Polymere verdrängen Polyurethane

Beim Verlegen des Parketts ist die Wahl des Klebstoffs nur einer von vielen Faktoren fürs Gelingen der Arbeit. Bild: Uzin Utz AG

Klebstoffe.  Moderne Silanklebstoffe haben sich beim Verlegen von Parkett als Mittel der Wahl durchgesetzt. Dennoch ist es kein Kinderspiel, ein schönes, langlebiges Parkett zu legen. Denn viele Faktoren müssen stimmen und berücksichtigt werden.

Die richtige Verwendung von Parkettklebstoffen im Neu- und im Umbau erfordern Können und Erfahrung. Es gilt, technische Vorgaben zu berücksichtigen und auf die Situation angepasste Lösungen zu entwickeln, um so die wertvollen Parkettböden zu verlegen. Dabei spielt der Faktor Zeit immer eine grosse Rolle.

Denkt man an den Beginn der industriell gefertigten Parkettklebstoffe Anfang der 1980er-Jahre, so wird schnell klar, wie stark sich die heutigen Produkte verglichen mit den damaligen Möglichkeiten gewandelt haben. So wurde 1992 der Zweikomponentenklebstoff (kurz: 2K-Klebstoff) lanciert, der sehr hart wurde und das Schwinden und Quellen des Holzes kaum aufnehmen konnte. Seit 2001 sind einkomponentige, silanmodifizierte Polyurethan-Klebstoffe (1K-SMP-Klebstoffe) auf dem Markt erhältlich, die es von elastisch bis hart-elastisch gibt. Silane sind chemische Verbindungen von Silicium und Wasserstoff. Solche 1K-SMP-Klebstoffe können nach der Abbindezeit die Holzbewegungen aufnehmen und so Risse in der Klebstoffschicht zwischen Parkett und Estrich, also Unterlagsboden, verhindern. Dagegen werden Dispersionsklebstoffe heute praktisch nicht mehr verwendet, unter anderem weil lange Parkettriemen damit schwierig zu verkleben sind. Zu rund 80 Prozent werden aktuell überarbeitete, silanbasierende Reaktionsklebstoffe eingesetzt, wie aus Zahlen der europäischen Klebstoffhersteller hervorgeht (siehe Grafik im Kasten). Diese enthalten keine Gefahrenstoffe mehr – und sie können auch ohne besondere Schutzmassnahmen verarbeitet werden. Die Klebstoffe sind nicht nur für den verarbeitenden Schreiner, sondern auch für den Kunden und das Raumklima ein grosser Gewinn.

Von elastisch bis hart

Ein weiterer Vorteil dieser silanbasierenden Klebstoffe ist, dass sie die ganze Palette von elastisch über hart-elastisch bis zu hart abdecken, und sie können je nach Parkett und Untergrund eingesetzt werden. So kann das Lager an Parkettklebstoffen optimiert werden, denn diese SMP-Klebstoffe können auch in Nassräumen, beispielsweise im Bad, oder bei Fussbodenheizungen verwendet werden und so das leichte, aber stetige Schwinden und Quellen des Parketts aufnehmen.

Höhere Nachfrage wegen Corona

Mit der aktuellen Covid-19-Pandemie haben sich die Lieferfristen der einzelnen Rohstoffe auch bei den Parkettklebstoffen erhöht. Gleichzeitig besitzen sie keine lange Lagerzeit und müssen in einer bestimmten Zeit – je nach Rohstoff – zum Parkettkleber weiterverarbeitet werden. Dazu kommt, dass die Rohstoffe teurer geworden sind.

Weil viele Kunden vergangenes Jahr ihr Eigenheim aufgewertet haben, zum Beispiel einen neuen Parkettboden einbauen liessen, stieg die Nachfrage nach Parkettklebstoffen entsprechend an. Wegen der Hygienemassnahmen und der limitierten Mitarbeiterzahlen in der Produktion konnte der Schichtbetrieb nicht immer aufrecht gehalten werden, was dann wiederum das Angebot schmälerte.

