Ein Modul kommt selten allein

Die Treppenmodule müssen für den Transport und für die Montage mit dem Kran in sich stabil sein. Bild: Treppenbau.ch

Modulbauweise.  Auch im Treppenbau hält der Ansatz des Modulbaus vermehrt Einzug. Zwei Treppenbauspezialisten, die Erfahrung mit der Vorfertigung von Elementen haben, teilen ihre Sicht auf den Modulbau und verraten, wo die Vor- und Nachteile der Idee liegen.

Die Vorteile einer Vorfertigung in der Werkstatt haben zu Elementbauweisen geführt. Neben ganzen Raummodulen, Liftschächten am Stück oder Nasszellen in Gestalt komplett eingerichteter Badezimmer finden sich auch öfter Treppen als vorgefertigte Elemente auf den Baustellen.

Es geht dabei um den raschen Baufortschritt und um die rationelle Fertigung in der Werkstatt. Das spart Zeit und damit Geld. «Mit einer Modultreppe kann man 10 bis 20 Prozent sparen», sagt Wendelin Brägger, Geschäftsleiter von Treppenbau.ch in Ganterschwil SG. Wenn die Treppe an sich aber nicht für die Modulbauweise geeignet ist, könne es auch schnell in die entgegengesetzte Richtung gehen. Wie so oft komme es darauf an, und der Experte zählt gleich die Voraussetzungen für eine gelungene Modultreppe auf. Etwa, dass die Statik der Treppe einer Kiste nahekomme. Sonst werde das Handling der fertigen Treppenelemente schwierig bei dem Verladen, dem Transport und dem Platzieren mit dem Kran auf der Baustelle. Denn ein Treppenlauf, der nicht durch eine entsprechende Konstruktion stabilisiert werde, sei sonst schnell etwas «verdrückt».

Überhaupt ist die Genauigkeit, besser gesagt die Vermeidung von Ungenauigkeiten, ein wichtiger Punkt bei den Modultreppen. «Wir bauen die Elemente auf einer stabilen Grundplatte auf, damit am Ende vor Ort alles gut zusammenpasst», sagt Brägger.

Sicher unterwegs

Inzwischen hat Brägger einen passenden Anhänger gekauft für den Transport der Treppenelemente. Diese werden stets stehend transportiert. Deshalb sind Grenzen bei der Transporthöhe schnell erreicht. «Ein Umlegen der Elemente zum Transport ist nicht möglich. Dann passt am Ende nichts mehr zusammen», sagt Brägger. Das weist auf die Tücken des Modulbaus hin. Bei statisch eher labileren Elementen sind die Risiken für die Elemente beachtlich.

Nur ausnahmsweise sind Treppen so konstruiert, dass sie sogar liegend transpor- tiert werden können. Eine Spindeltreppe mit Wandung gehört etwa dazu. Bei der Ambauen Treppenbau AG in Beckenried NW konnte man eine solche in modularer Bauweise realisieren, auch weil die Oberfläche bauseits ausgeführt wurde. Das stabile Werk aus MDF konnte ausnahmsweise liegend transportiert und vor Ort aufgerichtet werden, ohne dass die Konstruktion Schaden nahm.

Die Genauigkeit beim Ergebnis, aber auch die Unversehrtheit der Arbeit, obliegt bei Modultreppen nicht nur der Arbeit des Treppenbauers, sondern ist an äussere Umstände gekoppelt. Zuallererst muss das Wetter mitspielen. Ist der Schutz der Elemente vor Feuchte nötig, wird es aufwendig. Und bei Wind oder gar böigen Winden ist es auch für einen erfahrenen Kranführer schwierig, die Stücke heil und exakt im Gebäude abzusetzen. Auch die Geschossdurchbrüche an den Decken sind nicht immer ganz gleich. Die Toleranzen im Hochbau sind mit 16 mm für einen exakt arbeitenden Treppenbauer unter Umständen tückisch. «Wenn zwischendurch ein Loch in der Decke zu klein ist, dann wird es sehr schwierig», erklärt Brägger.

Stück für Stück geschützt

Passt alles und sind die Treppenteile vor Ort zusammengefügt und miteinander verschraubt, geht es um den Schutz. Der gewichtige Vorteil der sofortigen Benutzbarkeit der Treppe sorgt auf der anderen Seite für Aufwand beim Schutz. Die Treppe muss komplett eingepackt und gegen die Bauabläufe geschützt werden. «Wir bereiten die HDF-Platten dafür in der Regel vor, sodass es vor Ort relativ schnell geht mit dem Einpacken», sagt Brägger. Trotzdem ist das Prozedere ein beachtenswerter Aufwand. Je nach Finish der Treppe kann das ein schwieriges Unterfangen sein. Schäden an der Oberfläche sind später oft schwer zu kaschieren. «Bei Modultreppen ist es deshalb gut, wenn die Oberfläche bauseits noch behandelt wird», sagt Christian Ambauen, Geschäftsleiter des gleichnamigen Treppenbauunternehmens.

Das meiste bleibt gleich

Die Konstruktion von Modultreppen bleibt laut den Experten gleich wie bei konventionellen Varianten. «Wir stemmen die Tritte ein, auch wenn man sie in Modulbauweise auch einfach mit den Seiten verschrauben könnte», erklärt Brägger. Zwar seien Modultreppen eher einfachere Treppenkonstruktionen, die Gefahr von qualitativ massiven Abstrichen bestünde jedoch nicht, erklärt Ambauen. Man könnte die Verbindungen zwar einfacher ausführen, doch dann sei die Qualität nicht ausreichend für die Schweiz. «Würden die Stufen etwa nicht eingestemmt, sondern einfach von aussen verschraubt, wäre das Knarren der Stufen gleich mit eingebaut», sagt Ambauen.

Der Vorteil der Modulbauweise sei vor allem, dass sie auch eine Bautreppe darstellt. Sobald sie geschützt ist, kann sie von allen Beteiligten benutzt werden. Aber die Schweizer Bauherrschaft sei heikel, und deshalb würden Treppen, die hohe Ansprüche an Gestaltung und Detailausführung haben, eher später ins Gebäude kommen, sagt Ambauen.

www.treppenbau.chwww.ambauen.ch

christian härtel

Veröffentlichung: 11. Januar 2024 / Ausgabe 1-2/2024

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