat zu planen sei, so Knill. Unerheblich ist dabei zunächst, um welche Konstruktion es sich dabei handelt. Das können Massivbau- oder Holzständerbauweise, ein Wärmeverbundsystem, eine hinterlüftete Fassade oder eine Kompaktfassade sein. Auf keinen Fall darf Feuchtigkeit eindringen, was auf längere Sicht immer für Schäden sorgt.

Eine mangelhafte oder gar fehlende Planung führt bei der Ausführung einer Aussenfensterbank unweigerlich zu grossem Schadenrisko. Und: Die Aufgabe ist alles andere als trivial.

«Bei der Fensterbank geht es um die beiden Dichtungsebenen, die in der Vergangenheit nicht beachtet wurden.»
Josef Knill, Inhaber Fensterinform GmbH
 
 

Der Anschluss der Aussenfensterbank muss schlicht dicht sein. In der Schweiz, genauso wie in Deutschland und Österreich, gibt es keine normative Grundlage, die beschreibt, wann ein Fensterbankanschluss als dicht gilt. Zwar wird in verschiedenen Normen Bezug auf die Fensterbank genommen, doch eine eindeutige und verbindliche Regelung für eine als dicht geltende Ausführung gibt es nicht.

Das «Gewerkeloch» schliessen

So ist es auch nicht verwunderlich, dass der etwas seltsam anmutende Begriff des sogenannten Gewerkeloches sich in Fachkreisen etabliert hat. Darunter versteht man die oft nicht abgedichtete Schnittstelle im Eckbereich zwischen Fenster, Fensterbank und der Laibung. Sicher verschliessen lässt sich das Gewerkeloch nur durch den Einbau einer Versicherung unterhalb der Fensterbank, der zweiten Dichtungsebene. Für Knill ist das der entscheidende Punkt zum Einbau einer dichten und damit schadenfreien Fensterbank. «Heute planen wir mit zwei Dichtungsebenen. Das hat man bislang nicht gemacht», erklärt der Experte.

Produkte dafür und auch Systemaufbauten für die zweite, wasserführende Dichtungsebene seien genügend am Markt vorhanden. Es kommt also zunächst darauf an, die Notwendigkeit zu erkennen und die Ausführung entsprechend in die Planung mit aufzunehmen. Zu klären ist ausserdem, wer für die Ausführung zu welchem Zeitpunkt zuständig ist. Das könnte der Fenstermonteur sein, der Fassadenbauer oder bei speziellen Konstruktionen der Storenbauer.

Nicht auf die lange Bank schieben

In der Praxis bleibt das Gewerkeloch jedoch oft unverschlossen. Auch die Anschlussdichtigkeit bei der Aufbordung der Fensterbank zum Fenster hin ist manchmal ungenügend. Kommt es durch einen Schlagregen zum Versagen der ersten Dichtungsebene beim Anschluss der Fensterbank, können weitere Umstände zum direkten Eindringen von Wasser führen. Dies betrifft die über die gesamte Breite des Fensters vorhandenen Rahmennuten für den in der Schweiz üblichen Steckwetterschenkel, welche links und rechts über die Eckprofile der Fensterbank hinauslaufen. Eindringendes Wasser wird dann den Nuten entlang direkt in den Baukörper geleitet. Deshalb sind je nach Konstruktion sowohl die Fensterrahmennut als auch die Nuten der Vorsatzschalen an den Enden etwa mit Dichtstoff zu verschliessen, um diesem Umstand vorzubeugen, sofern dies nicht werksseitig vom Fensterhersteller geschehen ist.

Bei Aluminium-Vorsatzschalen kann die Wasserführung besonders heikel sein. An den Profilstössen zum unteren Querfries kann Kapillarwasser an den Gehrungsstössen eindringen. Aufgrund der Überdämmung des Rahmens mit der Vorsatzschale ist die später montierte Fensterbank wiederum kürzer als das Aussenmass der Vorsatzschale. Dann entwässert diese nicht auf die Fensterbank, sondern seitlich daneben. Vermeiden lässt sich dies, indem die Vorsatzschalen von der Fassade entkoppelt sind, also nicht überputzt werden. Dazu muss der Fensterrahmen breiter sein als die sogenannte Halbschale.

Kontrolliert auf die schiefe Bahn

Damit die Fensterbank als erste Dichtungsebene einen guten Wetterschutz darstellt, sind auch scheinbar triviale Gegebenheiten zu berücksichtigen. So müssen vorkomprimierte Fugendichtungsbänder sachgerecht angewandt werden. Dies betrifft die Breite des Bandes, die der Höhe des Steges zur Befestigung einer Aluminiumbank entsprechen sollte, als auch die geeignete Dicke des Bandes. Nur dann kann das Dichtungsband seine Aufgabe auch erfüllen.