Anforderungen an den Parkettklebstoff

Der Klebstoff ist das wichtige Bindeglied zwischen dem Parkettboden und der Spachtelmasse respektive der Grundierung des Estrichs. Daher trägt der Klebstoff im Wesentlichen dazu bei, dass der gewünschte Parkett- und Riemenboden auch noch nach Jahren den Ansprüchen der Kunden entspricht und keine Fehler aufweist. «Kunden kaufen mit Parkett ein Naturprodukt, das fertig verlegt wie ein perfektes Foto aussehen soll. Diese Erwartung ist aber falsch. Hier muss richtig beraten werden. Leichte Unebenheiten im Untergrund sind bei grossformatigen Parkettriemen bereits eine grosse Herausforderung an den Parkettklebstoff und deren Hersteller. Daneben herrscht ein starker Preiskampf für Parkettklebstoff. Da zeigt sich, dass Qualität ihren Preis hat», sagt Roger Steffen, Verkaufsleiter der Firma Sika Schweiz AG.

Ein breites Anwendungsspektrum

Die Uzin Utz Schweiz AG mit Verwaltungshauptsitz in Buochs NW steht für Bodenkompetenz und hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1933 zu einem führenden Anbieter für Bodensysteme in der Schweiz entwickelt. Das zur Uzin-Utz-Gruppe mit Sitz in Ulm (D) gehörende Unternehmen entwickelt stetig neue Klebstoffe, so auch Parkettklebstoffe.

Der Silanklebstoff «Uzin MK 250» ist ein 1K-STP-Parkettklebstoff, also ein silan-terminierter Polymer-Klebstoff, der die Festigkeit eines 2K-PUR-Klebstoffs mit dem Handling eines 1K-Produktes vereint. Der lösemittel- und wasserfreie, harte Klebstoff ist verarbeitungsfreundlich, gut verstreichbar, be- sitzt einen guten Riefenstand und ein hohes Füllvermögen. Riefenstand steht für die Eigenschaft, dass das Streifenmuster des Spachtels nicht zerläuft. Zudem überzeugt der Klebstoff durch eine hohe Saughaftung, und er ist sehr kompakt. Seine Festigkeit ermöglicht ein Anwendungsspektrum, das alle üblichen Parkettarten umfasst. Dies macht ihn zum Allrounder bei der Parkettverlegung. Mit dem neuen Produkt ist es Uzin gelungen, auf weichmachende Inhaltsstoffe zu verzichten. Die neue Rezeptur verhindert Wechselwirkungen mit allen auf dem Markt befindlichen Parkettlacken, -ölen und -wachsen.

www.uzin-utz.ch

Auf den Boden knien war gestern

Die Sika Schweiz AG mit Hauptsitz in Zürich hat ein breites Parkett- und Bodenbelagsklebstoffsortiment. Damit der Schreiner diese Klebstoffe ergonomisch und effizient auftragen kann, wurde ein neues Applikationsgerätesystem mit Akkubetrieb entwickelt: der Sikabond-Dispenser «3600 Power». Dieser funktioniert mit dem SMP-Klebstoff «Sikabond AT-82N» oder mit dem PU-Klebstoff «Sikabond AT 52 Parquet». Beim Sikabond-Dispenser «3600 Power» werden zwei Schlauchbeutel zu 1800 ml unten eingefüllt, und anschliessend können rund sechs Quadaratmeter Parkettkleber aufgetragen werden. Geschwindigkeit und Druck können manuell nach Wunsch reguliert werden. Neben den Düsen sind Rädchen montiert, die das Auftragen erleichtern. Durch die gleichmässige Applikation wird eine homogene Parkettklebstoffraupe auf den Estrich gedrückt. Dies spart Klebstoff. Die Zeiten, in denen man am Boden kniend mit Spachtel in der Hand SMP-Klebstoffe auftrug, sind vorbei, und dank der einfachen Handhabung des Dispensers kann ergonomisch gearbeitet werden.

www.sika.ch

Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete

Der beste Parkettkleber und das beste Applikationsgerätesystem nützen nichts, wenn der Estrich nicht richtig vorbereitet ist. Aus diesem Grund bietet das Schweizer Familienunternehmen Gyso AG aus Kloten ZH Beratungen auf der Baustelle an. Dies durch Mitarbeitende mit handwerklichem Hintergrund. So können komplizierte Details gemeinsam mit dem Schreiner erarbeitet werden. Zudem werden je nach Komplexität auch technische Prüfungen im Labor in Kloten durchgeführt. So können der richtige Aufbau des Bodens beziehungsweise der richtige Parkettkleber definiert und überprüft werden. Die Produkte können mit einem Login im Webshop des Unternehmens bestellt werden. Geliefert wird in der Regel innerhalb von 24 Stunden, je nach Verfügbarkeit. Auf der Website sind ausserdem sämtliche Datenblätter zu finden. Die Gyso AG stellt nicht selber Klebstoffe her, sondern verkauft die Produkte des deutschen Herstellers Bostik.

