Markus Hobi: «Chancen gibt es viele»

FFF-Geschäftsführer Markus Hobi bringt Verbandserfahrung mit und hat sich bereits ein erstes Bild gemacht. Bild: Reto Schlatter

Fensterbau.  Der Schweizerische Fachverband Fenster- und Fassadenbranche (FFF) will mit seinen Produkten und Dienstleistungen mehr Nähe zu seinen Mitgliedern schaffen. Im SZ-Interview liefert der neue Geschäftsführer Markus Hobi erste Ansätze, wie dieses Ziel erreicht werden soll.

Vor wenigen Wochen hat Markus Hobi seine Tätigkeit als Geschäftsführer des Schweizerischen Fachverbands Fenster- und Fassadenbranche (FFF) aufgenommen. Bereits kann der 58-jährige Oberaargauer über erste Erfahrungen, die Herausforderungen und seine Ideen berichten.

Schreinerzeitung: Herr Hobi, was hat Sie gereizt, diese neue Aufgabe anzunehmen und Geschäftsführer beim FFF zu werden?
Markus Hobi: Ich bin grundsätzlich fasziniert von der Arbeit und den Möglichkeiten, die sich im Verbandsumfeld bieten. Spannend finde ich zudem das Produkt Fenster, das auf den ersten Blick so einfach aussieht, sich aber beim näheren Hinschauen zu einem komplexen Thema entwickelt. Mich reizt auch das Netzwerk mit den vielen Kontakten zu Mitarbeitenden, Mitgliedern und Partnern.
Gab es in Ihrer Vergangenheit bereits Tätigkeiten, die sich mit der Führung eines Fachverbands vergleichen lassen, oder haben Sie hier totales Neuland betreten?
Nein, nein. So ganz neu ist die Aufgabenstellung nicht. Ich habe beispielsweise während über sechs Jahren die Fachgruppe Verpackung bei Swissmem geleitet. Dort gab es ähnliche Herausforderungen wie Mitgliederakquisition, Nachwuchsgewinnung und Networking zu meistern.
Sie haben diese Verbandsaufgabe in einer Branche angetreten, die in einer nicht einfachen Phase steckt. Wie nehmen Sie die Fensterbranche wahr?
Bisher habe ich diese Branche nur aus Distanz und als Hauseigentümer wahrgenommen. Aber nur schon in der Vorbereitungsphase auf meine neue Aufgabe als FFF-Geschäftsführer und in den wenigen Wochen, die ich nun im Amt bin, habe ich vieles dazugelernt. Grundsätzlich kann ich bereits jetzt von einer spannenden Branche sprechen, mit interessanten Leuten, die enorm viel Herzblut und Know-how mitbringen. Was mir auch bewusst wurde: Wir sind zwar eine nationale Branche und ein nationaler Verband, das Fenstergeschäft ist aber grösstenteils regional aufgestellt.
Zurück auf den hart umkämpften Markt und die schwierige Phase, in der sich die Branche derzeit befindet. Wie kommt man aus dieser Situation heraus?
Grundsätzlich ist eine schwierige Situation immer auch ein Ansporn, um sich weiterzuentwickeln. Chancen gibt es viele, diese muss man aber erkennen. Ich bin überzeugt, dass bei den internen Abläufen in den Betrieben noch einiges an Potenzial steckt. Dies hat mir auch Beat Rudin, unser Leiter Technik, versichert. Ich sehe genau hier einen Ansatzpunkt, wie wir als FFF das Mitglied besser unterstützen und Optimierungsvorschläge einbringen können. Verbesserungsfähig ist auch die Zusammenarbeit unserer Mitglieder. Ich bin überzeugt, dass sich die Fachleute gegenseitig unterstützen und voneinander profitieren können.
Sie sehen noch weitere Chancen für die Branche und die Fensterbauer?
Ja. Es gilt, clevere Ideen und Dienstleistungen zu entwickeln, mit denen man bei der Kundschaft landen kann. Ebenso sehe ich Chancen, die starken, bestehenden Produkte, beispielsweise im Bereich Einbruchschutz und Brandschutz, konsequent einzusetzen und anzuwenden. Weiter liegt eine Chance bei den Trendthemen. Nachhaltigkeit und Recycling sind Bereiche, die in Zukunft bei der öffentlichen Hand, bei Hauseigentümern, Architekten und Planern einen noch höheren Stellenwert einnehmen. Ebenso die Renovationen sowie energetische Sanierungen.