«Bei der Neigung der Fensterbank gibt es keine eindeutige Regelung», erklärt Knill. Verschiedene Quellen verweisen auf eine Neigung von mindestens fünf Grad, entsprechend knapp neun Prozent. Auch Dämmkeile für die Ausbildung der zweiten, wasserführenden Ebene weisen oft ein Gefälle von fünf Grad auf. Der aufmerksame Spaziergänger findet in der Praxis neben steil angebrachten Fensterbänken auch solche, die visuell eine kaum wahrnehmbare Neigung aufweisen.

Grosse Unterschiede gibt es in der Praxis auch beim sogenannten Fensterbankvorsprung. Als Materialien für Fensterbänke werden meist Aluminium, Glasfaserbeton, Beton oder Naturstein verwendet. Hinsichtlich eines geeigneten Überstandes der Fensterbank vor der fertiggestellten Fassade empfiehlt die österreichische Arbeitsgemeinschaft Fensterbank in einer Richtlinie ein Mindestmass von 40 Millimetern. Der Abstand zwischen Abtropfkante oder Wassernut und Fassadenoberfläche sollte danach bei Kunst- und Natursteinfensterbänken mindestens 30 Millimeter betragen. Ist der Überstand zu gering, tropft das Wasser bei jedem Regen auf die Fassade und hinterlässt dort seine Spuren.

Die Lignum erarbeitet derzeit entsprechenden Empfehlungen und Standards, die in der Schriftenreihe Lignatec zum Holzschutz erscheinen sollen. Das Thema scheint wichtig, denn auch der Schweizerische Maler- und Gipserunternehmer- Verband erstellt derzeit ein umfängliches Merkblatt zu Fensterbankanschlüssen in Putzfassaden.

Dringlichkeit hat zugenommen

Die Erkenntnis, dass es eine zweite wasserführende und dichte Ebene unter der Fensterbank braucht, setzt sich langsam durch. Zwar führt das Fehlen dieser Fensterbankversicherung bei älteren Bauten nicht automatisch zu Schäden, doch haben sich die Rahmenbedingungen verändert und Schäden treten durchaus auf, allerdings erst viele Jahre nach Fertigstellung.

Die zeitgemässe Architektur bringt heute vor allem Gebäude hervor, die keinen oder nur noch wenig konstruktiven Witterungsschutz aufweisen. Die Anzahl der potenziell durch Schlagregen gefährdeten Fensteranschlüsse ist deshalb heute deutlich höher als die Zahl von Konstruktionen aus früherer Zeit. Dadurch steigen die Ansprüche an den Witterungsschutz. Die Konstruktionen sind auch dichter geworden und Wasser findet an dem schwächsten Punkt immer seinen Weg.

Daneben haben sich auch die Materialien verändert. Früher wurden die Ecken von Abkantungen der Blechfensterbänke verschlossen, sprich verschweisst. Heute gibt es viele Produkte am Markt, bei denen dieser Arbeitsschritt aus Kostengründen eingespart wird. Damit entfällt aber auch die Dichtigkeit. Das Prinzip der Wanne ist dadurch nicht mehr gegeben.

Wenn Details in der Planung wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, passieren handwerkliche Fehler schneller. Selbst bei guter und richtiger Planung kommt es zu Ungenauigkeiten in der Ausführung. «Die zweite Dichtungsebene ist wie eine Versicherung für die Fensterbank», sagt Hansueli Schmid, zuständig für Technik bei der Lignum in Zürich.

Und Sicherheiten sind wichtig. Denn schon das Abdichten einer Innenecke ist immer eine heikle Sache. «Wir brauchen mehr Reserven in der bauphysikalischen Praxis», zeigt sich deshalb Josef Knill überzeugt. Auch entspreche die Praxis nicht immer einer Berechnung. Sicherheitspuffer, wie sie durch die zweite Dichtungsebene bei der Fensterbank geschaffen werden, sind generell bei der Ausführung von heiklen Details sinnvoll. «Auch wenn die Ausführung nicht perfekt ist, muss es trotzdem funktionieren», sagt Knill und hat dabei auch die Fensterbank fest im Blick.

www.fensterinform.chwww.lignum.ch

christian Härtel

Veröffentlichung: 05. Mai 2022 / Ausgabe 18/2022

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