Leicht, stabil und weit gespannt

Deckenmontage.  Wenn bei der Sanierung und Ertüchtigung alter Gebäude bestehende Geschoss- oder Wohnungs(trenn)decken durch neue ersetzt werden müssen, dann kommen meist schon aus Gewichtsgründen nur leichte Konstruktionen in Frage.

Bei Bauaufgaben wie der Sanierung bestehender Decken stellt sich neben der Frage nach der geeigneten Lösung auch die, ob die Arbeiten selbstständig bewerkstelligt werden können oder ob professionelle Monteure damit beauftragt werden sollen.Deckensysteme für die Sanierung gibt es viele, etwa Holzbalken-, Hohlkasten-, Holz-Beton-Verbund- oder Massivholzdecken in Form von Brettstapel- oder Brettsperrholzdecken. Auch firmenspezifische Systeme, wie sie beispielsweise Lignotrend, Egger oder Lignatur anbieten, stellen gute Lösungen dar. Allen gemeinsam ist jedoch, dass die Decken von fachlich versierten Monteuren eingebaut werden sollten und nicht für den Laien geeignet sind. Mit einer Ausnahme: den «Lignatur easy»-Hohlkästen der Lignatur AG. Dabei hat das Unternehmen aus Waldstatt AR sein alt bewährtes Kasten-Element (LKE) so modifiziert, dass die Hohlkästen nicht nur vom Holzbauer, sondern ebenso von Bauprofis anderer Berufsgruppen eingebaut werden können. Allen voran selbstverständlich vom Schreiner. Auf einer der Baustellen, wo diese Hohlkästen eingesetzt wurden, konnte der Montageablauf fotografisch dokumentiert werden. Der Beitrag zeigt Schritt für Schritt, worauf es bei der Arbeitsvorbereitung ankommt und wie eine «easy»-Decke montiert wird. Dabei geht es darum, den Handwerker in die Lage zu versetzen, durch die Beschreibung der Verarbeitung zu beurteilen, in welchen Fällen ein solches System interessant sein könnte, und damit eine Entscheidungshilfe bei speziellen Projekten zu geben.

«Stangenware» bietet Vorteile

Schreiner oder Holzbauer können die Hohlkästen als «Stangenware» beim Holzhändler bestellen und wie Konstruktionsvollholz (KVH) auf der Baustelle zuschneiden. Während die klassischen Kasten-Elemente projektbezogen je nach Spannweite in vielen verschiedenen Dicken dimensioniert und per CNC-Abbund im Lignatur-Werk passgenau wie Puzzlestücke in üblicherweise 1 m breiten Elementen vorgefertigt werden, hat der Handwerker mit den modifizierten Hohlkästen die Möglichkeit, die röhrenartigen «Balken» vor Ort selber abzulängen, zu verlegen und zu einer Decke zusammenzubauen. Das alles geht per Handarbeit und ohne Kran – ein wichtiger Aspekt beim Bauen im Bestand, wenn im Gebäude und unter beengten Platzverhältnissen gearbeitet wird. Die «Röhren» sind aus gehobelten und profilierten Vollholzbrettern bzw. -bohlen hergestellt und mit oder ohne Dämmstoff-Füllung erhältlich. Damit sie während des Verklebevorgangs in Form bleiben, sind im Innern im Abstand von 1 m jeweils Querschotts als Distanzhalter angeordnet. Sie verbleiben nach der Herstellung in den biegesteifen Querschnitten. Die 20 cm breiten «Stangen» gibt es in den Höhen 150 mm bei einer Standardlänge von 11 m und 190 mm bei einer Standardlänge von 13 m. Nimmt man eine durchschnittliche Nutzlast qN von 200 kg (2 kN) an und für den Bodenaufbau eine Auflast qA von 100 kg (1 kN), so kann das 150er-Element bei einer dimen- sionierten Durchbiegung von etwa 1 cm (L/450) über 5 m gespannt werden, das 190er-Element über 6 m.

Verwertung der Reststücke

Die Hohlkästen wiegen maximal 9 kg pro laufenden Meter und werden durch Aneinanderlegen zunächst über Nuten und Federn verbunden und zuletzt verschraubt. Sie können auf der Baustelle mit gängigem Werkzeug fachgerecht auf die erforderliche Einbaulänge zugeschnitten werden – anders als bei Vollholzquerschnitten sind hier nur die Brettlamellen und gegebenenfalls die Dämmung durchzusägen, was die Arbeit erleichtert. Die Reststücke lassen sich als nichttragende Teile hintereinander gereiht zwischen den tragenden Elementen verbauen, sodass es kaum Verschnitt gibt.Die Monteure können die Hohlkästen beim Einbauen ausserdem problemlos am oberen Brett greifen und brauchen sich über Fingerabdrücke auf der Sichtseite keine Gedanken zu machen.