Sie haben sich schon über den FFF ein Bild machen können. Wo haben Sie Schwerpunkte zur Optimierung ausmachen können?
Ich kann Ihnen versichern, dass beim FFF viel Know-how und für die Branche Wertvolles vorhanden ist. Wir müssen aber sicher die einzelnen Aktivitäten besser aufeinander abstimmen und Doppelspurigkeiten reduzieren. Es ist bestimmt auch ein brennendes Thema, dass wir die guten FFF-Produkte und -Dienstleistungen besser verkaufen oder sie beim Mitglied zumindest in Erinnerung rufen. Die Kommunikation muss besser und intensiver werden. Wo ich für uns auf der Geschäftsstelle weiteres Potenzial sehe, ist in der Unterstützung der Vorstandsmitglieder und der Co-Präsidenten Dölf Müller und Christoph Rellstab bei deren Arbeit für den Verband.
Wo kann der FFF künftig bei seinen Mitgliedern noch mehr punkten?
Wir müssen die Bedürfnisse der Mitglieder noch detaillierter erkennen, ihre Inputs ernst nehmen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Unsere Aufgabe ist es auch, zusätzliche Leistungen anzubieten, um dem Fensterbauer das Leben zu vereinfachen. So werden wir für die Mitglieder mehr sicht- und spürbar. Die Coronapandemie hat uns zudem klar aufgezeigt, dass die Inhalte von Kursen und Lerninhalten mit digitalen E-Learning-Teilen ergänzt werden müssen – auch für die Fensterbranche.
Wie kann der FFF die Fensterbauer unterstützen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken?
Das ist ein Problem, das zwar im Zentrum steht, aber nur mittel- oder langfristig gelöst werden kann. Für mich liegt das Problem aber bereits in der Verbreitung und Präsentation des Berufbilds. Beim Schreinerberuf muss der Fensterbau prominenter in den Ausbildungsfokus gestellt werden. Der Mangel an gutem Montagepersonal macht der ganzen Branche ebenfalls zu schaffen. Die Frage sei erlaubt: Wer montiert künftig unsere Fenster? Deshalb muss der FFF im Bereich Ausbildung Lösungsansätze liefern, die auf Quereinsteiger zugeschnitten sind. Damit ist es aber nicht getan. Wir müssen dem Montagepersonal aber auch gute Rahmenbedingungen bieten.
Ein Fachverband wie der FFF muss seine Mitgliederzahlen halten oder sogar neue Betriebe dazugewinnen. Wie schafft er das?
Zuerst muss festgehalten werden, dass wir zum Glück viele langjährige Mitgliedsfirmen haben, die wir künftig noch etwas besser betreuen möchten. Bei den potentiellen Neumitgliedern gibt es meiner Ansicht nach zwei Gruppen. Einerseits diejenigen Unternehmer, welche schnell einmal den Mehrwert und Nutzen einer Mitgliedschaft beim FFF erkennen. Hier geht es für uns darum, diese Betriebe zu erkennen und richtig anzusprechen. Die zweite Gruppe Unternehmer ist viel schwieriger zu einer Mitgliedschaft zu bewegen, weil eine gewisse Zurückhaltung und Ablehnung gegenüber Verbänden und Mitgliedschaften besteht. Hier müssen alle ein bisschen Verbandsmarketing betreiben und aufzeigen, dass auch Verbände digital, fortschrittlich und für Mitglieder gewinnbringend unterwegs sind.
Schauen wir etwas voraus. Welche Fernziele verfolgen Sie? Oder: Wo möchten Sie den FFF in zehn Jahren sehen?
Wer mich kennt, der weiss es, dass ich immer das höchste Level anstrebe, auch wenn das sehr ambitioniert tönt. Ich möchte den FFF zu einem der besten Verbände machen. Mitglieder, andere Verbände, Partner, Sozialpartner und die Politik sollen begeistert von uns sein und die eine oder andere Idee von uns kopieren!

