Schlösser für automatische Lösungen

Bei Einfamilienhäusern nimmt die Nachfrage nach automatisierten Türlösungen zu. Bild: Siegenia

Motorenschlösser.  Der Trend nach intelligenten Produkten, die den Nutzer in den eigenen vier Wänden aktiv unterstützen, nimmt laufend zu. Damit sich Türen mit ihren zahlreichen Anforderungen automatisch verriegeln und öffnen können, bedarf es eines Schlosses mit Motor.

Die Automatisierung wird in den eigenen vier Wänden immer mehr zum zentralen Thema. Wo früher vor allem die Lüftungsanlagen über die Haustechnik angesteuert wurden, sollen heute auch Küchen- und Haushaltsgeräte sowie Fenster und Türen mit der digitalen Schaltzentrale im Haus kommunizieren. Im Bereich der Türtechnik verbindet man mit der Automatisierung primär Zutrittslösungen. Schlösser können über Scanner, Fingerprints, Chips und Sensoren genau erkennen, wer die Tür begeht, und den Zutritt je nach Voreinstellung gewähren oder verweigern. Damit eine Tür anschliessend auch geöffnet werden kann, benötigt es ein Motorenschloss, das sich automatisch verriegeln und öffnen lässt.

Stark steigende Nachfrage

Die Schlosshersteller sowie die Verarbeiter spüren eine stark wachsende Nachfrage nach elektromechanischen Schlössern und Funktionen, die einen solchen Mehrwert erbringen. Laut dem Hersteller Glutz besteht vor allem beim Öffnen aus der Ferne und beim berührungslosen Zutritt ein grosses Wachstumspotenzial. Wenn an einer Eingangstür ein Drehflügelantrieb eingebaut ist, ist ein Motorenschloss die richtige und ergänzende Lösung zur Automatisierung. Bei solchen Türlösungen vereinen Motorenschlösser Komfort, Hygiene und Sicherheit. «Vor allem die Vernetzung mit dem Smarthome wird im Sektor der Einfamilienhäuser immer gefragter», sagt Patrick Jost, Leiter Kompetenz-Center Türtechnik/Zutritt bei der Rudolf Geiser AG in Langenthal BE. Berührungsloses Öffnen ist nicht zuletzt durch die Pandemie stark im Kommen, auch bei Ausschreibungen sind Eigenschaften wie Barrierefreiheit sowie digitale und automatisierte Lösungen immer häufiger festgelegt. Solche Umsetzungen sind in der Praxis nur mittels Motorenschlössern möglich.

Modularer Aufbau mit Plug and Play

Die meisten Hersteller bauen ihre modernen Schlösser modular auf und konstruieren diese für den Einsatz in unterschiedlichen Profilarten wie Alu, Kunststoff, Holz oder Metall. Dadurch kann in Zukunft eine bestehende Schlossfamilie mit Motorlösungen ergänzt werden, was besonders bei Nachrüstungen wichtig ist. Die Vernetzung solcher Motorenschlösser in ein Zutrittssystem oder in übergeordnete Hausleitsysteme erweitert das Anwendungsspektrum zusätzlich. So wird beispielsweise ein Schloss entriegelt und zieht die Falle automatisch zurück, wenn sich eine zutrittsberechtigte Person der Tür nähert.

In der Anwendung überzeugen besonders Motorenschlösser, die nach dem sogenannten Plug-and-Play-Prinzip arbeiten. Der Schreiner kann beim Einsatz solcher Produkte nach der Montage theoretisch einfach die Kabel zusammenstecken – und das System funktioniert. In der Praxis benötigt es für die erfolgreiche Automatisierung und Einbindung einer Tür jedoch meistens etwas mehr Fachwissen.

Bedürfnisse verstehen und bedienen

Im Alltag steht der Schreiner oftmals vor der Herausforderung, dass ihm für die Offertenerstellung mit automatisierten Lösungen die nötige Erfahrung fehlt. Die Spezialisten im Kompetenz-Center der Rudolf Geiser AG unterstützen den Schreiner von der Ausschreibung über die Planung und Fertigung bis hin zur Inbetriebnahme und Wartung. «Für uns ist es zentral, dass nicht die Produkte im Vordergrund stehen, sondern das Erfüllen der Kundenbedürfnisse», sagt Patrick Jost. Durch diese enge Zusammenarbeit kann der Schreiner seiner Kundschaft neue Dienstleistungen anbieten und kommt so vielleicht an Aufträge, die er vorher aus einer gewissen Zurückhaltung nicht angenommen hätte. «Der Schreiner bleibt bei seiner Kundschaft der alleinige Ansprechpartner, und Geiser übernimmt die technische Verantwortung sowie die Koordination der Schnittstellen auf dem Bau», sagt Jost. Das Kompetenz-Center Türtechnik/Zutritt hat in den letzten drei Jahren vermehrt in die Ausbildung investiert und ist dadurch zertifizierter Partner von allen gängigen Schloss- und Systemanbietern.

