Studium als Wegweiser für die Zukunft


Dank seinem Bachelor-Studium hat Prisco Egli ein breites Wissen, das ihm auch bei der Kundenberatung zugutekommt. Bild: Monika Hurni
Dank seinem Bachelor-Studium hat Prisco Egli ein breites Wissen, das ihm auch bei der Kundenberatung zugutekommt. Bild: Monika Hurni
PaidPost. Das Bachelorstudium eröffnet dank seiner Breite viele Chancen – im Herzen der Branche und darüber hinaus. Für Prisco Egli war es ein Wegweiser für seine berufliche Zukunft und hat ihn letztendlich genau dort hingebracht, wo er hin wollte.
Ein Jahr ist es her, seit Prisco Egli gemeinsam mit seinem Bruder Luzio den Betrieb seines Vaters, die Schreinerei Egli AG in Niederstetten SG, übernommen hat. Die beiden Brüder sind ein hochkarätiges Duo. Nicht nur, weil sie beide einst eine Medaille an den Berufsweltmeisterschaften der Schreiner errungen haben – Prisco die goldene und Luzio die bronzene –, sondern insbesondere auch, weil beide eine Weiterbildung auf höchstem Niveau absolviert haben. Luzio ist eidgenössisch diplomierter Schreinermeister, Prisco darf sich Bachelor of Science in Holztechnik nennen.
Doch weshalb hat sich Prisco bezüglich der Weiterbildung anders entschieden als sein Vater und sein älterer Bruder? «Im Gegensatz zu meinem Bruder war ich mir nicht von Anfang an sicher, ob ich den Betrieb meines Vaters einmal übernehmen werde», erklärt der 30-Jährige. «Das Bachelorstudium ist sehr breit gefächert und nicht wie die Meisterschule vor allem darauf ausgerichtet, einmal einen Betrieb zu führen.» Genau das habe er zu diesem Zeitpunkt gesucht. «Ich wollte erst die ganze Bandbreite sehen, aufs ‹Stägeli› raufstehen und schauen, was es alles gibt, und dann erst meine Entscheidung fällen.»
2012 hat Prisco Egli seine Lehre, inklusiv Berufsmaturität abgeschlossen, danach hat er drei Jahre in der Schreinerei seines Vaters gearbeitet und dabei mitgeholfen, den Betrieb von Oberuzwil SG an den heutigen Standort in Niederstetten zu zügeln und ihn entsprechend der veränderten Bedürfnisse zu erweitern. Zur selben Zeit bereitete er sich auch auf die World Skills vor. Mit der Goldmedaille in der Tasche nahm er 2015 schliesslich das Bachelorstudium an der Berner Fachhochschule (BFH) in Biel in Angriff. Dabei entschied er sich für das Vollzeitstudium. Für ihn habe dieses Modell gepasst. «So war ich während des Studiums mit dem Kopf vollkommen bei der Schule», erklärt er. Ausserdem habe er es geschätzt, am Abend keine Verpflichtungen zu haben und so auch das Studentenleben, mit den Schulkollegen, geniessen zu können, wie er mit einem Lächeln erzählt. Aus dieser Zeit seien ihm auch einige gute Kontakte geblieben. Um beruflich und vor allem auch menschlich weiterzukommen, wählte Egli bewusst nicht immer den leichtesten Weg. So entschied er sich, das freiwillige Praktikum während des Studiums in Indonesien zu absolvieren. «In der Schweiz wäre ich fachlich sicher weitergekommen, aber da wäre alles in einem geschützten Rahmen gewesen und ich hätte meine Komfortzone nicht verlassen müssen», erklärt er seine Entscheidung. Ausserdem habe er sich im fachlichen Bereich bereits recht sicher gefühlt. «Ich wollte menschlich besser werden», erklärt er. Indonesien wurde für Egli zu einem prägenden und unvergesslichen Erlebnis. Er entwickelte eine starke Bindung zu den Menschen dieses Landes und so widmete er seine schriftliche Bachelorarbeit dem Weg des Leichtholzes Albasia von der Plantage bis in die Sägerei und versuchte darin zu ergründen, wo auf diesem Weg am meisten herauszuholen sei, um den Bauern ihren Lebensunterhalt zu sichern.