www.gyso.ch

Kleines Klebstoff-kompendium

Die Parkettklebstoffklassen

Polyurethanklebstoffe (PUR-Klebstoffe) härten elastisch aus und sind wasser- und lösemittelfrei. Zweikomponentige Klebstoffe (2K) bestehen aus einem Harz, das mit einem Härter gemischt werden muss. Dieser ist ebenfalls wasser- und lösemittelfrei. Diese 2K-PUR-Klebstoffe können kennzeichnungspflichtig sein.

Die silanmodifizierten Polymere (SMP) sind einkomponentige Hybrid-Klebstoffe, die aus Polyethylen mit Aminosilan bestehen. Aminosilan hat die Aufgabe des Haftvermittlers im Klebstoff. Diese härten elastisch aus und sind ebenso wasser- und lösemittelfrei. Diese 1K-SM-Polymere sind nicht kennzeichnungspflichtig.

Welcher Kleber ist der richtige?

Dazu sind folgende Punkte zu berücksichtigen:

  • Aus welcher Holzart respektive welcher Materialzusammensetzung besteht das zu verarbeitende Parkett? Wird das Material bei Feuchtigkeit aufquillen, oder bleibt es massstabil?
  • Wie saugfähig ist der Unterlagsboden bzw. Estrich, und nimmt er Wasser auf? Hält er Spannungen aus, wenn der Parkettboden leicht «arbeitet»?
  • Wie lässt sich der Parkettklebstoff verarbeiten, und wie lange muss dieser aushärten? Braucht es zusätzlich spezielle Schutzmassnahmen oder Utensilien?
  • Ist der Parkettklebstoff für den Einsatzort, zum Beispiel im Bad oder über der Fussbodenheizung, geeignet?

Vier Schlüsselbegriffe der Verarbeitung

Die Topfzeit beschreibt die Zeit, in welcher der Parkettklebstoff nach dem Öffnen der Verpackung respektive nach dem Anmischen des Parkettklebstoffes verarbeitet werden kann.

Die offene Zeit , auch Einlegezeit genannt, beschreibt die Zeit, in welcher das Parkett auf dem aufgetragenen Parkettkleber verlegt werden kann. Dies ohne Verminderung der Klebewirkung.

Die Trocknungszeit ist jene Zeit, in welcher der Parkettkleber noch beweglich ist und Fugen im Parkett leicht verschoben werden können, bevor er aushärtet.

Die Abbindezeit ist die Aushärtezeit des Parkettklebers. Erst nach der vollständigen Abbindezeit darf der Parkett- bzw. der Riemenboden betreten und weiterbearbeitet, beispielsweise abgeschliffen oder versiegelt, werden.

Die Zeitangaben für alle vier Begriffe des jeweiligen Produkts sind auf der Verpackung respektive dem Gebinde oder auch auf der Homepage des jeweiligen Klebstoffherstellers ersichtlich.

Halten und Haften

Adhäsion stellt die Verbindung zwischen Parkettkleber und Estrich respektive Parkett her. Das heisst, wenn zu hohe Adhäsionskräfte wirken, kann der Parkettkleber im Estrich oder auf der Unterseite des Parketts die Verbindung stören und möglicherweise ausreissen.

Kohäsion hingegen beschreibt die innere Festigkeit des Parkettklebstoffes. Das heisst, wenn zu hohe Kohäsionskräfte wirken, kann die Parkettklebstoffschicht reissen, und auf dem Estrich wie auch auf der Unterseite des Parketts sind Klebstoffreste vorhanden.

Marktanteile der Klebstoffklassen

Gemäss einer Statistik der europäischen Klebstoffhersteller haben sich die silanmodifizierten Polymere mit fast 80 Prozent Marktanteilen durchgesetzt, gefolgt von den PUR-Klebstoffen.

Michael Berger, MB, MB, MB, MB

Veröffentlichung: 17. Februar 2022 / Ausgabe 7/2022

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