Potenzial zur Verbesserung

Neben dem höheren Preis für ein Motorenschloss gegenüber einer herkömmlichen Variante ist die Komplexität eine zentrale Herausforderung. Die Schnittstelle zu übergeordneten Systemen muss einwandfrei funktionieren. Grundsätzlich ist die Elektronik immer noch eine der grössten Hürden, wenn es um die Planung und Installation einer automatisierten Türlösung geht. Nur wenn es dem Schreiner gelingt, gegenüber seiner Kundschaft die Berührungsängste vor der komplexen Elektronik abzubauen, kann er künftig solche Aufträge annehmen.

Weil der Bedarf an elektronischen Schlössern derzeit besonders schnell steigt, wird auch der Schreiner in Zukunft vermehrt mit solchen Anfragen in Kontakt kommen. Dann ist es wichtig, dass er mit einfach aufgebauten Produkten und einem starken Partner die an ihn gestellten Bedürfnisse erfüllen kann.

www.assaabloyopeningsolutions.chwww.glutz.comwww.gela.ch

Mit Motoren aufrüstbar

Mit den automatischen «KFV»-Mehrfachverriegelungen von Siegenia lassen sich Türen bereits durch blosses Zuziehen verschliessen und sicher verriegeln. Für die individuellen Ansprüche und Einsatzzwecke gibt es die Schlösser in diversen Ausführungen. Die Mehrfachverriegelung «AS 2750» schützt mit ihrer dreifachen Selbstverschlussfunktion nicht nur vor Türverzug, sondern bereits im entriegelten Zustand gegen unbefugte Öffnungsversuche durch das Zurückdrücken der Hauptschlossfalle. Auch die Verriegelung der Nebenschlosskästen erfolgt schlüssellos und automatisch über Magnete bei der Mehrfachverriegelung «AS 3500» und mechanisch bei der «AS 3600». Beide Automatikverriegelungen lassen sich mit dem optionalen «A-Öffner»-Motor problemlos zu elektromechanischen Mehrfachverriegelungen aufrüsten. Dann können sie über ein Steuerungs- oder Zutrittskontrollsystem auch automatisch entriegelt werden.

www.siegenia.com

Schlossfamilie mit neuer Prüfbox

Die Schlösser der Produktefamilie «FlipLock motorisch» von Assa Abloy sind modular aufgebaut. Dadurch können die «sFlipLock»-Schlösser mit Einpunktverriegelung und die «mFlipLock»-Schlösser mit Mehrpunktverriegelung universell eingesetzt werden. Dank der Dornmasse zwischen 30 mm und 80 mm sind die Motorenschlösser sowohl in Holz- wie auch in Metalltüren und in Kunststofftüren verwendbar. Zudem zeichnen sich die Schlösser im Objektbereich durch ein hohes Mass an Sicherheit und Brandschutz für verschiedenste Türsysteme aus. Die separat erhältliche «MSL»-Prüfbox bietet einen einfachen und sicheren Nachweis der Funktionsweise, trotz der Komplexität der verbauten Technik. Denn mit der Prüfbox lassen sich unkompliziert verschiedene Betriebsmodi und Zustandswerte der Schlösser abrufen und überprüfen.

www.assaabloyopeningsolutions.ch

Schnelle Tagesentriegelung

Die Schlossfamilie «Mint SVM-motorisch» kombiniert Sicherheit und Komfort. So können in Verbindung mit elektrischen Türantrieben und «Mint»-Motorschlössern automatische Türlösungen realisiert werden. Beim Schliessen der Tür verriegelt das Schloss die drei gehärteten Schlossriegel selbstständig. Der Austritt bleibt bei verriegelter Tür dank der Panikfunktion E jederzeit möglich. Über ein Zutrittssystem lässt sich das Schloss motorisch ansteuern, und durch die schnelle Reaktionszeit der Tagesentriegelung von 0,4 Sekunden lassen sich Durchgangstüren schnell öffnen. Im Tagesbetrieb wird die Tür zusätzlich automatisch in der Falle gehalten und gerade positioniert. Weiter kann über die Einstellung des Schlosses automatisch in den Nachtbetrieb verriegelt werden. Die Schlossfamilie hat vier Betriebsmodi, die je nach Anwendung die richtigen Einstellungen für Komfort, Antrieb oder Überwachung zulassen.

www.glutz.com

Neues Schloss für den privaten Bereich Mit «Secury ePower Home» erweitert Gretsch-Unitas das Programm der Mehrfachverriegelungen für Anwendungen im privaten Bereich. Bei der neuen Verriegelung wird die Tür motorisch geöffnet und wieder verriegelt. Das motorische, selbstverriegelnde Verschlusssystem ersetzt das manuelle Verschliessen mit dem Schlüssel. Die Schliesshaken greifen nach dem Schliessen der Tür motorisch, und die Tür wird verriegelt ohne abzuschliessen. Ein zusätzliches Verriegeln per Schlüssel ist nur dann erforderlich, wenn man den Drücker von innen sperren möchte, beispielsweise zur Kindersicherung. Mit dem Motorenschloss können nach EN 1627 Türen entsprechend RC 2 und RC 3 umgesetzt werden.

www.g-u.com

Noah Gautschi

Veröffentlichung: 02. Dezember 2021 / Ausgabe 49/2021

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