www.fff.ch

Fokus auf den regionalen Markt richten

Als grösste Fachgruppe des Verbands Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM) arbeitet der FFF weiter am Ausbau seiner Kompetenzen. «Wir müssen als Verband zu- gunsten unserer Mitglieder immer dann prominent sein, wenn es um das Thema Fenster geht», sagt Dölf Müller, Co-Präsident des FFF, mit Nachdruck. Auch deshalb hat sich der Fachverband mit Markus Hobi als neuem Geschäftsführer verstärkt. Zusammen mit Beat Rudin als Leiter Technik und den FFF-Mitarbeitenden will man kommunikativ in die Offensive gehen. «Es ist unser Ziel, beim Mitglied über verschiedenste Kanäle präsenter zu sein.»

Mehr Austausch mit den Mitgliedern

Das Co-Präsidium und die weiteren Vorstandsmitglieder sind sich aber bewusst, dass es eine Kunst ist, den optimalen Mix zu finden, um die Betriebe nicht mit Informationen zu überfluten und zu überfordern. «Besonders wichtig wird sein, dass keine Einbahnkommunikation entsteht», betont Dölf Müller. «Wir wollen Reaktionen und den Austausch mit den Empfängern. Nur so können wir uns weiter verbessern und der optimale Dienstleister für die Fensterbauer sein.»

Weitere Profilierungsmöglichkeiten erkennen die FFF-Verantwortlichen auch in Richtung Bauherrschaften, Architekten und Planer. Der FFF soll sich bei bestimmten Sachthemen wie Brandschutz, Schallschutz, Renovation, Unterhalt oder Energiesparen im Namen seiner Mitglieder proaktiv bekannt und stark machen.

Eine weitere Aufgabe des FFF sei es, seine Mitglieder auch gegenüber anderen Verbänden und den Behörden zu vertreten. Denn die Rahmenbedingungen und Vorschriften würden immer komplexer. «Gar nicht von den Ideen und Vorgaben der Architekten und Planer zu sprechen.»

Mehr Austausch mit den Mitgliedern

Dölf Müller sieht für den überwiegenden Teil der Fensterbauer die regionale Ausrichtung als grosse Chance. «Es gibt keinen grossen Hersteller in der Schweiz, der den gesamten Markt beherrscht. Zudem vergeben Bauherren und Architekten die Fensteraufträge grösstenteils an Betriebe aus der näheren oder weiteren Region», erklärt Müller. Das ermögliche es den kleineren und mittelgrossen Fensterbauern, an die Aufträge zu kommen. Und was mindestens so wichtig sei: «Die Betriebe müssen den Kontakt zu den Kunden stets aufrechterhalten, diese hegen und pflegen, um wieder präsent zu sein, wenn der nächste Auftrag ansteht.»

Zur Person

Markus Hobi (58) hat nach seiner Ausbildung zum Maschinenzeichner berufsbegleitend das Abendtechnikum in Chur GR besucht und später noch Wirtschaftsingenieur studiert. Er war in seiner beruflichen Laufbahn in verschiedenen leitenden Funktionen in der Maschinenindustrie tätig. Unter anderem leitete er als Präsident während rund sechs Jahren die Fachgruppe Verpackung (Swissmem). Heute lebt Markus Hobi mit seiner Familie im oberaargauischen Reisiswil BE.

Patrik Ettlin, PET

Veröffentlichung: 10. März 2022 / Ausgabe 10/2022

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