Eintauchen in neue Wissensfelder


Die Ecoleo-Möbel- systeme sind modular aufgebaut und lassen sich dank Steckverbindungen werkzeuglos montieren. Bild: Monika Hurni
Die Ecoleo-Möbel- systeme sind modular aufgebaut und lassen sich dank Steckverbindungen werkzeuglos montieren. Bild: Monika Hurni
Schreinermeister mit eidg. Diplom. Die Weiterbildung zum Schreinermeister erweitert den Horizont der Fachleute und lässt sie die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge erkennen. Damit ist der Boden geebnet für einen wichtigen Schritt auf der Karriereleiter.
Er hat sich in die Höhle der Löwen gewagt und ist als Sieger herausgekommen. Die Rede ist von Serge Eggler, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Schreinerei Fust AG in Wil SG und Leiter der Onlineschreinerei Ecoleo. Doch von vorne: Vor knapp drei Jahren traten Serge Eggler und Firmeninhaber Markus Fust im TV-Sendeformat «Die Höhle der Löwen Schweiz» auf und versuchten, fünf Investoren von ihrer Innovation zu überzeugen. Zustande gekommen ist dabei ein Deal mit dem Onlinehändler Roland Brack und dem Verleger Jürg Marquard, wobei das Ecoleoteam neben der Investition der «Löwen» insbesondere auch von deren Marketingerfahrung profitieren kann.
Ecoleo steht für ein Onlinetool, mit welchem die Kunden ihre eigenen Schränke, Regale und Sideboards konfigurieren können. Das System ist auf modularen Steckverbindungen aufgebaut. Mittlerweile hat die Geschäftsidee so richtig Fahrt aufgenommen und ist durch das «FPP» erweitert worden, mit welchem Holz verarbeitende Betriebe individuelle 3D-Massschränke und Pulverteile konfigurieren können. Als Leiter von Ecoleo hat Eggler einen wesentlichen Anteil am Erfolg der Onlineschreinerei, was er nicht zuletzt auf seine Weiterbildung zum Schreinermeister mit eidgenössischem Diplom zurückführt: «Die Weiterbildung hat mir den nötigen Boden gegeben, um
die gesamten Prozesse in ihrem Zusammenhang zu verstehen», sagt er. Vor der Weiterbildung habe er zwar die technischen Abläufe verstanden, doch es habe ihm an betriebswirtschaftlichem Wissen gefehlt. Viel dazugelernt habe er im buchhalterischen Bereich. Auch habe er gelernt, eine saubere Nachkalkulation zu erstellen, diese zu interpretieren und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. «Aus den Erkenntnissen einer Nachkalkulation ergeben sich wertvolle Erfahrungswerte, die auch bei späteren Projekten zum Tragen kommen», sagt Eggler. Profitiert hat Eggler daneben insbesondere im Marketing. Bis zu seiner Weiterbildung habe er darunter «einfach Werbung machen» verstanden, gesteht er mit einem Lachen. Er habe erst jetzt begriffen, wie tief diese Thematik gehe und wie wichtig sie für ein Unternehmen sei.
Für Eggler war schon früh klar, dass er einst eine höhere Fachausbildung machen und an der Führung eines Unternehmens beteiligt sein möchte. So hat sich der 29-Jährige während eines Jahres am Gewerblichen Bildungszentrum Weinfelden (GBW) zum Fertigungsspezialisten und danach während zwei Jahren an der Berufsbildungsschule Winterthur (BBW) zum Projektleiter weitergebildet. Von 2018 bis 2020 absolvierte er an der BBW schliesslich die Ausbildung zum Schreinermeister und wurde dabei nicht nur für den besten Abschluss, sondern gleich auch noch für die beste Diplomarbeit ausgezeichnet. Ein Engagement, das sich gelohnt hat, denn seit einem guten Jahr ist er in der Geschäftsleitung der Schreinerei Fust, leitet nebenher den Geschäftszweig Ecoleo und betreut als Fertigungspartner für Holzprofis das B2B-Angebot für Holz verarbeitende Betriebe.
Eggler hat nach seinem Lehrabschluss in der Schreinerei Fust angefangen und dabei sämtliche Stationen durchlaufen. Erst war er als Bankschreiner tätig, dann als Maschinist, später als Monteur und schliesslich als Springer, der immer da eingesetzt wurde, wo Not am Mann war. Während seiner Weiterbildung zum Projektleiter wechselte er ins Büro. «Dank diesen unterschiedlichen Arbeitsbereichen und den beiden bis dahin absolvierten Weiterbildungen hatte ich mir ein breites Wissensspektrum aufgebaut», sagt Eggler. «Für mich war es aber wichtig, auch den betriebswirtschaftlichen Teil zu verstehen.» Mit der Weiterbildung zum Schreinermeister hat er nun die letzte Lücke zum kompletten Unternehmer geschlossen. Der berufsbegleitende Diplomlehrgang habe ihm einiges abgefordert, sagt er. Anders als bei den vorhergehenden Weiterbildungen sei er hier in ein völlig neues Gebiet eingetaucht. «Die Schule hat mir den Horizont geöffnet für ein riesiges Themenfeld und mir dafür einen soliden Boden gegeben», resümiert Eggler. Nun liege es an ihm, das Gelernte zu vertiefen. Der Wert von Weiterbildungen liegt für Eggler nicht allein in der unterrichteten Materie. Als ebenso wichtig hat er den Austausch mit Berufskollegen empfunden – dies sowohl im persönlichen wie auch im beruflichen Kontext.
Zwei Wege führen zum Ziel
Die Weiterbildung gibt das Rüstzeug zum Unternehmer Markus Fust, Inhaber der Schreinerei Fust AG in Wil SG, ist eidgenössisch diplomierter Schreinermeister und kennt deshalb den Stellenwert dieses höheren Fachabschlusses.
Markus Fust: Ich sehe die Weiterbildung als Horizonterweiterung. Die Mitarbeitenden reifen fachlich und mensch-
lich. Wir bilden in unserem Betrieb 20 Lernende aus, da
ist es für mich eine logische Konsequenz, auch die Weiterbildung zu unterstützen. Dies bringt im Endeffekt auch unser Unternehmen weiter.
Würden unsere Mitarbeitenden keine Weiterbildungen machen, könnten wir als Betrieb nicht innovativ bleiben. Die Mitarbeitenden beginnen jeweils bereits während der Weiterbildung, vernetzter zu denken und
sich vermehrt einzubringen.
Sie vermittelt den Überblick über die gesamten Abläufe – insbesondere auch auf die betriebswirtschaftlichen Aspekte – und gibt damit das Rüstzeug zum Unternehmer. Wer diese Weiterbildung durchzieht, beweist eine hohe Belastbarkeit.
Veröffentlichung: 10. März 2022