Nach dem Grundstudium im ersten Studienjahr stehen den angehenden Bachelors die beiden Vertiefungsrichtungen Timber Structures and Technology (TST) oder Process and Product Management (PPM) offen. Während bei TST der Fokus auf dem Bereich der Statik liegt, widmet sich PPM der Prozessoptimierung. Egli hat sich für Letzteres entschieden. Besonders am Studium geschätzt hat Egli den starken Praxisbezug. «Wir haben nicht irgendwelche Arbeiten fürs ‹Ablagefächli› gemacht, sondern konnten Projekte mit und für Firmen realisieren, die dann auch wirklich zum Einsatz kamen», erklärt er. Das Studium sei fachlich sehr breit gefächert, die Tiefe müsse man sich später selber erarbeiten. «Für mich war das der Idealfall», sagt Egli: «Ich habe einen breiten Überblick erhalten und gelernt, Zusammenhänge zu erkennen.»
Während des Studiums wurde Egli klar, dass er nach dessen Abschluss den Familienbetrieb gemeinsam mit seinem Bruder übernehmen wollte. «Ich habe immer gewusst, dass das zu mir passen könnte, hatte aber das Bedürfnis, erst alle Möglichkeiten zu sehen, bevor ich mich zu diesem Schritt entscheide», resümiert er rückblickend. Heute ist er im achtköpfigen Betrieb vor allem für die Projektleitung, den Verkauf und das Marketing zuständig, während sich sein Bruder um die Werkstatt, die Ausbildung der beiden Lernenden und die Administration kümmert. «Wahrscheinlich ist es gut, dass wir uns bei der Weiterbildung für einen anderen Weg entschieden haben», sagt Egli. «Wir ergänzen uns extrem gut und können immer wieder voneinander lernen.»
«Das Studium hat mir alle Möglichkeiten geöffnet und mich am Ende dorthin geführt, wo ich hingehöre», resümiert Egli seinen Werdegang. Am meisten profitiert habe er auf der menschlichen Ebene. «Ich habe ein Verständnis entwickelt für die Bedürfnisse meines Gegenübers und kann so auf dessen Wünsche eingehen.» Auch habe er an Selbstsicherheit gewonnen. «Ich kann hinstehen und meine Lösung vertreten.» Spannend sei auch zu sehen, welche Aus-senwirkung so ein Abschluss habe. «Dank meiner Weiterbildung werde ich von Geschäftspartnern anders wahrgenommen.» Das Bachelorstudium hat Egli eine gewisse Ruhe gegeben. «Nun fühle ich mich nicht mehr im Zugzwang, kann aber jederzeit noch eine Weiterbildung machen, wenn mich ein Thema interessiert.»
Das Studium kann an der Berner Fachhochschule (BFH) in Biel Vollzeit in sechs Semestern oder Teilzeit in acht Semestern absolviert werden. Optional ist ein einjähriges Praktikum.
Berufliche Voraussetzungen:
An den Bachelor kann in einem Voll- oder Teilzeitstudium in vier respektive fünf bis sechs Semestern der Master
of Science in Wood Technology angehängt werden.www.bfh.ch
«Heute kann er eher einen Fünfer gerade stehen lassen» Alex Egli ist seit dem 1. Juni pensioniert. Seinen Betrieb, die Schreinerei Egli AG, hat
er bereits vor einem Jahr an seine beiden Söhne übergeben.
Herr Egli, ist es Ihnen schwergefallen, sich ausdem Betrieb zurückzuziehen?
Alex Egli: Nein, überhaupt nicht. Ich freue mich auf den neuen Lebensabschnitt und darauf, einfach Zeit zu haben für alles, was bisher oft zu
kurz gekommen ist. Ausserdem habe ich uneingeschränktes Vertrauen in meine beiden Söhne. Die packen das.
Wie haben Sie die Entwicklung Ihres Sohnes Prisco während seines Bachelorstudiums erlebt?
Er ist menschlich extrem gereift – erwachsen geworden. Heute kann er eher einmal einen Fünfer gerade stehen lassen. Er packt viele Probleme anders an und hat so einen frischen Wind in den Betrieb gebracht.
Wo sehen Sie den Wert einer solchen Weiterbildung?
Das Studium an der BFH ist sehr vielseitig und gibt einen Überblick über ein breites Spektrum. So wird es leichter, einzelne Abläufe in ihrem Zusammenhang zu erkennen, man gewinnt an Sicherheit und das Arbeiten macht mehr Spass. Prisco ist dank der Weiterbildung viel selbstsicherer geworden.
Veröffentlichung: 29. September 2022