Einbau in einzelnen Schritten

Ist der erste Hohlkasten eingemessen und gesetzt, wird er mit einer diagonal eingedrehten, selbstbohrenden Schraube auf der Federseite mit dem Auflager verbunden. Anschliessend wird die nächste «Röhre» ohne Fuge an die vorhergehende geschoben, dabei greifen Nuten und Federn ineinander. Auch diese wird wie die erste «Röhre» mit dem Auflager verschraubt. Gleichzeitig verbinden nun über die Länge hinweg horizontal eingedrehte, 26 cm lange Schrauben mit einem Durchmesser von 8 mm im Abstand von etwa 1,5 m die beiden Hohlkästen miteinander. Die Montage jedes weiteren Hohlkastens erfolgt so, wie beim zweiten Element beschrieben.Damit die Decke Quell- und Schwindbewegungen der Bauelemente ohne Zwängungen aufnehmen kann, sollten regelmässig Entlastungsfugen im Rahmen der üblichen Raumabmessungen eingeplant werden, zum Beispiel über Trennwänden. Die Deckenscheiben (Scheibe nicht im statischen Sinne) liegen dabei unverbunden mit einem Abstand von etwa 1 cm nebeneinander. Zur Montage können alle handelsüblichen Schrauben mit den oben genannten Dimensionen verwendet werden.

Verlegebeispiel mit 150-mm-Hohlkästen

Ein Schreiner will in einem Gebäude einen Raum mit 4,5 m Weite überspannen. Dazu wählt er zum Beispiel die 11 m langen und 15 cm hohen Easy-Stangen und schneidet 2 × 4,5 m ab. Übrig bleibt ein Reststück von 2 m. Dies wiederholt er dreimal, sodass er sechs 4,5 m lange Stangen nebeneinander legen und montieren kann.Die siebte Stange lässt sich nun aus zwei 2 m langen Reststücken plus einem 50 cm langen vom dritten Reststück abgeschnittenen Teil zusammensetzen. Diese drei Teile werden als stumpf gestossene, nichttragende Stangen neben die durchgehende sechste Stange geschoben und von Nuten und Federn in ihrer Lage gehalten.Auch hier verbinden sie horizontale Verschraubungen mit dem benachbarten Element – allerdings vor allem deshalb, um sie während der Montage zu sichern. Da die Reststücke erst nach einer montierten Deckenbreite von 1,20 m eingefügt wurden, fallen diese minimalen statischen Einbussen kaum ins Gewicht. Mit dieser Montageweise geht der Verschnitt gegen Null.

Elemente mit und ohne Dämmung

Der Vorteil der Hohlkästen ohne Dämmung liegt darin, dass die Stege auf einer Seite leicht zurückgesetzt sind. Im Verbund mehrerer Röhren ergibt sich dadurch zwischen den Elementen ein 25 mm breiter Hohlraum, in dem man Installationen führen kann. Die gedämmten Elemente dienen natürlich dem Wärmeschutz, schallschutztechnisch ist der Dämmstoff nicht notwendig. Der Spalt zwischen den gedämmten Röhren wird vor der Montage mit einem 10 mm dicken Dämmstreifen gefüllt. Hier könnte man zur Leitungslegung nachträglich Nuten in das Deckbrett fräsen.

Auflagerbedingungen

Die Hohlkästen können auf Mauerwerk, Stahlbeton und Stahlträger ebenso aufgelegt werden wie auf Holzrahmenbau- oder Massivholzwänden. Je nach Auflager-Untergrund – etwa bei unebenen Wandkronen von Betonwänden – muss lediglich eine Ausgleichsschwelle aufgeschraubt werden. Da Mauerwerkswände üblicherweise mit einem Ringanker abschliessen, gilt für sie als Auflager das gleiche wie für Betonwände. Die Enden der Hohlkästen lassen sich dann einfach auf der Schwelle verschrauben. Hier muss ausserdem eine Feuchtesperre zwischen der Holzschwelle und dem mineralischen Untergrund angeordnet werden, beispielsweise in Form einer Folie, um das Holz vor aufsteigender Feuchtigkeit zu schützen. Bei Stahlträgern als Auflager geht es weniger um den ebenen Untergrund als um die Verbindung der Holzelemente mit dem Stahl selbst. Um unschöne Verbindungen von Holzschwellen auf Stahl zu vermeiden, hat Lignatur einen speziellen Verbinder namens «Lignastahl» entwickelt. Dabei handelt es sich um ein Vierkantrohr, das auf den Stahlträger aufgeschweisst wird. Darauf kann der Schreiner das zuvor genutete Holz-Element auflegen und mit einer selbstbohrenden Schraube anschliessen.SJ

www.lignatur.ch

Veröffentlichung: 10. November 2016 / Ausgabe 45/2016

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