Ungelüftete Whisky-Geheimnisse

Daniel Kissling (47) mag die berufliche Abwechslung mit Archäologie und Whisky-Import.

Nach Spuren vergangener Zeiten zu suchen, das ist der Arbeitsalltag von Daniel Kissling. Als Facharbeiter beim Archäologischen Dienst des Kantons Bern gräbt er seit bald einmal 30 Jahren alte Bauwerke und Gegenstände aus. Nach Schreinerlehre und Rekrutenschule schaufelte der gebürtige Aargauer einen Sommer lang die Überreste alter Kirchenmauern frei – und blieb gleich im Job. «Archäologie hat mich eigentlich schon immer interessiert. Es ist Spannung pur, wenn bei einer Ausgrabung jeden Moment etwas zum Vorschein kommen kann», erklärt er seine Faszination für den Beruf.

Heute gehören zu seinen Aufgaben Büroarbeiten ebenso wie die körperlich anstrengende Arbeit auf der Ausgrabungsstelle. Im Sommer überwacht er auf zahlreichen fundverdächtigen Baustellen die Aushubarbeiten. Kommt etwas zum Vorschein, ordnet Daniel Kissling eine sogenannte «Rettungsgrabung» an, bei der archäologische Funde sichergestellt werden, bevor neu gebaut wird. Die Archäologenteams graben dann die Funde aus, dokumentieren die Fundstellen mit Bildern, Plänen und Texten und bringen Fundgegenstände ins Archiv. Im Winter wertet der dreifache Familienvater gemeinsam mit studierten Archäologen die Funde aus. Dem 47-Jährigen fehlt eine richtige Ausbildung, doch die macht er durch seine jahrelange Erfahrung wett. Er ist einer der dienstältesten Techniker beim Archäologischen Dienst. In der Grabungstechnik, die ihn besonders interessiert, sind nicht nur kräftige Arme zum Schaufeln gefragt, sondern auch handwerkliches Geschick und eine Portion Feingefühl. Um sich einen theoretischen Hintergrund zu erarbeiten, sass er regelmässig als freier Hörer in Lehrveranstaltungen des Seminars für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Bern.

Dass Daniel Kissling vor rund zehn Jahren zwischenzeitlich den Archäologischen Dienst verliess, hat mit einer anderen grossen Leidenschaft zu tun. Seit über zwei Jahrzehnten ist er Whisky-Liebhaber und gründete den ersten Whisky-Club in der Schweiz. Inzwischen gilt er als einer der ganz grossen Experten. Regelmässig schreibt er im Fachmagazin «Whisky Time» über seine Verkostungen oder über Besuche bei Herstellern. «Whisky ist so vielfältig wie keine andere Spirituose. Besonders spannend finde ich auch, dass es noch so viele ungelüftete Geheimnisse gibt.» Seit den 1990er Jahren importiert die kleine Firma, die er gemeinsam mit seiner Frau am Wohnort im freiburgischen Gurmels betreibt, exklusive Destillate von vier schottischen Familienbetrieben. Einblicke in das Geschäft mit dem Hochprozentigen erhielt er bei Arbeitseinsätzen bei einer schottischen Destillerie und bei Importeuren in der Schweiz. Mittlerweile vertreiben die Kisslings unter dem Label «The Stillman’s» eine eigene Single-Cask-Malt-Selektion sowie ein dunkles Bier aus dem Whiskyfass. Dass sich beim Import das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden lässt, gefällt Daniel Kissling besonders. Zwei bis drei Mal jährlich fährt er nach Schottland zum Einkauf und besucht seine Geschäftspartner – und Freunde, die er dank des schottischen Lebenswassers gewonnen hat. «Land und Leute gefallen mir enorm und das Selektionieren der Destillate ist ein Genuss.» Um noch mehr Zeit in eigene Projekte stecken zu können, hat er kürzlich sein Arbeitspensum beim Archäologischen Dienst auf 60% reduziert. Die zusätzliche Zeit will er unter anderem nutzen, um wieder Schwyzerörgeli-Stunden zu geben. Seit Kindheit spielt er das Instrument und noch immer tritt er regelmässig auf – derzeit mit dem Schwyzerörgeli-Trio Bühler-Kissling-Hefti. «Mir geht es einfach gut, wenn ich verschiedene Dinge gleichzeitig machen kann – diese Vielfalt ist für mich echte Lebensqualität», sagt er und wirkt dabei durchaus zufrieden.

«Whisky ist so vielfältig wie keine andere Spirituose.»

fg

Veröffentlichung: 06. September 2012 / Ausgabe 36/2012

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