Kleine Teile mit grosser Wirkung

Müssen die äusseren Aluschalen des Rahmens demontiert werden, braucht es oft Ersatzclips. Bild: Josko Fenster und Türen GmbH

Unterhalt.  Holzrahmen und Aluminiumschale sind fest, aber lösbar miteinander verbunden. Auf der Strecke bleiben im Fall einer Demontage oft die kleinen Verbinder aus Kunststoff. Ein Ersatz ist gerade bei älteren Modellen eine Herausforderung.

Holz-Aluminium-Fenster geniessen hohes Ansehen als hochwertige, langlebige und wartungsarme Konstruktionsart für Fensterelemente. Innen mit wohnlichem Holz und aussen mit witterungsbeständiger und leicht zu pflegender Aluminiumschale ausgestattet, hat das Ganze deshalb auch seinen Preis.

Gerne in architektonisch anspruchsvollen Gebäuden und auch bei solchen mit gemischter Nutzung und aufwendiger Fassadengestaltung eingesetzt, gelten Fenster im Holz-Aluminium-Verbund durchaus als Stand der Technik. So mancher Hersteller hat jahrzehntelange Erfahrung mit der Materialkombination und auch bei der Nutzungsdauer der Bauteile spielt die Konstruktionsart ganz oben mit.

Deshalb liegt es auch in der Natur der Sache, dass bei den Fenstern alte Isoliergläser öfter durch neue, dreifach verglaste Scheiben ersetzt werden. Daneben können auch andere Gründe, wie etwa der Glasbruch, zur Demontage der Aluminiumschale führen. Solche Kundenanfragen kommen oft auch an den Schreiner oder das Service-Unternehmen und nicht immer an den spezialisierten Fensterbaubetrieb.

Kunststoffclips brechen oft ab

Die in den Holzrahmen verschraubten Kunststoffclips müssen das Aluminiumprofil sicher und fest halten und gleichzeitig die beachtlichen thermischen Ausdehnungen des Aluminiums schadfrei mitmachen. Eine ausgeklügelte Verbindung, die für Mühe sorgt, wenn die Metallschale ohne Beschädigungen an den Profilen abgelöst werden soll. Das gilt erst Recht für die Verbinder, die Kunststoffclipbefestigungen zwischen Holz und Aluminium. Dann beginnen die Unwägbarkeiten, denn die kleinen Teile brechen nicht selten ab und dann braucht es Ersatz.

Die Clips sind von den Systemgebern speziell ausgeformt. Bei den einschlägigen Adressen der Handelsunternehmen für Beschläge und Hilfsmittel sucht man solche Teile deshalb vergeblich, aber auch in den Katalogen der Fensterhersteller.

Um überhaupt suchen zu können, muss man wissen, welches System man vor sich hat. Holz-Aluminium-Konstruktionen werden seit Jahrzehnten in der Schweiz eingesetzt und nicht immer ist sofort erkennbar, um welches Produkt es sich handelt. Aber für den Bezug von Ersatzclips muss man sich an den Hersteller oder deren Partnerbetriebe wenden.

«In der Schweiz gibt es vielleicht 20 verschiedene Holz-Metall-Systeme. Zusammen mit den entsprechenden Untersystemen kommt man so über den Daumen gepeilt auf rund 50 verschiedene verbaute Clips», weiss Pierre Breitenmoser, Verkaufsleiter des Systemanbieters Connex bei der Jansen AG in Oberriet SG. Manche Befestigungsclips gehen beim Lösen der Aluminium-schale kaum oder nur selten zu Bruch, bei anderen lässt sich die Zerstörung indes kaum umgehen. Konstruktionsbedingt gibt es sogar solche, die brechen sollen.

Das kennt auch Stefan Bärtschi, stellvertretender Geschäftsführer der Bärtschi Fenster AG in Heimberg BE. «Meistens bekommen wir die Clips vom jeweiligen Systemgeber. Wenn es sich um ein sehr altes Fenstermodell handelt, das in der Zwischenzeit verändert oder ersetzt wurde, dann wird es natürlich schwieriger. In diesem Fall gehen wir auf die Suche bei den Partnerhändlern und schauen, wer die Clips noch auf Lager hat. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man die Fenstertypen und Systeme kennt», so der Experte.

Bei Connex macht man es den Fachleuten leicht. Denn jeder Clip und jedes noch so kleine Teil der Fenster tragen neben dem Logo auch eine Artikelnummer, wodurch diese leicht identifiziert und zugeordnet werden können. So weiss der sachkundige Monteur sofort, wo er anrufen muss, um die Teile zu bekommen, nämlich bei den Partnerhändlern des Herstellers.

Details machen den Unterschied

Es kommt auf das Material an, aus dem die Clips sind. Früher auch aus Metallguss- materialien oder Aluminium gefertigt, verwenden die meisten Hersteller seit geraumer Zeit dafür Kunststoff. Aluminium ist hinsichtlich der Haltbarkeit eine gute Lösung. Doch dabei gilt es, materialspezifische Schwierigkeiten zu lösen. Denn zum einen erzeugen Formänderungen von Aluminium auf Aluminium unangenehme Geräusche und zum anderen kann sich die metallische Verbindung nach längerer Zeit «festfressen», was ein Lösen der Klemmverbindung zum Himmelfahrtskommando werden lässt. Denn dann ist auch schnell die ganze Aluminiumschale beschädigt. Nicht zuletzt deshalb sind die Hersteller davon abgekommen.

Auch bei den Formen gibt es durchaus eine gewisse Vielfalt. So finden sich am Markt etwa schraubenlose Verbindungsleisten in Form von direkt auf das Holz aufklickbaren Kunststoffprofilen. Bei der überwiegenden Anzahl der Systeme wird jedoch die Aluminiumschale mit dem Holz punktuell mittels Kunststoffclips befestigt.

Aber: «Hochwertige Clips bestehen aus einem Polyamid (PA) 6.6, das im Vergleich zu einem PA 6.0 positivere Eigenschaften aufweist. Das betrifft vor allem das Rückstellverhalten im Alterungsprozess», so Breitenmoser. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. «PA 6.6 ist ein formstabiler, beständiger Kunststoff, der bei unseren Clips mit 25 Prozent Glasfaseranteil produziert wird, um die Eigenschaften nochmals zu verbessern. Denn auch ein Polyamidkunststoff hat Ansprüche, etwa an die Feuchtigkeit», sagt der Experte. Denn wenn dieser austrocknet, dann wird er spröde. Ein Clip, der spröde ist und eine Bewegung machen muss, weil sich das Aluminium ausdehnt oder die Schale abgehebelt wird, bricht schnell ab. «Ein guter Lieferant wird deshalb Ersatz-clips stets in Plastikbeuteln liefern, die mit etwas Feuchtigkeit beschlagen wurden. Dadurch werden die PA-Clips geschmeidig. In einer beheizten Werkstatt im Winter mit trockener Luft kann das durchaus eine Rolle spielen», so Breitenmoser. Wärme an sich macht einen Kunststoff dagegen grundsätzlich eher geschmeidig. Das heisst, die sommerliche Hitze hinter einer dunklen Aluminiumschale ist nicht das Problem bei brechenden Clips.

Reproduzieren birgt Risiken

Müssen Clips ersetzt werden, die nicht mehr aufzufinden sind, sorgt dies für ansehnliche Schwierigkeiten. Kaum ein Systemgeber hält die Kunststoffkleinteile jahrzehntelang auf Lager. Zehn Jahre lang ist Standard, danach geht es bei den Systempartnern nur noch um Restbestände.

«Wir haben schon überlegt, ob wir die Clips nicht einfach im CAD-Programm zeichnen sollen, um sie dann mithilfe eines 3D-Druckers herstellen lassen zu können», sagt Bärtschi. Tatsächlich nutzen auch Systemgeber die Technik, vor allem zur Erstellung von Prototypen. Denn auch Details wie Clips sind enorm aufwendig und arbeitsintensiv bei der Entwicklung eines neuen Fenstersystems. Allerdings: Die gängigen, einfachen Plottergeräte, die mittels eines dünnen Kunststofffadens eine Kontur aufbauen, sind viel zu ungenau für die Reproduktion von Befestigungsclips. Auch die dafür eingesetzten Kunststoffe bringen technisch nicht die Eigenschaften mit, die es für die Clips braucht.

«Besser ist das Verfahren des ‹selektiven Laser-Sintering›. Dieses ist genauer und auch flexibler, was die Einstellung des Materials angeht. Dafür ist das Verfahren auch deutlich teurer, aber für Prototypen durchaus geeignet», weiss Breitenmoser. Laser-Sintern ist ein Verfahren, mit dem aus einem pulverförmigen Ausgangsstoff durch Sintern mit einem Laser räumliche Strukturen hergestellt werden können.

Geistiger Diebstahl befürchtet

Auch ein anderes 3D-Druck-Verfahren, das «Jetting» wie etwa die HP-Jet-Technik, bei dem mittels Düse gespritzt wird, ist für solche Anwendungen interessant. Bislang beschränken sich die Techniken aber auf Prototypen. Denn am Ende kommt es auch hier auf die Details an. «Wir haben so hergestellte Prototypen schon bei Prüfungen eingesetzt. Das Ergebnis: Die Gebrauchstauglichkeit ist doch sehr beschränkt», so Breitenmoser. Denn bei Bauteilen wie den Fenstern geht es auch um die Einhaltung von Normen und Regelwerken und schlussendlich um Haftungsfragen.

Doch die Techniken entwickeln sich rasant weiter und vielleicht stellt das Reproduzieren von Kleinteilen mittels 3D-Druck bald eine Möglichkeit dar. Technisch vielleicht absehbar, erteilt der Experte einer dafür nützlichen freien Zugänglichkeit der CAD-Daten für die Kleinteile jedoch eher eine Absage. «Ich denke nicht, dass die Systementwickler der Bauteile ihr Know-how künftig einfach zum Download im Internet bereitstellen werden». Dafür sind die kleinen Teile im Produkt einfach zu wichtig, die Befürchtung von geistigem Diebstahl wohl zu gross. Deshalb rückt ein anderes klassisches Modell in den Vordergrund.

Geschäftsmodell wie bei Dichtungen

Was bei Kleinteilen wie den Befestigungsclips bislang nicht funktioniert, ist für andere Teile und Hilfsmittel ein Geschäftsmodell. Dichtungsprofile etwa. Breitenmoser sieht hier Potenzial.

Denn wenn es herstellerunabhängige Dienstleister gäbe, die Clips und andere Teile von Fenstern aller Marken in ihr Sortiment aufnehmen würden, dann könnten die Fensterbauer künftig auf Originalteile zurückgreifen. Sie hätten die Sicherheit, die es bei Reparaturen und dem Ersatz von Teilen braucht. So könnten Hersteller, deren System ausläuft, die Restbestände an Teilen in den Handel geben. Dieser produziert bei Bedarf einfach die Originalteile nach, ähnlich wie es heute bei den Dichtungsgummis gute gängige Praxis ist.

www.jansen.comwww.baertschi-fenster.ch

ch

Veröffentlichung: 29. März 2018 / Ausgabe 13/2018

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